Der großer Hype um den Ikea-Teppich
Früher, in den 70er-Jahren, kam es alle naselang vor: Der Teppichklau ging um, wertvolle handgeknüpfte Arbeiten schafften es über "Aktenzeichen XY ungelöst" ins Fernsehen. Aber was muss heute eigentlich passieren, damit der Teppich in den Medien Beachtung findet? Das fragt man am besten den Möbelriesen Ikea, denn der weiß, wie’s geht.
Man nehme: erstens einen ultra-hippen, übercoolen Badass-Designer (Virgil Abloh, Gründer des Modelabels Off-White) und lasse ihn einen Teppich entwerfen. Dieser Teppich muss zweitens - ganz wichtig! - unbedingt in limitierter Auflage erscheinen; in Deutschland etwa hat sich Ikea auf 1.300 Exemplare beschränkt. Und drittens - jetzt kommt der Extrakniff - darf der Teppich nicht so ohne Weiteres für jedermann und -frau erhältlich sein. Stattdessen muss der Interessent sich erst bei Ikea anmelden, um seine Berechtigung zum Teppichkauf mit viel Glück im Losverfahren zu gewinnen. Inzwischen werden die teils originalverpackten Statement-Pieces bei Ebay für bis zu 5.000 USD gehandelt, also für etwa das Zehnfache des Originalpreises.
In Belgien wiederum soll den Teppich nur bekommen, wer ihn auch wirklich für sich selbst haben will. Wie man das verifiziert? Teppich-Interessenten werden gebeten, sich ein Headset aufzusetzen, das beim Betrachten des Teppichs Herzschlag und Gehirnströme misst. Auch darüber schreibt die Publikumspresse.
Top Publicity und 1300 Teppiche verkauft: ein bemerkenswerter Marketing-Schachzug also für Ikea. Und ganz nebenbei auch Werbung für den Teppich im Allgemeinen.•
aus
Carpet! 03/19
(Teppiche)