Titandioxid doch unter Krebsverdacht
Die EU-Kommission hat im Oktober Titandioxid als möglicherweise krebserregend bei der Aufnahme durch die Atemluft eingestuft (Karzinogenität Kategorie 2) und folgt damit einer Empfehlung des ECHA-Ausschusses für Risikobewertung (Committee for Risk Assessment, RAC). In einer Expertenanhörung hatten zuvor allerdings neun EU-Mitgliedsstaaten dagegen votiert, sechs stimmten dafür. Die nun beschlossene Einstufung wird über einen delegierten Rechtsakt wirksam, wobei zwar nicht die EU-Mitgliedsstaaten, aber Europarat und Europäisches Parlament Einspruch erheben können. Falls dies nicht geschieht, tritt die Einstufung 20 Tage nach Veröffentlichung im EU-Amtsblatt in Kraft. Nach einer Übergangsphase von rund 18 Monaten würde sie voraussichtlich im Sommer 2021 rechtlich verbindlich. Titandioxidhersteller und -verarbeiter haben angekündigt, juristisch gegen die Einstufung vorgehen zu wollen.
Titandioxid ist eine weiße, anorganische Verbindung, die bei einer Vielzahl unterschiedlicher Produkte verwendet wird, unter anderem bei Farben, Beschichtungen, Kunststoffen, Papier, Medikamenten und auch Lebensmitteln. Als hellstes bekanntes Pigment mit reflektierenden Eigenschaften kann Titandioxid UV-Strahlen sowohl streuen als auch absorbieren und verbessert den Weißgrad vieler Stoffe.
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BTH Heimtex 12/19
(Farben, Lacke)