Ausbildungsbetrieb Hartmut Schmidt
Chefin freut sich auf die Rückkehr der Meisterpflicht
Kerstin Schmidt leitet den Raumausstatter- und Bodenlegerbetrieb Hartmut Schmidt in Heide in der Nähe der schleswig-holsteinischen Nordseeküste. Seit 38 Jahren gibt es das Unternehmen, das für seine Qualität und Zuverlässigkeit bekannt ist. Die 47-jährige Inhaberin ist zudem im Vorstand des Bundesverbandes Parkett und Fußbodentechnik (BVPF) aktiv und stellvertretende Obermeisterin der Landesinnung Parkett und Fußbodentechnik Schleswig-Holstein. Dem Boden gilt ihre große Leidenschaft, dieser macht etwa die Hälfte ihres Geschäftsfeldes aus.Bei Raumausstattermeisterin Kerstin Schmidt war die Freude groß, als die Bundesregierung Anfang September die Wiedereinführung der Meisterpflicht für zwölf Gewerke in Aussicht stellte. Die Geschäftsführerin und Inhaberin des Raumausstatter- und Bodenlegerbetriebs Hartmut Schmidt aus Heide ist seit 2014 Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Parkett und Fußbodentechnik - eines der wichtigsten Ziele ihres Verbandes ist damit in greifbare Nähe gerückt.
"Das sind tolle Nachrichten. Die Rückkehr zur Meisterpflicht wird künftig hoffentlich für mehr Qualität auf dem Markt sorgen. Die von fachfremden Ein-Mann-Betrieben angerichteten Schäden werden zurückgehen und die Wertigkeit der Arbeiten wird steigen." Dies sei ganz wichtig für das Ansehen des Handwerks. "Wir müssen zeigen: Wir können etwas und wir stehen dahinter", sagt Kerstin Schmidt. Zwar habe die Bundesregierung bisher nur eine Absichtserklärung abgegeben, doch die 47-Jährige hält eine Wiedereinführung der Meisterpflicht in naher Zukunft für sehr wahrscheinlich. Der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes habe im Namen aller Gewerke sehr engagiert für dieses Ziel gekämpft. "Ohne ihn hätten wir es alleine nicht geschafft", ist sich Kerstin Schmidt sicher.
Bundesweiter Austausch mit Kollegen
Bei ihrer Arbeit im BVPF schätzt die Schleswig-Holsteinerin vor allem den deutschlandweiten Austausch mit ihren Kollegen: "Wir ziehen alle an einem Strang und wollen das Handwerk voranbringen." So gelte es beispielsweise, den Stand der Technik in Form von Merkblättern zu Papier zu bringen.
Bei sich in Heide leitet Kerstin Schmidt, die auch Groß- und Außenhandelskauffrau gelernt hat, seit Ende 2018 den elterlichen Betrieb mit rund 500 m
2 Ausstellungsfläche als alleinige Inhaberin. Geschäftsführerin und Gesellschafterin des 1981 gegründeten Familienunternehmens war sie bereits seit vielen Jahren. Eingestiegen in den Betrieb ist sie im Jahr 1999. "Wir haben den Ruf, gut und zuverlässig zu sein. Wir haben Fachwissen und wissen genau, was wir tun. Wir lehnen auch mal einen Auftrag ab, wenn wir optisch und technisch nicht dahinter stehen", beschreibt die Inhaberin ihre Philosophie. Das Schöne an ihrem Beruf sei vor allem die Vielfältigkeit und der Kundenkontakt: "Man bekommt immer neue Inspirationen, es ist sehr abwechslungsreich."
Beim Boden dominieren die LVT-Beläge
Hatten ihre Eltern vor 38 Jahren mit knapp fünf Mitarbeitern begonnen, so sind mittlerweile zwölf Angestellte dort tätig - davon drei Auszubildende. Schon von Anfang an besaß das Unternehmen zwei Standbeine: Die Sparte Polsterei/Gardinen und den Bereich Parkett/Boden. Beide Geschäftsfelder machen je 50 % der Aufträge aus. "Bei den Böden verlegen wir am meisten LVT-Beläge, aber auch Linoleum und Nadelvlies, besonders bei Aufträgen der öffentlichen Hand", sagt die Geschäftsführerin. Der Boden ist ihre große Leidenschaft: "Das Material und die Unterböden reizen mich. Ein Boden kann die komplette Räumlichkeit verändern, gibt dem Raum eine ganz andere Note." Kein Wunder also, dass sie auch noch für dieses Segment zuständig ist: Kerstin Schmidt fährt zu den Kunden zum Aufmessen und Beraten, übernimmt die Bauleitung und den Einkauf - nur das Verlegen überlässt sie ihren Mitarbeitern.
Etwa 40 % der Arbeiten fallen bei Privatkunden an, die anderen 60 % in Objekten. "Wir sind in Krankenhäusern, Pflegeheimen, Ämtern, Kindergärten und Schulen tätig", berichtet die 47-Jährige. Tausende m
2 Bodenbelag werden dabei verlegt: "Wir arbeiten eher in kleinen Objekten, in unserer Region gibt es kaum Großbauten." Auf zwei bis acht Baustellen sind ihre Mitarbeiter pro Woche tätig. Als ein schönes Beispiel nennt Kerstin Schmidt die Arbeiten ihres Unternehmens in dem Restaurant Marktpirat in Heide. Hier haben ihre Mitarbeiter 110 m
2 Gunreben Massivdiele Eiche rustikal (600-2.200 x 160 x 20 mm) verlegt. Geklebt wurde der Bodenbelag mit Uzin MK 92 S auf neuem beheizten Zementestrich.
Mitarbeiter fahren bis nach Greifswald
Bei Bodenbelagsarbeiten ist das Unternehmen in einem Radius von etwa 50 km rund um Heide tätig. "Fürs Anbringen von Gardinen fahren wir weiter, etwa nach Hamburg, Flensburg, Usedom oder Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern." Drei Transporter und zwei Pkw umfasst der Fuhrpark. Der Betrieb verfügt über ein eigenes Lager: "Wir haben dort aber keine Paletten stehen, sondern arbeiten auf Kommission. Die Nachfrage unserer Kunden ist zu vielfältig, jeder will etwas Individuelles", sagt Kerstin Schmidt.
Die Inhaberin bildet auch selber aus. Um Lehrlinge zu gewinnen, ist das Unternehmen auf Berufsbildungsmessen präsent. Unter anderem unterstützt es die Initiative "Das ist Bodenhandwerk". Momentan habe der Betrieb genügend Auszubildende - aber: "Es wird schwieriger. Die Bewerber kommen nicht von alleine." Die Lehrlinge werden nach der Ausbildung in der Regel übernommen, sofern sie das wollen. "Oft wandern sie aber in andere Sparten ab. So schulte etwa mal ein Parkettleger zum Erzieher um", berichtet Kerstin Schmidt.
Für die Zukunft wolle sich das Unternehmen aus Heide noch mehr von seinen Mitbewerbern abheben: "Wir wollen DER Ansprechpartner sein, wenn es einem Kunden nicht um Masse, sondern um Qualität geht", kündigt die Inhaberin an.
aus
Parkett Magazin 06/19
(Handwerk)