Initiative Faires Handwerk sagt Schwarzarbeit den Kampf an

Die 2019 gegründete Initiative Faires Handwerk wendet sich gegen Schwarzarbeit, illegale Beschäftigung sowie Lohn- und damit verbundenem Preisdumping. Sowohl Betriebe als auch die Verbraucher sollen für die Thematik sensibilisiert werden.

Die Initiative Faires Handwerk der Maler- und Lackiererinnung Rhein-Main, die mit dem Dr. Murjahn Förderpreis der DAW 2019 ausgezeichnet wurde, setzt sich ein ehrgeiziges Ziel: "Wir gehen für dieses Jahr von einer dreistelligen Zahl von Mitgliedern aus", sagt Geschäftsführer Felix Diemerling. Seit der Gründung im vergangenen Jahr haben sich mehr als 40 Malerbetriebe aus der Region angeschlossen. Auch andere Gewerke wie Sanitär und Elektro sind inzwischen dabei. Gemeinsam wenden sie sich gegen Preis- und Lohndumping, wollen Transparenz und Rechtssicherheit für Kunden zu schaffen, legale Arbeitsplätze erhalten und fairen Wettbewerb ermöglichen.

Um dies zu erreichen, setzt die Initiative auf eine freiwillige Selbstverpflichtungserklärung. Die Betriebe stellen mir ihrer Unterschrift sicher, dass sie Kernleistungen wie Malerarbeiten, Wärmedämmung und Putz mit eigenen, sozialversicherungspflichtig angestellten Mitarbeitern ausführen, den Mindestlohn zahlen, die Vorgaben bei Arbeitssicherheit und Datenschutz erfüllen sowie Fachpersonal einstellen. Die Einhaltung der Standards wird von der Innung einmal im Jahr kontrolliert. Wer sich daran hält, kann seinen Betrieb mit dem Logo "100 % faires Handwerk" schmücken.

Subunternehmen-Ketten
machen sich breit

Im Mittelpunkt der Aktivitäten für faire Bedingungen steht der Kampf gegen Subunternehmer, die durch illegale Beschäftigung, Schwarzarbeit oder den Einsatz Soloselbstständiger weder Mindestlohn noch Sozialabgaben und Steuern zahlen. "Skrupellose Anbieter umgehen mit der Beschäftigung von Subunternehmen-Ketten auf Baustellen geschickt die gesetzlichen Regelungen und lassen meist osteuropäische Scheinselbstständige für Hungerlöhne arbeiten", erläutert Diemerling. Dies schade nicht nur den Beschäftigten selbst, sondern auch den qualifizierten Handwerksbetrieben sowie Verbrauchern und damit der gesamten Gesellschaft.

Denn durch diese Praxis nimmt der Staat weniger Steuern ein, die Abgaben an die Sozialkassen sinken, ehrliche Handwerksunternehmen verlieren Marktanteile, weil es keinen fairen Wettbewerb mehr gibt, und sozialversicherungspflichtig angestellte Facharbeiter ihren Job. Aber auch für Auftraggeber ergeben sich durch illegale Arbeiten erhebliche Nachteile: Sie gehen hohe Haftungsrisiken ein und müssen damit rechnen, im Gewährleistungsfall auf dem Schaden sitzen zu bleiben.

Diese Gefahr droht nach Angaben Diemerlings auch Verbrauchern, die einen Handwerker engagieren, der nicht in die Handwerksrolle eingetragen ist. Das Verzeichnis enthält die Inhaber von Betrieben zulassungspflichtiger Handwerke, die über einen Meistertitel verfügen, der im Maler- und Lackiererhandwerk Pflicht ist. Das bedeutet, dass nur die qualifizierten Mitarbeiter von Meisterbetrieben Malerarbeiten ausführen dürfen. Wer ohne Eintrag in die Handwerksrolle gewerbliche Kernarbeiten des Gewerks übernimmt, leistet Schwarzarbeit. Ausgenommen sind lediglich leicht zu erlernende Tätigkeiten wie das Anbringen einer Rauhfaser und das anschließende Überstreichen.

Risiko für vermittelnde Baumärkte

Diese Regelungen können auch Baumärkte in die Bredouille bringen, die nicht qualifizierte Allrounder für Malerarbeiten vermitteln. Wie Diemerling betont, sind die Innungen diesbezüglich sehr aufmerksam. Viele Endverbraucher reagierten positiv auf das Vorgehen der Initiative. Das gehe aus den Gesprächen der Maler mit ihren Kunden hervor. "Wer dagegen weniger Wert auf professionelle Handwerksarbeit sowie faire Bedingungen legt und nach Preis entscheidet, den erreicht man nicht mit der Initiative", weiß Diemerling.

Das Argument, dass Soloselbstständige und Co. den Fachkräftemangel im Handwerk ausgleichen und so die Wartezeiten für Auftraggeber verkürzen, lässt er nicht gelten. "Die Diskussion, dass alle Maler ausgelastet sind, ist falsch." Kunden könnten aber nicht erwarten, dass die Betriebe sofort zur Verfügung stehen. "Unsere Arbeit braucht vernünftigen Planungsraum", meint der Malermeister. Er empfiehlt Verbrauchern, bei der jeweiligen Innung anzurufen und sich Handwerker nennen zu lassen, die über Kapazitäten verfügen.

Nicht nur die Initiative Faires Handwerk, auch der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) und der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) warnen vor gezielten Unterbietungsstrategien, die einem fairen Leistungswettbewerb schadeten. "Allen Formen illegaler Beschäftigung, Schwarzarbeit und Scheinselbstständigkeit auch im Handwerk wollen wir entschieden entgegentreten", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung von ZDH und DGB zur Situation von Soloselbstständigen im Handwerk. | cornelia.kuesel@snfachpresse.de
aus BTH Heimtex 04/20 (Handwerk)