Schöner Wohnen-Umfrage: Die Wohn- und Einrichtungstrends der Deutschen


Hamburg. Die Deutschen lieben ihr Auto, zweifellos. Aber noch mehr lieben sie ihr Zuhause. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Online-Umfrage, die das Marktforschungs- und Meinungsinstitut YouGov im Auftrag des Magazins Schöner Wohnen durchgeführt hat. Demnach gaben 81 Prozent Befragten an, dass ihnen ein "schönes Zuhause" wichtiger sei als ein "schönes Auto".

Anlässlich seines 60. Jubiläums nahm Schöner Wohnen die Wohn- und Einrichtungstrends der Deutschen im Jahr 2020 unter die Lupe. In Zeiten immer knapper werdender urbaner Wohnräume und einer Landflucht in bestimmten Regionen Deutschlands wollte die Redaktion des Magazins wissen: Wie wollen die Deutschen wohnen und leben? Was ist den Menschen bei der Gestaltung der eigenen vier Wände wichtig? Wie stehen sie zu nachhaltigen Aspekten beim Wohnen, Einrichten und Dekorieren? Und wie stark sind alternative Wohnmodelle in der Gesellschaft denkbar? Befragt wurden 2069 Personen ab 18 Jahre bereits im Februar 2020, also vor der Corona-Krise, die demnach keinen Einfluss auf die Prognose hat.

Gesund Wohnen
Besonders wichtig ist es vielen Deutschen, gesund zu wohnen: Drei Viertel aller Befragten greifen beim Einrichten insbesondere auf schadstoffarme Farben und Materialien zurück. Erstaunlicherweise punktet hier nicht wie erwartet vor allem die jüngere Generation. Nur 65 Prozent der 18- bis 24-Jährigen gaben an, dass ihnen "gesundes Wohnen" am Herzen liegt im Vergleich zu 84 Prozent der ab 55-Jährigen. Die Älteren (ab 55 Jahre) verwenden auch häufiger (70 Prozent) natürliche Materialien wie Holz, Baumwolle, Leinen oder Kork beim Einrichten und Dekorieren als die Jüngeren bis 54 Jahre (54 Prozent).

Nachhaltig Wohnen
Ein nachhaltiges Konsumverhalten bei Möbeln und Dekorationsartikeln trifft auf etwas mehr als die Hälfte der Befragten zu. 57 Prozent gaben an, "lieber hochwertiger und dafür weniger zu kaufen, weil es nachhaltiger ist - auch bei Möbeln und Deko". Hier liegen die Älteren (ab 55 Jahre) mit 63 Prozent klar vor den Jüngeren (18 bis 24 Jahre) mit nur 48 Prozent. Außerdem sind Haushalte mit einem höheren Nettoeinkommen (4.500 bis 5.000 Euro (76 Prozent) und 5.000 bis 10.000 Euro (74 Prozent) besonders auf Hochwertigkeit und Nachhaltigkeit bedacht.

Mut beim Einrichten
Nur 25 Prozent wünschen sich "mutiger beim Einrichten und Dekorieren" zu sein - die Mehrheit, nämlich zwei Drittel der Befragten (67 Prozent), verneint das - scheint sich also als mutig zu empfinden. Hier sind die Deutschen über alle Altersgruppen hinweg selbstbewusst. In einem Zuhause ohne Dekoration würden sich 64 Prozent der Befragten nicht wohlfühlen. Besonders den Frauen (74 Prozent) liegt Dekoration am Herzen, aber immerhin auch über der Hälfte der befragten Männer (54 Prozent). Fast zwei Drittel (62 Prozent) der Befragten attestieren sich selbst einen ganz eigenen Einrichtungsstil. Sie "möchten nicht wohnen wie alle anderen, sondern haben einen ganz persönlichen Stil."

Zeit zum Ausmisten
53 Prozent der Befragten meinen: "Ich habe zu Hause zu viel Zeug, das ich nicht brauche, und würde mich bestimmt besser fühlen, wenn ich mal ausmisten würde." Dennoch umgeben sich 64 Prozent gern mit Dekoration in ihren eigenen vier Wänden, "weil sie sich sonst nicht wohlfühlen würden."

Keine Lust auf WGs
57 Prozent der Befragten erachten es für die eigene Familie nicht als das Beste, in einem Mehrgenerationenhaushalt zu wohnen. Dies scheint auch keine Frage des Alters zu sein. Über alle Altersgruppen hinweg von den 18- bis 24-Jährigen (50 Prozent) über die 25- bis 34-Jährigen (47 Prozent), die 35- bis 44-Jährigen (54 Prozent) und die 45- bis 54 Jährigen (56 Prozent) bis hin zur Gruppe 55 Jahre plus (62 Prozent) ist man sich relativ einig: Diese Wohnform ist unattraktiv. Die Vorstellung, in einer erwachsenen Wohngemeinschaft mit Gemeinschaftsräumen zu leben, schneidet noch schlechter ab. Ganze 70 Prozent der Befragten können sich nicht vorstellen, in dieser Wohnsituation zu leben.

Das Wohnverhalten der Deutschen, meint auch Chefredakteurin Bettina Billerbeck, habe sich über die vergangenen Jahrzehnte grundsätzlich verändert hat: "In den Anfangszeiten von Schöner Wohnen wollten die Menschen durch ihre Einrichtung vor allem Zugehörigkeit ausdrücken. Man hatte gerne alles passend, aus einem Guss und wollte nichts falsch machen. Heute möchte man vor allem zu Hause seine Persönlichkeit ausdrücken und sich entsprechend einrichten - und nicht mehr repräsentieren."
aus Haustex 06/20 (Handel)