Schadensfälle mit Klebstoffen
Wasser im 2K-PU und Wechselwirkung mit MS-Polymer-Klebstoff
Von zwei verschiedenen Schadensfällen mit Parkettklebstoffen berichteten die Sachverständigen Holger Wiehle (Berlin) und Christof Skaletzka (Tübingen). Im ersten Schadensfall ging es um den Abbindeprozess eines 2K-PU-Klebstoffes, der bei der Verlegung eines 22-mm-Holzpflasterbodens in einer Seniorenstätte verwendet worden war. Eine ausreichend feste Verbindung zwischen Holzboden und Untergrund kam aber nicht zustande. Nun ist gemäß TKB-Merkblatt 17 bekannt, dass hohe Luft- oder Bodenfeuchte einen 2K-PU-Kleber unter Bläschenbildung zum Aufschäumen bringen können. Das Technische Datenblatt des Klebstoffherstellers forderte daher eine Verarbeitung nicht über 65 % relativer Luftfeuchte. Aber war hier tatsächlich unter falschen Klimabedingungen gearbeitet worden?
In einer Versuchsreihe strich Holger Wiehle den fraglichen 2K-PU-Kleber auf eine Nadelholz-Massivdiele mit 10 % Holzfeuchte, einen Eiche-Zweischichtstab mit 8 % Holzfeuchte und sogar auf einen Betonstein. In allen drei Fällen konnte er nach 24 Stunden den abgebundenen Klebstoff einfach vom Material abziehen.
Erklärungsversuche liefern zwei Chemiker aus der Industrie. Dr. Frank Gahlmann, Leiter der Produkttechnik bei Stauf: "Diese Klebstoffe werden oft mit 10 % Isocyanatüberschuss formuliert und das führt zu mehr Reaktion mit Wasser. Die Produkte im Markt unterscheiden sich aber in Bezug auf den Isocyanatüberschuss." Dr. Thomas Brokamp, Geschäftsführer Bona Deutschland: "Wird der Klebstoff dünn aufgetragen, ist viel Isocyanat darin und es dringt mehr Wasser ein. Frisch angerührt, hält er zwar die Normbedingungen ein, aber wenn er in Abhängigkeit von der Topfzeit eine Weile gestanden hat, ist etwas Isocyanat verdampft, der Klebstoff ist schon etwas angezogen, hält besser und man bekommt Festigkeitswerte, die teilweise doppelt so hoch sind. Die beobachtete Bläschenbildung liegt am CO und sollte die Festigkeit eigentlich nicht beeinträchtigen."
Ob Holzpflaster überhaupt mit einem 2K-PU-Klebstoff verlegt werden sollte, darüber gehen die Meinungen auseinander. "Ich würde das niemals empfehlen", bekundete der Anwendungstechniker eines dritten Klebstoffherstellers.
Wechselwirkung mit MS-Polymer-Klebstoff
Im zweiten Klebstoff-Schadensfall war ein Eiche-Mosaikparkett im englischen Verband mit geölter Oberfläche auf 110 m
2-Fläche elastisch mit einem MS-Polymer-Produkt geklebt worden. Darunter lag im neuen Estrich eine Fußbodenheizung. Nach zwei Jahren kam die Mängelanzeige. Der Bauherr reklamierte weiße Fugen, vor allem an Rändern und Türen - Stellen also, wo die lange Topfzeit des Klebstoffs besonders ausgereizt worden war. Ein typisches Bild für Weichmacherwanderung? Christof Skaletzka: "Der Kleber war in die Holzzellen eingedrungen. Mit Acetontüchern konnten die Stellen an der Oberfläche zwar gereinigt werden, das zerstörte allerdings auch die Oberflächenbeschichtung."
Sollte das Parkett nun ausgetauscht werden müssen, dürfte auch der Untergrund nicht unbeschädigt bleiben. Das steigert die Kosten des Schadens. Ein Einzelfall? Christof Skaletzka ist anderer Ansicht. Er kann weitere Fälle ähnlicher Art aufzeigen. Daraus ergeben sich für den Sachverständigen folgende Fragen: Kann die Herstelleraussage, dass Kleber an den Flanken der Stäbe zu vermeiden seien, ausreichen, um auf einen Verlegefehler zu schließen? Ist die Benetzung an senkrechten Teilen bei Glattkantenelementen überhaupt zu vermeiden? Und im Falle einer notwendigen Mängelbeseitigung: Wie soll die Sanierung der Flächen vorgenommen werden? Wie soll der Fachmann die Materialien aufeinander abstimmen? Und wer kommt für die Kosten auf?
Eine Teilantwort kommt auch hier aus der Industrie. Marcel Schmidt, Technischer Leiter von Bona: "Bei Verlegung oder Sanierung, wo man den Klebstoff nicht kennt, sollte man an der Oberfläche hoch vernetzende Lacke verwenden." Dies bestätigte auch Dr. David Reindl, Laborleiter von CC Dr. Schutz: "Es ist nicht zu vermeiden, dass bei Verlegung ohne Nut und Feder ein Silanklebstoff in die Fuge gequetscht wird. Neu für mich ist, dass dies auch bei Nut und Feder-Parkett passiert. Wenn man auf der Oberfläche Öle nutzt, kommt es zu Problemen, denn die Oberfläche ist schlichtweg nicht geschützt. Auch wir empfehlen daher hochvernetzende Lacke, geben aber keine Gewähr."
| Henrik Stoldt
aus
Parkett Magazin 01/20
(Handwerk)