Themenschwerpunkt Best Ager: Zukunftsmarkt fürden Bettenfachhandel
Hamburg. Best Ager, Silver Ager, Generation 50plus oder Senioren - egal wie man die Altersgruppe ab 50 aufwärts nennt: Früher als Zielgruppe weitgehend links liegen gelassen, werden sie heute von Industrie und Handel immer stärker umworben. Schließlich wächst nicht nur ihre Zahl unaufhörlich, auch die Kaufkraft bietet viel Potenzial. Das sollte sich auch - oder gerade - der Bettenfachhandel nicht entgehen lassen.
Leben und wohnen im Alter ist ein unwahrscheinlich großer Zukunftsmarkt. Und das bedeutet auch eine enorm große Chance für den Bettenhandel", rückte MZE-Vertriebsleiter Helmut Stauner im Juni auf der Leitmesse Schlafen die stetig wachsende Zielgruppe in den Fokus. Schließlich bringen die Best Ager alles mit, was sie für den Handel attraktiv machen: Sie sind konsumfreudig, qualitätsbewusst, zahlungskräftig und ihre Zahl steigt ständig.
Fit und aktiv fordern die Babyboomer, die geburtenstarken Jahrgänge der in der Zeit von 1955 bis 1969 geborenen, die nach und nach in den Ruhestand gehen, einen Platz in der Mitte der Gesellschaft. Und der soll möglichst komfortabel sein - gerade wenn es um das eigene Zuhause geht.
Das Thema Wohnen steht hoch im Kurs bei der Generation 50plus: Gemütlich soll es sein, geschmackvoll, aber nicht zuletzt auch funktional. Zusätzlich sind die jungen Alten gut beraten, an die Zukunft zu denken und bei der Gestaltung ihres Wohnraums auch mögliche Einschränkungen im höheren Alter zu berücksichtigen.
Vor allem im Schlafbereich lässt sich da mit der richtigen Ausstattung vorsorgen. Von motorischer Höhenverstellbarkeit über veränderbare Liegepositionen bis hin zu intelligenten Lichtkonzepten bieten moderne Komfortbetten viele nützliche Annehmlichkeiten - ohne Abstriche beim Design zu machen. Denn was die Best Ager auf keinen Fall wollen, ist ein altbackenes Senioren- oder gar ein klassisches Pflegebett. Funktionen, die den Komfort erhöhen, kommen hingegen gut an - selbst wenn sie ihren Preis haben.
Imposante Kaufkraft
Besonders attraktiv macht die Zielgruppe der jungen Alten für den Fachhändler, dass sie nicht nur ein überdurchnittliches Interesse an Einrichtungsprodukten haben, sie können sie sich auch leisten. Mit rund zwölf Milliarden Euro verfügen die Best Ager über eine imposante monatliche Kaufkraft. Und das Ende der Fahnenstange ist noch längst nicht erreicht.
Laut einer Studie des Instituts für Altersvorsorge erben die Best Ager in den kommenden Jahren mehr als drei Billionen Euro. Und - anders als die Generationen zuvor, für die Sparsamkeit die größte Tugend war - scheuen sie sich nicht, ihr Geld auch auszugeben. Qualität ist dabei wichtiger als ein Schnäppchenpreis. So investieren Best Ager beinahe doppelt so viel in Luxusartikel wie die bislang als besonders konsumfreudig geltenden 14- bis 34-Jährigen. Wenn es um die Einrichtung geht, achtet die Generation 50plus bei einer Kaufentscheidung 20 Prozent häufiger auf die Marke als auf den Preis.
Diese Kaufkraft gepaart mit dem Wunsch, möglichst auch im hohen Alter noch in den eigenen vier Wänden leben zu können, bieten ein enormes Potenzial für den Bettenfachhandel. Wichtig ist vor allem, die sensible Zielgruppe richtig einzuordnen. Helmut Stauner definiert drei mögliche Kundengruppen:
•Die Selbstbestimmten ab etwa 45 Jahren. Sie brauchen zwar noch kein Zukunftsbett, wissen den Komfort aber zu schätzen und sorgen für später vor.
•Die bereits etwas Älteren, die unbedingt autark leben wollen, aber bereit sind, teilweise Hilfe und Unterstützung anzunehmen. Ihnen hilft ein Komfortbett, den Alltag zu Hause zu meistern.
•Die tatsächlich Pflegebedürftigen, die ein Bett mit vielen Funktionen brauchen, um versorgt werden zu können.
"Alle Gruppen eint, dass sich ihr Anspruch und die Anforderungen an die Einrichtung in der jeweiligen Lebensphase geändert haben", so der MZE-Vertriebsleiter. Allein auf das Alter zu achten, hält Stauner jedoch für falsch. Einstellung, Lebensstil und Gewohnheiten der Menschen spielten eine ebenso große Rolle. "Es gibt die 70-Jährigen, die sich wie Ende 50 fühlen und auch so leben. Und es gibt die 60-Jährigen, die mit Freude die Großelternrolle übernehmen und sich dem Alter hingeben. Das macht es nicht einfach, die attraktive Zielgruppe zu erreichen."
Der Verband begegnet dieser Differenzierung mit dem Konzept Keno Kent Care - Leben und Wohnen im Alter. "Licht unterm Bett, Licht, das den Weg zum Bad leuchtet, erhöhte Sitzflächen zum Aus- und Einsteigen - es geht um sinnvolle Funktionen, aber ohne Kompromisse im Design", zählt Stauner das Konzept im Schlafbereich auf, das vor allem für die ersten beiden Käufergruppen interessant ist.
Die Aufgabe für den Handel ist klar: Der Bedarf an zukunftssicheren Betten ist da und wächst. Doch es reicht nicht, das Angebot der Nachfrage anzupassen. Vor allem kommt es darauf an, dem Kunden, der sich eigentlich noch zu jung dafür fühlt, nahe zu bringen, dass es sich lohnt, rechtzeitig auf zukunftssicheren und ausbaufähigen Komfort zu setzen. Denn so klappt, was alle sich wünschen. Helmut Stauner: "Das erklärte Ziel ist es, so lange wie möglich vital und selbstbestimmt durchs Leben zu gehen."
Aktiv und kauffreudig: So ticken die neuen Alten
Das Gute zuerst: Die Mehrheit der 65- bis 85-Jährigen in Deutschland blickt zufrieden auf das eigene Leben. Zu diesem Ergebnis kommt die Generali Altersstudie, die das Institut für Demoskopie Allensbach 2017 für das Versicherungsunternehmen durchgeführt hat. Sie fühlen sich gesund - vierzig Prozent sogar ohne Einschränkungen - und jung. Im Durchschnitt liegt das gefühlte Alter 7,5 Jahre unter dem tatsächlichen.
Auch wirtschaftlich geht es den Senioren gut: Die 65- bis 85-Jährigen verfügen im Schnitt über ein monatliches Einkommen von 2.410 Euro. Das sind rund 200 Euro oder zehn Prozent mehr als in einer Vergleichsstudie von 2013. Gespart werden davon nur etwa drei bis vier Prozent. Den Rest geben die kauffreudigen Senioren aus.
Denn ein aktives Leben ist der Mehrheit der Senioren wichtig: Dreiviertel von ihnen legen großen Wert auf das Zusammensein mit anderen, und auch technisch sind die Alten auf der Höhe: Zwei Drittel der 65- bis 74-Jährigen sind regelmäßig im digitalen Netz unterwegs. Bei den 75- bis 85-Jährigen ist es immerhin noch jeder Dritte.
Der demografische Wandel ist da
2030 wird jeder zweite Bundesbürger 50 Jahre oder älter sein. 22,3 Millionen Menschen haben nach Prognosen des Deutschen Instituts für Altersforschung dann sogar bereits die 65-Jahre-Marke überschritten. Aber nicht nur das: Die Lebenserwartung steigt stetig. 2020 erreichen die Deutschen bereits ein Alter von durchschnittlich 79,1 Jahren bei den Männern und 84,1 Jahren bei den Frauen. Gute Nachrichten auch für die heute 65-Jährigen: Nach Angaben des Statischen Bundesamtes hat sich ihre Lebenserwartung erhöht. Männer haben im Schnitt noch 17 Jahre und zehn Monate vor sich, Frauen 21 Lebensjahre. Verbringen wollen sie die Zeit so unabhängig wie möglich.
aus
Haustex 11/19
(Handel)