Haghnazari-Teppiche in Frankfurt am Main: Die High-End-Nische funktioniert


In seiner Frankfurter Galerie zeigt Carpet-Star-Gewinner Anoshirvan Haghnazari nur das Edelste vom Edelsten - und hat damit Erfolg. Dahinter stecken harte Arbeit, Investitionen in Marketing-Aktivitäten und viel Herzblut und Begeisterung für den Teppich.

Anoshirvan Haghnazari kann sich glücklich schätzen. Seine Teppichgalerie in Frankfurter Top-Lage hat er erst 2017 neu eröffnet; hierfür wurde er von Carpet! Magazine 2018 mit einem Carpet Star ausgezeichnet. Inzwischen verkauft er erfolgreich sehr hochwertige Designerteppiche. "Trotzdem gebe ich mich nie zufrieden", sagt der studierte Immobilienökonom. Das ist auch der Motor hinter seinem geschäftlichen Erfolg: sich nicht auf dem bisher Erreichten auszuruhen, sondern immer noch ein bisschen besser zu werden. Und sich nicht so schnell einschüchtern zu lassen: "Die Teppichbranche ist schwer einzuschätzen: Manchmal läuft nichts, manchmal ganz viel", erklärt Haghnazari.

Konsequentes High-End-Sortiment

Dass bei Haghnazari-Teppiche immer häufiger "ganz viel" läuft, ist nicht zuletzt auf seine konsequente Sortimentsgestsaltung zurückzuführen. Im Ladengeschäft zeigt er vor allem Teppiche dreier High-End-Anbieter: Hossein Rezvani, Jan Kath und Zollanvari. Handgeknüpfte, sehr hochwertige Designerteppiche von transitional bis modern also, die ihren Preis haben. Für Haghnazari eine Nische, die funktioniert: "Wer einen solchen Teppich kauft, der lässt ihn sich auch etwas kosten." Das Budget ist in Haghnazaris Zielgruppe grundsätzlich vorhanden; immerhin kaufen einrichtungsaffine, entsprechend wohlhabende Menschen mit großer Selbstverständlichkeit Couchgarnituren für fünfstellige Euro-Beträge. In Sachen Teppiche ist das - noch - nicht so selbstverständlich. Aber Haghnazari ist auf dem besten Weg dorthin.

Seine Kunden sind zwischen 35 und 80 Jahre alt; der Altersdurchschnitt liegt bei etwa 50 Jahren. Hin und wieder schauen auch Inneneinrichter oder Innenarchitekten vorbei, doch in der Regel kommen Privatpersonen. "Die meisten sind Teppichlaien und schauen zuerst auf die Optik, aufs Design", erklärt Haghnazari. "Aber man braucht kein Experte zu sein, um die hohe Qualität unseres Sortiments zu erkennen."
Marketing-Maßnahmen und Events

Wer zu ihm ins Ladengeschäft kommt, der will meist nicht "einfach nur so" schauen, sondern sucht ganz konkret einen besonderen Teppich. Den Weg in die Berliner Straße 25 in der Altstadt finden Interessenten entweder durch eine persönliche Empfehlung, durch die geschaltete Werbung in Lifestyle-, Architektur- oder Einrichtungsmagazinen wie "Cube" oder "Grund Genug" oder durch einen Bericht in der Tageszeitung. Auch ehemalige Kunden seines Vaters suchen seinen Laden auf; der hatte ebenfalls ein Teppichgeschäft betrieben.

In Sachen Medienkontakt ist Anoshirvan Haghnazari umtriebig. Unterstützung hat er sich in Form der Münchner PR-Agentur Lohr-Nehmer geholt. Gemeinsam mit den Marketing-Profis organisiert er Veranstaltungen, über die es sich zu berichten loht - wie beispielsweise seine große Eröffnungsfeier mit bekannten Gesichtern aus Teppich- und Fernsehbranche. Oder die Event-Reihe "Masterpieces", ein Gemeinschaftsprojekt von Haghnazari Teppiche und dem High-End-Küchenausstatter Bulthaup: In einem denkmalgeschützten Gewölbe präsentierten beide Seite an Seite ihre Küchen- und Teppichhighlights. Was der Teppich mit einer Küche gemeinsam hat? "Beides sind zentrale Treffpunkte für den Austausch von Familien und Menschen." Irgendwie logisch. Wer auch mal um die Ecke denkt, entdeckt dabei Naheliegendes, das bisher bloß noch nicht sichtbar war.

Die Teppiche wirken lassen

Viel zu entdecken gibt es auch in dem hellen, geräumigen, bewusst schlicht und geradlinig gestalteten Haghnazari-Showroom: Teppiche nämlich. Das Ladengeschäft mit dem glatten Betonfußboden, den rechteckigen Stützpfeilern und den weißen Wänden rückt als edle, schlichte Kulisse die Designerstücke in den Fokus. Selbst die Stapel sind dekorativ: in "Handtuchfaltung" zusammengeschlagene Teppiche sind zu ordentlichen kleinen Türmchen aufgeschichtet - den Flor nach außen, sodass sich die Materialität gut erkennen lässt.

Die wenigen Möbelstücke im Ladengeschäft sind ebenfalls geschickt platziert und stammen aus dem Frankfurter High-End-Einrichtungshaus Leptien 3. Umgekehrt bereichern Haghnazari-Teppiche die Wohninszenierungen dort. Wer sich dafür interessiert, den verweist Leptien an die Teppichgalerie. Und Haghnazari empfiehlt seinerseits Leptien 3, wenn seine Besucher auch nach Möbeln oder Einrichtungskonzepten suchen.

Erfolgreiche Kundenbesuche

Kommt ein Kunde in die Galerie, dann weiß Haghnazari dessen Interesse an edlen Teppichen zu kanalisieren, bis das passende Stück gefunden ist: "Ich zeige ihm verschiedene Teppiche, im Laden oder per Mail und bitte ihn dabei, sich ausschließlich auf das Design zu konzentrieren. Zu entscheiden, in welche Richtung es gehen soll." Die Farben lassen sich schließlich anpassen, ebenso die Größe.
Auf die individuellen Bedürfnisse des Kunden, das Zusammenspiel mit dessen Einrichtung, können sowohl Haghnazari als auch sein Kunde am besten beim letzterem zu Hause eingehen: "Dort verkaufe ich die meisten Teppiche." Normalerweise bringt der Händler sechs bis sieben Stücke zur Auswahl mit; mehr würden nur verwirren. Dafür brauche man allerdings einen gewissen Teppichbestand in der Hinterhand. Fast jeden Samstag ist Haghnazari in Sachen Kundenbesuche unterwegs - "aber das mache ich auch gern". Rund zwei Stunden dauert so ein Termin; erst letztens habe er in drei Stunden zwei Teppiche verkauft, obwohl nur einer angedacht war.

Auch der Abschluss funktioniert beim Kunden zu Hause am besten; nach Möglichkeit macht Haghnazari dort gleich "Nägel mit Köpfen" und schreibt den Auftrag für die meist individuelle Anfertigung. Die Farben, in denen das Wunschdesign umgesetzt wird, wählt der Kunde mit Haghnazaris Unterstützung an einem Farbsystem-Koffer aus. Die Produzenten vor Ort arbeiten mit dem gleichen Koffer, können also die Farben 1:1 reproduzieren. Bevor losgeknüpft wird, entsteht meist zunächst ein Rendering am Computer: ein digitales Bild des Teppichs, das schon einmal das Zusammenspiel der Farben und die Gesamtwirkung auf den Monitor bringt.

Traditionelle Teppiche
auf Nachfrage

Rund 80 bis 90 % aller bei Haghnazari verkauften Teppiche sind solche individuellen Anfertigungen mit modernen beziehungsweise "transitional" Designs. Traditionelle oder antike Teppiche kann man bei Haghnazari ebenfalls bekommen, allerdings auf Nachfrage. "Ich selbst liebe diese Teppiche auch, will die Themen im Showroom aber nicht vermischen. Hier stelle ich konsequent modernes und transitional Design aus. Fragt aber jemand danach, kann ich ihm mein Angebot schon mal auf dem Monitor zeigen - und die Teppiche auf Wunsch in den Laden holen oder beim Interessenten vorbeibringen."

Wenn Anoshirvan Haghnazari "ich" sagt, dann meint er das auch so. Der Frankfurter Showroom ist eine reine One-Man-Show, höchstens bei Teppichlieferungen oder -vorführungen engagiert er Hilfskräfte. Denn: "Es ist mir ein Anliegen, meine Kunden selbst zu bedienen." •
aus Carpet! 03/19 (Handel)