Covid-19 und die Folgen: Auswirkungen für die Branche noch nicht absehbar
Hamburg. Seit das Corona-Virus erst China lahmlegte und sich dann weltweit verbreitete, geht auch bei der heimischen Industrie und im Handel die Sorge um, dass es zu Produktionsausfällen und Umsatzrückgängen kommt. Wie stark ist die Haustex-Branche von den aktuellen Ereignissen betroffen?Es ist das Medienthema dieser Tage, doch seine Auswirkungen für die heimische Wirtschaft lassen sich bislang nur ansatzweise abschätzen. Nicht nur die exportorientierten Betriebe sind betroffen, sondern auch Hersteller, deren Lieferketten ins Stocken geraten.
China ist nicht nur der zweitgrößte Baumwollproduzent und der größte Baumwollverarbeiter weltweit. Laut dem Verband der Deutschen Daunen- und Federnindustrie (VDFI) werden etwa 10.000 Tonnen Daunen und Federn pro Jahr nach Deutschland importiert. Die Importe kommen zu etwa 75 bis 80 Prozent aus Ostasien, vor allem aus China, der Rest hauptsächlich aus Europa. China ist der weltweit größte Produzent von Gänsedaunen, gefolgt von Ungarn, der Ukraine und Polen.
Nach einer Rückfrage bei den Mitgliedsunternehmen sieht VDFI-Geschäftsführerin Dr. Juliane Hedderich von einer Prognose zu den Auswirkungen des Corona-Virus ab: "Dazu ist die Situation, insbesondere, wann China den normalen Warenverkehr wieder aufnehmen kann, zu ungewiss und nicht absehbar", erklärt Hedderich und beruhigt: "Die aktuelle Wintersaison ist bedient - die Produkte sind ausgeliefert. Insofern gehen wir aktuell von keinen großen Engpässen bei den Fertigwaren aus." Für die nächsten Monate könne das anders aussehen, müsse es aber nicht. Dies hänge davon ab, wann die chinesischen Fabriken wieder hochgefahren werden und welche Nachfrage - Binnenmarkt oder Export - dann vorrangig bedient wird.
"In den kommenden Wochen wird sich deshalb zeigen, ob es zu Verknappungen oder sogar zu Nachholeffekten kommt", betont die VDFI-Geschäftsführerin. "Erst dann werden sich klare Trends bei den Preisen abzeichnen.Unsere Mitgliedsunternehmen gehen jedoch von einem deutlichen Einfluss der chinesischen Maßnahmen auf die Branche aus und prüfen aktuell weitere Bezugsquellen."
Der Fachverband der Matratzenindustrie kann das Ausmaß der Auswirkungen von Covid-19 auf seine Mitglieder beziehungsweise die Branche als Ganzes aktuell nicht abschätzen und hält sich mit einer Stellungnahme daher ebenfalls zurück. Die Situation sei von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich, je nachdem welche Handelsbeziehungen zu China bestehen, erklärt Pressereferentin Claudia Wieland. "Durch die Ausbreitung des Virus in Italien ist jetzt zudem davon auszugehen, dass die Situation nochmals ganz neu bewertet werden muss", so Wieland kurz vor Haustex-Redaktionsschluss, als auch die ersten Fälle in Deutschland publik wurden.
Nach Angaben der Bremer Baumwollbörse wurden im neuesten Bericht des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums USDA die Prognosen für den chinesischen Verbrauch um eine Million Ballen reduziert. "Inzwischen verzeichnen die Baumwollhändler jedoch wieder eine - teils selektive - Zunahme der Anfragen aus Far East", so die Baumwollbörse. Sie wertet dies als Anzeichen für ein Nachlassen der Verunsicherungen in China und weiteren asiatischen Ländern sowie eine sukzessive Wiedereröffnung der chinesischen Fabriken. Die Auswirkungen auf die Baumwollpreise sind auch hier noch nicht absehbar.
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) rechnet mit einer erheblichen wirtschaftliche Belastung insbesondere exportorientiert deutscher Unternehmen. China sei der wichtigste Handelspartner Deutschlands, und bei den dort ansässigen über 5.000 deutschen Unternehmen stünden seit Wochen "die Bänder nahezu still", erklärt DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier, der ebenfalls sorgenvoll Richtung Italien blickt. "Sollten Lieferketten unterbrochen werden, dann wären Produktionsausfälle die Folge", soTreier. "Die Auswirkungen auf die deutsche Konjunktur dürfen nicht unterschätzt werden."
aus
Haustex 03/20
(Haustextilien)