Betten Schmitt, Berlin: Alle zwei Wochen werden hier neue Erlebnisse inszeniert


Berlin. Im November feiert das Bettenhaus von Mark Schmitt im Berliner Stadtteil Zehlendorf seinen 50. Geburtstag. Bei der Übernahme von seinen Eltern ließ Schmitt das alte Haus abreißen und einen eindrucksvollen Neubau errichten. Seitdem ist seine Baulust geweckt - und noch viel mehr. Mit hohem Aufwand sorgt der Fachhändler mit seinem Team dafür, den Kunden immer wieder neue Einkaufserlebnisse zu bieten. Auch aktuell steht wieder eine neue Hauskonzeption vor der Umsetzung, die neben dem Sortiment auch die Personalentwicklung umfasst.

Mark Schmitt hat für sein Unternehmen eine neue Richtgröße zum Maßstab erhoben. Der Umsatz pro Quadratmeter ist aus kaufmännischer Sicht natürlich ein entscheidendes Kriterium. Doch für den Bettenfachhändler aus dem Berliner Stadtteil Zehlendorf zählt noch etwas anderes: das Erlebnis pro Quadratmeter. "Wir wollen im besten Sinne verführen", so Schmitt, "aber zu nichts, was dem Kunden nicht guttut oder was er nicht braucht."

Diese Verführung startet mit dem Einkaufserlebnis, für das Astrid Kronawitter die Federführung hat. Die Designerin ist für Inszenierungen verantwortlich, die bei Schmitt eine zentrale Rolle spielen. Über mehrere Etagen verläuft die Schaufensterfront, die hierfür zur Verfügung steht. Hier und im gesamten Geschäft wird mit hoher Schlagzahl die Dekoration gewechselt, um immer wieder für Überraschungen zu sorgen.

"Ich erzähle Geschichten im Haus", sagt Kronawitter. "Nichts ist wichtiger, als die gesellschaftlichen Veränderungen zu beobachten. Denn diese Veränderungen geben vor, mit welchen Themen die Menschen unterwegs sind", betont die Deko-Chefin. Ihre Ideen sammelt sie zum Beispiel auf Messen, auch ihre lange berufliche Erfahrung aus dem Trendscouting ist hilfreich. "Sie hat durch ihre jahrzehntelange Erfahrung ein wahnsinniges Geschick, Kernthemen und Trends zu erkennen", lobt Schmitt das kreative Potenzial von Kronawitter und ihrem Team.

So entstehen auch schon mal ungewöhnliche Dekos zu aktuellen Themen. Kronawitter ließ beispielsweise schon einmal sämtliche Flaschen mit Putzmitteln sammeln, derer sie habhaft werden konnte, um aus ihnen, in Pastellfarben eingefärbt, Blumenvasen zu machen. Das Thema Upcycling war so auf einfache, aber effektive und kostengünstige Weise umgesetzt. Mit aufgespannten Wäscheleinen quer durchs Geschäft wurde das Thema "Ballast abwerfen" umgesetzt: Dass weniger mehr ist wurde dabei als Leitgedanke mit passenden Büchern zum Thema Detox und dem Befreien vom "Zuviel" flankiert. "Design ist nichts anderes als das, was in der Luft liegt, umzusetzen", findet Kronawitter. "Oder wie Wolfgang Joop richtig gesagt hat: Es ist völlig egal, ob ich der Erste mit etwas bin, wenn ich nicht zur richtigen Zeit mit etwas komme. Das versuchen wir im Haus umzusetzen."

Das gilt auch für die Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen, die die politische Agenda derzeit bestimmen, und die sich bei Schmitt nicht nur in der Deko wiederfinden, sondern den Leitgedanken des Hauses spiegeln: "Wir wollen nicht auf Teufel komm raus verkaufen, sondern fragen: was haben die Kunden, was brauchen sie, was können sie weglassen", erklärt Mark Schmitt. "So versuchen wir auch zu beraten: langlebiger, hochwertiger, nachhaltiger."

Auch abseits der Inszenierung zählt dieser Gedanke. "Wir legen bei unseren Produkten und bei der Auswahl unserer Lieferanten ganz stark Wert darauf zu fragen: Wo kommt die Ware her, wie wird sie produziert?" Zum Beispiel werden Daunen aus regionalen Betrieben bezogen, "wo wir quasi schon den Vornamen der Gans kennen", wie Schmitt es ausdrückt. Das wird, entsprechend zertifiziert, unter dem Thema Brandenburger Weidegans vermarktet.

Dahinter steckt eine grundsätzliche Haltung: "Die enge Zusammenarbeit mit eher mittelständischen, möglichst inhabergeführten Lieferanten liegt uns sehr am Herzen. Da sind wir nicht nur eine Nummer, sondern im klaren Dialog mit den Unternehmen", betont Schmitt. Es komme nicht nur darauf an, die Ware selbst anders zu präsentieren, sondern auch auf die Auswahl der Lieferanten: "Wir wollen zeigen, dass wir kleine, feine Manufakturen unterstützen und uns vom Netz abgrenzen", sagt der Bettenfachhändler. "Da kann man die Waren nicht anfassen und wird nicht beraten. Wir stehen aber auf dem Standpunkt: Menschen wollen am liebsten mit Menschen zu tun haben."

Im November wird der
50. Geburtstag gefeiert

In diesem Jahr feiert sein Unternehmen den 50. Geburtstag. Schmitts Eltern hatten 1969 ein Geschäft in der früheren West-Berliner City übernommen. Der Vater war vor der Übernahme selbständiger Handelsvertreter, die Mutter Directrice in einer Schneiderei. "Mein Vater galt als begnadeter Verkäufer und trug deshalb den Spitznamen Wunder-Schmitt", erinnert sich der Sohn. Mit dem entsprechenden Charme gelang es ihm, das Bewerberfeld hinter sich zu lassen und das Geschäft zu erwerben.

Einen Steinwurf vom KaDeWe entfernt wurden auch Kunden aus Politik, Wirtschaft und Kultur im Bettenhaus am Tauentzien bedient. Wenn es sein musste, wurde auch schon mal die Straße abgesperrt, damit der amerikanische Botschafter ungestört beim Einkauf blieb - es waren noch ganz andere Zeiten in Berlin. Das Geschäft in der Nürnbeger Straße indes ist längst Geschichte. 1975 übernahmen Schmitts Eltern auch das Bettengeschäft in dem Haus in Zehlendorf, das der Familie seit Generationen gehörte. Dort befindet sich Betten Schmitt noch immer - zumindest an der gleichen Stelle.

"Meine erste Amtshandlung war es zu Beginn der 90er Jahre, das Gebäude abzureißen und durch den heutigen Neubau zu ersetzen", erklärt der Inhaber Schmitt. Er hatte nach Banklehre und BWL-Studium das Haus übernommen, zunächst gemeinsam mit seinem Bruder. Der Neubau war die Voraussetzung für die Übernahme, denn auf den bis dato bestehenden 250 Quadratmetern sah Schmitt keine Zukunft.

Der Neubau war nicht nur erheblich größer, er geriet auch finanziell zu einer großen Herausforderung. Durch Fehleinschätzungen der Architekten kostete der Bau am Ende 1 Mio. D-Mark mehr als geplant. "Ich habe dadurch viel gelernt und meine Bauleidenschaft nie wieder verloren", sieht es Schmitt im Nachhinein positiv. "Wir bauen eigentlich permanent um. Immer wieder zu verändern und den Kunden neue Erlebnisräume zu bieten, das ist schon ein wichtiger Bestandteil meines Kaufmanns-Daseins."

Da ist es nur konsequent, dass mit dem Jubiläum bereits die nächsten gravierenden Veränderungen anstehen. Anfang des Jahres saß das Team des Bettenhauses zunächst zusammen, um eine Strategie auszuarbeiten, die sich eher auf bauliche Maßnahmen bezog. Im Erdgeschoss wurden sämtliche Mittelraumständer eliminiert. Stattdessen wurden auf der Fläche 14 Betten aufgebaut. Dort wurden die Themenwelten alle zwei Wochen neu inszeniert. "Das hat sich sehr positiv auf unsere Haustex-Umsätze ausgewirkt: Wir haben zweistellige Pluszahlen bei der Bettwäsche", so Schmittt.

Neue Strukturen -
neue Mitarbeiter

Dieser Erfolg sollte auf die anderen Etagen übertragen werden. "Aber die beste Konzeption ist nur so gut wie die Mitarbeiter, die sie transportieren müssen." Also wurde vor der weiteren Planung ein Gespräch mit jedem einzelnen von ihnen geführt und gefragt, ob man an der Neuorientierung mitarbeiten wolle. Damit begann ein schmerzlicher Prozess: "Wir mussten uns von Mitarbeitern, die zum Teil schon Jahrzehnte im Unternehmen waren, trennen", erklärt der Inhaber. "Das war nicht einfach. Aber jetzt sind wir an einem Punkt angekommen, wo wir neu aufbauen und Mitarbeiter suchen können, mit denen wir unser Neustrukturierungskonzept umsetzen."

Es soll 2020 starten und wird insbesondere bei der Personalentwicklung ganz stark von Handelsexpertin Silvia Leins-Bender von der LDT Nagold unterstützt. "Wir nennen das coach the coach. Die Abteilungsleiter bekommen mehr Führungs- und Qualifizierungskompetenzen", erklärt Schmitt. Die Mitarbeiter in den Abteilungen sollen deutlich stärker in Entscheidungsprozesse eingebunden werden. Maßstab soll nicht allein die Frage sein, welchen Umsatz der einzelne Mitarbeiter macht: "Wir wollen stärker herausstellen und belohnen, wie viele Teile er dem Kunden verkaufen kann." Aktuell wird bei Schmitt ein Prämiensystem entwickelt, das die Zusatzverkäufe belohnt.

Neben der Personalentwicklung wurde aber auch sortimentsbezogen überlegt, welche Aufgabenfelder angegangen werden müssen. So entstand unter anderem eine sehr erfolgreiche Kissen-Kampagne, für die ganzjährig unter anderem in 500 U-Bahn-Waggons der Hauptstadt geworben wird. "Daraus haben wir sehr viele gute Impulse bekommen. Leute, die uns hier in Zehlendorf normalerweise nie erreicht hätten, kriegen wir dadurch in diesen Außenbezirk", erklärt Schmitt - auch viele Jüngere. Das Kissen sei zudem ein perfekter Einstieg, um die Kunden für das maßgeschneiderte Bett abzuholen. "Denn da können wir den Kunden dafür sensibilisieren, dass es einen ganz engen Zusammenhang zwischen Kissen, Matratze und Schlafsystem gibt."

Boxspring und Schlafen
im Alter gestärkt

Auch das Thema zukunftssichere Betten/Schlafen im Alter soll künftig forciert werden. "Diesen Bereich, in dem wir schon jetzt sehr erfolgreich sind, werden wir ganz stark ausbauen", erklärt Schmitt. Die Betten werden über alle Etagen im Haus verteilt, um keine Seniorenabteilung zu schaffen. "Wir mischen die Produkte mit den anderen, auch designorientierten Betten und bündeln das nicht nach dem Motto: Zu den Senioren geht’s da lang. Wir wollen einen fließenden Übergang schaffen", ergänzt Andrea Kronawitter. "Ein Komfortbett muss man sich ja nicht erst kaufen, wenn es so weit ist. Da kann man schon vorher investieren, um sehr lange autark zu sein."

Mit den drei Lieferanten Schramm, Treca und Vispring soll zudem das Premium-Schlafen im Bereich Boxspring ausgebaut werden. Die Marken werden in einer neu geschaffenen beziehungsweise erweiterten Etage präsentiert, die hierzu um 180 Quadratmeter auf einer Fläche vergrößert wird, die bisher als Lagerfläche für die Warendisposition diente und nun ins Untergeschoss wandert, wo die Kinderabteilung aufgelöst wird. "Wir gehen mutig unsere Themen an und auch mal unkonventionelle Wege, weil wir uns sehr früh mit den Dingen beschäftigen, viele unterschiedliche Kompetenzen mitbringen und auf diese vertrauen", betont Kronawitter. "Wir reagieren nicht, sondern versuchen im Vorfeld, mutige Schritte voranzugehen." Das erklärt auch die Lust am häufigen Umbau im Bettenhaus.

Die jetzt anstehende Umgestaltung soll im kommenden Frühjahr starten: "Wir werden zusätzliche Flächen bekommen und uns auch großzügiger dem Themenbereich Schlafraum widmen, um uns noch stärker als Individualist für Schranklösungen darzustellen", kündigt Inhaber Schmitt an, für den diese Maßnahmen mehr sind als nur ein Umbau: "Wir hinterfragen bestehende Systeme. Wo es bisher einen Sortiments- und Abteilungsgedanken gab, wird er in unserem künftigen Konzept durchbrochen. Die Kunden sollen auf allen Etagen ganzheitlich beraten werden können, ohne dass man für einzelne Produkte die Etage wechseln muss."

Bettenhaus Schmitt in Kürze
Bettenhaus Schmitt
Teltower Damm 28
14169 Berlin
Telefon: 030 - 801 9070
eMail: info@bettenhaus.de
Websitw: www.bettenhaus.de

Inhaber: Mark Schmitt
Verkaufsfläche: 1500 qm auf vier Etagen
Mitarbeiter: ca. 30
Verband: Bettenring
aus Haustex 11/19 (Handel)