Hauptsache draußen

Die Lieblingsbeschäftigungen der Deutschen im Sommer: Chillen und Grillen. Dazu werden Balkons, Terrassen und Gärten immer aufwändiger und komfortabler ausgestattet - 2020 auch bunter.

Frühjahr, Sommer und vielleicht ein sonnig-warmer Herbst - das Leben verlagert sich ins Freie auf Balkons, Terrassen und in die Gärten. Ein Ausdruck dieser Lust am Draußensein ist ein regelrechter Kult, der inzwischen um das Grillen betrieben wird. Und wer im Januar auf der Kölner Möbelmesse war, sah sich dort mit der Vision des spanischen Designstudios MUT konfrontiert, das bei seinem Entwurf für "Das Haus" die Außenwände der Räume einfach weggelassen und so die Grenzen zwischen drinnen und draußen komplett aufgehoben hat. Noch ist es in der mitteleuropäischen Architektur nicht so weit. Aber das "nach draußen verlängerte Wohnzimmer" ist Realität.

Und wie ein Wohnzimmer wirken die Außenanlagen auch. Klapptisch, Klappstuhl, Klappliege sieht man heute nur noch selten. Rund um den Hightech-Grill gruppieren sich stattdessen Loungemöbel, regelrechte Wohnlandschaften, die - gleichermaßen komfortabel und stylisch - auch im Haus eine gute Figur machen würden. An und zwischen Bäumen hängen Sitzkörbe und Hängematten. Gegessen wird an großen Tischen mit bequemen Stühlen. Auf den Terrassendielen liegen Outdoorteppiche. Sonnenschirme und Markisen schützen nicht mehr nur vor UV-Strahlen und Hitze, sondern werden mit allerlei zusätzlichen Funktionen ausgestattet, vom Heizstrahler über die LED-Leuchten bis zu Audiosystemen.

Draußen sein, Natur genießen - da ist Nachhaltigkeit natürlich ein Thema. Gartenmöbel aus Holz liegen im Trend. Aber zertifiziert sollte das Material schon sein, nach FSC oder PEFC.

Die Formen werden zunehmend filigraner. Das kommt besonders kleineren Flächen zu gute, auf denen die aktuellen Outdoormöbel nicht mehr so massiv und dominant wirken.

2020 wird es deutlich bunter auf den Balkons und Terrassen. Zwar dominieren gerade bei Wohnlandschaften und kompletten Sets nach wie vor dunklere Töne und vor allem Grau. Aber Einzelstücke - Sitzsäcke, Hocker, Poufs und auch der Sonnenschutz - strahlen in kräftigen Farben, sei es nun in warmen Kolorits wie Gelb, Orange oder Rot, in naturnahem Grün oder kühlem Blau, das an Meer und wolkenlosen Sommerhimmel denken lässt.

Solche optischen Akzente setzen natürlich auch die Textilien, ohne die es draußen gar nicht geht. Mit Kissen, Auflagen und Tischdecken wird es gemütlich. Decken und Plaids sorgen dafür, dass der laue Sommerabend auch noch genossen werden kann, wenn die wärmende Sonne längst untergegangen ist.


Händler sollten sich klar positionieren
Auf knapp 3 Mrd. EUR beziffert Marktmedia24 das Umsatzvolumen mit Garden-Living-Produkten in Deutschland. Bis 2025 hält das Marktforschungsinstitut eine Steigerung auf 3,3 Mrd. EUR für realistisch, bei einer deutlich positiven konjunkturellen Entwicklung auch darüber.

Aktuell werden die entsprechenden Produkte noch primär über Bau- und Handwerkermärkte vertrieben. Zwar hole der Onlinehandel auf. Aber der stationäre Fachhandel sei nach wie vor prädestiniert für den Verkauf dieser Sortimente. Allerdings gelte es, sich hier von der Konkurrenz zu differenzieren und zu profilieren. Statt einen Gemischtwarenladen zu betreiben, sollte eine Kundensegmentierung vorgenommen werden, empfiehlt Marktmedia24. Erlebniseinkauf statt virtuellem Shopping - darin liege die Chance des Fachhandels.
Hauptsache draußen
Foto/Grafik: Villa Schmidt GmbH
Cane-line
aus BTH Heimtex 04/20 (Handel)