MB Digitalprint gestaltet individuelle Oberflächen im industriellen Digitaldruck: "Unsere Spezialität ist Losgröße 1"


Altholz mit Wurmstichen und Rissen? Farbenprächtige portugiesische Azulejos? Oxidiertes Metall? Für MB Digitalprint kein Problem, jegliches gewünschte Dekor bringt der Digitaldruckspezialist originalgetreu bis ins Detail, hochaufgelöst und farbstabil auf verschiedene Substrate auf. Zwischen den Hängen von Spessart und Odenwald, am Rande des beschaulichen Kleinheubach nahe Aschaffenburg, hat sich ein Hot Spot für hochwertigen Innenausbau und professionelle Oberflächengestaltung mit modernstem Digitaldirektdruck entwickelt. Dort residiert die Reinhold Keller Group, vor knapp 130 Jahren als Schreinerei gegründet, heute unter der Führung von Manfred Bauer international aktiv - und rasant wachsend - als "One-Stop-Shop" der Einrichtungsbaubranche mit Komplettlösungen von der Planung bis zur Ausführung für Hotellerie, Gastronomie, Retail und Fitnesstudios. Schon 2005 begannen die Bayern, digital bedruckte HPL-Platten zu vertreiben, 2009 investierten sie in eine eigene Digitaldruckanlage von Durst und gliederten wenig später den Digitaldruck in ein separates Unternehmen aus, MB Digitalprint GmbH & Co. kg.

Kerngeschäft ist die Oberfläche

Die Neugründung bezog ein neues Gebäude auf dem Firmengelände, in dem neben Verwaltung, Produktion samt Scanservice, Musterbau und Weiterverarbeitung (Zuschnitt, Kantenbearbeitung) auch die Dekorentwicklung mit zehn Designern, Showroom und Schulungskapazitäten untergebracht sind. Den Umsatz von MB Digitalprint bezifferte Geschäftsführer Ali Özyilmaz, der zusammen mit Manfred Bauer und dessen Kindern auch Gesellschafter ist, unlängst auf dem Digitaldruck-Symposium auf 14 Mio. EUR - "und wir verdienen auch Geld damit".

Das Team ist jung, schnell und agil. Özyilmaz und COO und Betriebsleiter Fabian Horn leben ein hohes Tempo vor. Wobei sich das Unternehmen nicht primär als Digitaldrucker versteht, wie Öziylmaz ausdrücklich betont, sondern als sein Kerngeschäft die Oberfläche sieht. Und diese ist immer eine Fläche: vertikal (Wände, Möbel) oder horizontal (Boden, Decke). Mit einem patentierten Verfahren werden beliebige Dekore, Bilder und Grafiken direkt auf das Trägermaterial aufgebracht. Das kann eine Spanplatte genauso sein wie Schichtstoff, ein Polymer, eine Aluverbundplatte oder ein mineralischer Werkstoff. "Wir sehen uns als Kompetenzzentrum für hochwertige Designs, die den Nerv der Zeit treffen", sagt Özyilmaz. "Der Trend geht immer mehr in Richtung Individualität und Einzigartigkeit - das bieten wir unseren Kunden."

Spezialität von MB Digitalprint ist ein- und dasselbe Dekor auf verschiedenen Untergründen. Dazu sind zusätzliche Features wie unterschiedliche Strukturen, Glanzgrade, Magnethaftung, antibakterielle Wirkung, Antifingerprint oder UV-Schutz möglich. Eine UV-härtende Beschichtung versiegelt das Motiv abriebfest und chemikalienbeständig. Die speziell entwickelten Lacke sind elastisch, "so entstehen keine Laufspuren, auch nicht im Streiflicht". Nachhaltig sei das Verfahren auch, wird in Kleinheubach unterstrichen. "Wir verwenden organische Tinten bei niedrigem Energiebedarf und CO-Ausstoß, der VOC-Anteil unserer UV-Lacke liegt unter 1%", konkretisiert Horn.

Noch dominieren die Anwendungsbereiche Wand und Sanitär, verstärkt richtet MB Digitaldruck das Augenmerk auf weitere Einsatzgebiete wie die Fassade und den Boden, wo das Unternehmen auch bereits aktiv ist und nun sein Engagement verstärkt - zum Beispiel durch die Kooperation mit Scholz & Partner und Lico. Die drei Partner bringen gemeinsam den mineralischen Designboden Minero auf den Markt.

"Unsere Stärke sind
kundenbezogene Lösungen"

"Wir schließen die Lücke zwischen Industriebetrieb und Manufaktur", charakterisiert Özyilmaz das junge Unternehmen. "Unser Verfahren ist auch in geringen Stückzahlen wirtschaftlich realisierbar, Spezialität ist Losgröße 1." Im Schnitt liegt die Bestellgröße pro Dekor zwischen 30 und 40 m2. Horn ergänzt: "Unsere Stärke sind kundenbezogene Lösungen. Wir sehen uns dabei als Problemlöser, wir müssen nichts besser machen, was schon gut ist." Die Kundenorientierung gehört zur DNA von MB Digitalprint und erstreckt sich nicht allein auf die Herstellung, sondern schließt auch Scan-Service ein, sowie Zuschnitt (20 % Anteil, 80 % Plattenwaren) für Wandabwicklungen, Sanitär und Möbel und die Fertigung individueller Präsentationsmodule. Bemerkenswert sind etwa die intelligenten, selbsterklärenden Displays mit Montagebeispiel und QR-Code-Link zu Youtube-Tutorials, alles mit dem Kundennamen gebrandet, einschließlich des Videos. "Unser Außendienst übernimmt auch auf den Messeständen unserer Kunden die Beratung für unsere Produkte", führt Horn weiter aus, "denn nur mit einem Muster sind sie nicht erklärt."

Die Produktion ist blitzsauber. Nach jeder der drei Schichten werden die Arbeitsplätze gesäubert, das Material aufgeräumt. MB Digitalprint fährt zwei große, integrierte Linien, das heißt Digitaldruck plus angeschlossener Lackierstraße. Beide sind keine Standard-
anlagen, betont Horn, sondern kombinieren jeweils die besten Komponenten verschiedener Maschinenbauer. Eine zusätzliche kleine Druckanlage mit separater Lackierung wird für Kleinstaufträge eingesetzt.

Der Produktionsfluss ist durchdacht und logisch aufgebaut, ohne Kreuzwege. Stillstände werden vermieden, indem Aggregate im laufenden Betrieb ausgetauscht werden können. Auf die Oberflächen soll sich kein Stäubchen niederlassen, daher sorgt eine ausgeklügelte Lüftungstechnik für Sauberkeit. Staub und Ozon aus der UV-Lackierung werden abgesaugt. In der Halle herrscht Überdruck, Rohrleitungen mit langsamer Luftzufuhr verhindern Aufwirbelungen. Die Luft wird mehrfach in der Stunde komplett getauscht. In den Drucklinien sind Reinigungsstationen integriert: vor dem Druck, nach dem Druck, nach dem Schleifen. Eine sogenannte Corona-Anlage kann die Oberflächenspannung von Materialien verändern, bzw. neutralisieren. Dadurch wird zum Beispiel PVC besser bedruckbar. Für Hochglanz-Oberflächen, die eine bestimmte Luftfeuchtigkeit benötigen, damit der Reststaub gebunden wird, gibt es einen separaten Raum mit hoher Luftfeuchtigkeit. Halbfertigware wird auf Hordenwagen zwischengelagert, Fertigware geht direkt ins gut bestückte Lager.
| Claudia Weidt
aus Parkett Magazin 01/20 (Bodenbeläge)