Junger Meister Andrej Seiler (29 ), Tübingen: Mit Meistertitel mehr Sicherheit in der Selbstständigkeit

Selbstständiger Handwerker sein, war das Berufsziel von Parkettlegermeister Andrej Seiler. Mit dem Meisterbrief und der Gründung von "Raumschmeichler.de" in Tübingen hat er es verwirklicht.

Sein eigener Herr sein und mit seinem Arbeitsstil Kunden überzeugen, um interessante Aufträge zu bekommen, war für Andrej Seiler die Motivation zur Selbstständigkeit im Parkettleger-Handwerk. Sein Ziel verfolgte der gelernte Schreiner konsequent und kam ihm Stück für Stück näher. Nach der Lehre wechselte er zu einem Parkettleger, mit dem er in seinem Lehrbetrieb bei Aufträgen öfter kooperiert hatte. Seinen Berufswechsel erklärt Seiler so: "Ein Möbelschreiner braucht lange, bis ein Werkstück fertig ist und zudem arbeitet er nur in der Werkstatt. Da finde ich Parkettleger interessanter. Mit Bodenbelägen hat man schneller einen sichtbaren Erfolg und ist meist auf interessanten Baustellen unterwegs. Zudem ist die Investitionssumme beim Betriebsaufbau geringer, da weniger Maschinen finanziert werden müssen."

"Ich bin für die Meisterpflicht"

Sich ohne Meistertitel selbstständig zu machen, hatte Seiler natürlich auch kurz überlegt. Zumal die Meisterpflicht abgeschafft und der Weg zum Meister lang und aufwendig ist. Ein Nebengewerbe hatte er bereits angemeldet. Die Vorstellung vom zeitlichen Aufwand schreckte den zweifachen Familienvater zunächst. Dazu kommt der Verdienstausfall. Den Kurs in Teilzeit zu absolvieren, um den Ausfall zu minimieren, war für ihn keine Option. Seine Frau Nicole Seiler, mit einem Friseur- und Beautysalon ebenfalls selbstständig, stärkte ihm den Rücken. So war neun Monate lang jeder Montag geblockt für Teil III und IV des Meisterkurses bei der Kreishandwerkerschaft Tübingen, anschließend kamen neun Wochen Vollzeitkurs für den Praxisteil I und II, plus eine Woche Prüfung in Ehingen.

Heute weiß Seiler: Der Aufwand hat sich gelohnt. Erst im Kurs fiel ihm auf, wie viel zusätzliches Wissen er trotz seiner zwölfjährigen Berufstätigkeit noch erlangte - angefangen beim Untergrund bis zur Kalkulation. Der betriebswirtschaftliche Teil sichert in seinen Augen nachhaltig den wirtschaftlichen Erfolg eines Handwerkers. Daher ist er der Meinung, dass die Meisterpflicht wieder eingeführt werden sollte, um Qualität im Handwerk zu sichern und das Image zu verbessern.

Netzwerke sind wichtig

Das Gemeinschaftsgefühl im Kurs und das Netzwerk, das sich daraus ergeben hat, will Seiler nicht mehr missen. Erfahrungsaustausch unter Kollegen ist ihm wichtig. So nutzte er auch die Chance, im August 2018 bei Ernst Müller, seinem ehemaligen Ausbilder im Meisterkurs, am Projekt auf Schloss Hubertusburg in Wermsdorf zwischen Leipzig und Dresden teilzunehmen. "Bei einem sozialen Projekt mitzumachen und mit Gleichgesinnten ein Tafelparkett mit Intarsie zu erstellen, ist eine spannende Aufgabe und Praxistraining auf hohem Niveau." Interessant für die Kalkulation eines Auftrags war hier, wie eine solche Baustelle effektiv organisiert wird und wie die bestmögliche Nutzung des Materials Muster und Format der Parkett-Tafeln bestimmen. Zudem musste der Boden für eine fix terminierte Übergabe an den sächsischen Finanzminister in vier Tagen fertig sein. Arbeitsende war also erst, wenn das Tagespensum erreicht war. "Solche Aufträge hat ein Handwerker in der Praxis heute leider kaum", bedauert Seiler. Einige Bilder von der Aktion wird er als Referenz auf seine Homepage setzen, um das Thema für Kunden attraktiv zu machen. "Diese Aktion ist Image für das Parkettleger-Handwerk, auch Fernsehen und Zeitungen - sogar die "Bild-Zeitung" hat darüber berichtet", freut sich der Jungunternehmer.

Erfolgreicher Betriebsstart
mit Raumschmeichler.de

Im April 2018 bestand Andrej Sailer die Meisterprüfung und zum 1. Juni firmierte er bereits unter www.raumschmeichler.de als selbstständiger Parkettlegermeister, hat seitdem in Marketing über die Website, Flyer und Social Media investiert. Parkettplatten als Muster für den Verkauf zu fertigen, ist für ihn schon fast ein Hobby. Entscheidend für einen erfolgreichen Betriebsstart waren zunächst Kontakte und Empfehlungen aus seiner bisherigen Tätigkeit. Die Baukonjunktur um Tübingen ist gut und ein zweiter Mann wäre hilfreich. Sein Ziel ist, einen Azubi zu finden, den er nach seinen Vorstellungen prägen kann. Er hat den Anspruch, das Unternehmen so aufzubauen, dass er später mit fünf Leuten flexibel reagieren kann - auch bei Baustellenverzug. Eine Ausweitung des Angebots auf den kompletten Innenausbau - inklusive Schreinerarbeiten - zieht er nicht in Betracht. Ihm liegt mehr daran, Räumen mit "schmeichelnden Böden" Ausdruckskraft und Wohlbefinden zu verleihen.


Raumschmeichler

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Tel: 07071 9953325
Mail: kontakt@raumschmeichler.de
Internet: www.raumschmeichler.de aus Parkett Magazin 06/19 (Handwerk)