Empfehlungen der Schleifmaschinenanbieter

Wie wählt ein Handwerker die für ihn passende Schleifmaschine aus?

Von der sehr verbreiteten Eintellerschleifmaschine bis zur Objekt-Schleifmaschine für große gewerbliche Flächen - die Schleifmaschinenanbieter haben eine große Bandbreite an Schleifmaschinen und -mitteln im Sortiment. Welcher Handwerksbetrieb kann heute noch abschätzen, welche Schleifmaschinen für seine Bedürfnisse passen? Wir haben die Anbieter gefragt, wie es einem Handwerker gelingt, die für ihn passende Schleifmaschinen auszuwählen.

Was macht für Sie eine gute Schleifmaschine aus? Ist es Leistung, Handling, Arbeitssicherheit oder vielleicht der Service? Natürlich geht es zunächst um Art und Umfang. Soll es um die klassische Untergrundvorbereitung mit dem Schleifen des mineralischen Untergrundes gehen? Oder, da wird es vielleicht schon anspruchsvoller, um die Entfernung von alten Klebstoffschichten oder Beschichtungen. Natürlich muss auch ein schönes Parkett mit einer Parkettschleifmaschine bearbeitet werden.

Man kann sich heute nicht mehr vorstellen, dass viele dieser Schleif- und Rückbauarbeiten früher händisch, mit einfachstem Werkzeug und viel Zeitaufwand erfolgten. Im Zeiten von Fachkräftemangel haben die meisten Parkett- und Bodenlegerbetriebe gar nicht mehr die Kapazitäten, ohne maschinelle Unterstützung auszukommen. Genug der Vorrede, jetzt lassen wir die Schleifexperten zu Wort kommen. Meine Herren, Sie haben das Wort. So lauten die Empfehlungen der Schleifmaschinenanbieter:


Andre Roll, Geschäftsführer Roll
"Es geht um Gewicht, Leistung und Handling"

Der Handwerker sollte sich zunächst folgende Frage stellen: Welche Arbeiten sollen mit der zukünftigen Schleifmaschine verrichtet werden? Für Anschleifarbeiten von Estrichen und Spachtelmassen bzw. die Entfernung von leichten Rückständen ist eine Einscheibenschleifmaschine aufgrund der flexiblen Einsetzbarkeit die richtige Wahl. Spielt in der Überlegung jedoch die Untergrundvorbereitung ein übergewichtige Rolle, so ist zwingend zu einer Sanierungsfräse zu raten. Die Unterschiede sind im Wesentlichen die ca. zehnfache Drehzahl und ein höherer punktueller Anpressdruck der Sanierungsfräse. Dies führt zu einer vielfachen Effektivität der Sanierungsfräse im Vergleich zur Einscheibenschleifmaschine, vor allem in der Untergrundvorbereitung, wenn es um Entschichten von alten Belags-, Klebstoff- und Spachtelmasseresten geht.

Ist die Wahl diesbezüglich getroffen, geht es um Gewicht, Leistung und Handling. Bei kleineren Flächen eignen sich kleinere Maschinen von 40 bis 60 kg im Bereich von 1,8 bis 2,2 kW. Bei größeren Flächen eignen sich größere Maschinen, da ein höheres Gewicht bei gleicher Werkzeugauswahl und bei gleicher Drehzahl eine höhere Effektivität mit sich bringt.


Frank Wehrmann, Technik Produktmangement Nord Wolff
"Die Forderung, alte Schichten komplett auszubauen, ist richtig"

Ich mache auf der Baustelle die Erfahrung, dass viele Boden- und Parkettleger mit ihren bisherigen Einscheibenschleifmaschinen und einer Versorgung mit Lichtstrom heute nicht mehr auskommen. Die Forderung seitens der Industrie, alte Schichten in der Untergrundvorbereitung komplett ausbauen zu müssen, ist sicherlich richtig, um Wechselwirkungen zu vermeiden. Auf der anderen Seite bedeutet dies, dass der Handwerker in seinen Maschinenpark investieren muss oder das Risiko von haftungsmindernden Schichten trägt.

Nicht vergessen darf man, dass immer mehr hochvergütete Spachtelmassen und hochfeste Klebstoffe verarbeitet werden, die nur noch mit Diamantschleiftechnik entfernt werden können. Führt der Handwerker in einem Privathaushalt Verlegearbeiten aus, lässt sich das Risiko von alten Schichten eher tragen, als im Objekt: Wer die Fußbodenkonstruktion in einer Arztpraxis saniert, trägt ein höheres Risiko. Wenn man sich dann einen hochpreisigen Spezialbelag in einem OP-Saal vorstellt, kann ein Schadensfall schnell existenzbedrohend sein.


Klaus Thiele, Key Account Manager Parkettschleifmaschinen bei Pallmann
"Meine Empfehlung: Maschinen auf der Baustelle testen"

"Alles aus einer Hand", das ist aktuell ein wichtiges Kriterium für die Auswahl einer neuen Parkettschleifmaschine. Das heißt, für viele Parkettleger ist auch beim Kauf einer Parkettschleifmaschine der Partner, bei dem sie auch ansonsten die Produkte für die Neuverlegung und Renovierung für Parkett einkaufen, erster Ansprechpartner. "Alles aus einer Hand" meint aber auch, dass es heute einen klaren Trend zu universellen Schleifmaschinen gibt, die möglichst viele Arbeitsbereiche abdecken. Selbstverständlich spielen die Schleifleistung, die Ergonomie und das Gewicht der Maschine eine große Rolle. Entscheidend ist auch die Qualität der Schleifresultate, um den hohen Anforderungen der Endkunden gerecht zu werden, je nachdem, ob der Parkettboden geölt, versiegelt oder sogar gefärbt sein soll. Wartung, Pflege und Langlebigkeit der Maschine tragen auch zur Kaufentscheidung bei. Um die Auswahl zu erleichtern, bzw. zu bestärken, empfehle ich jedem Parkettleger, die Maschine seiner Wahl unter realen Bedingungen zu testen. Meine Kollegen im Vertrieb und in der Anwendungstechnik kommen gerne mit der Pallmann Spider oder mit einer anderen Pallmann-Parkettschleifmaschine auf die Baustelle.


Ewald Wohlfahrt, Anwendungstechnik Schwamborn Gerätebau
"Das Schleifergebnis hängt entscheidend vom Werkzeug ab"

Bei der Vielzahl von Bodenarten, Voraussetzungen und Bearbeitungszielen, nicht zuletzt auch der Größen der Fläche ist es unwahrscheinlich, dass es die eine Maschine gibt. Grundsätzlich gilt: Je größer die Fläche, desto wirtschaftlicher ist der Einsatz von Maschinen mit größerer Arbeitsbreite.

Um die Ergonomie und den Komfort zu steigern, sind Schleifmaschinen mit Fernsteuerung empfehlenswert. Je nach Aufgabenstellung wird eine stufenlose Drehzahlregulierung empfohlen, um eine Maschine universeller einzusetzen. Dies gilt beispielsweise für die Flächenleistung bei großen Flächen oder den Feinschliff bei Designböden.

Bei der grundsätzlichen Qualität und Vielseitigkeit unserer Maschinen hängt das Ergebnis am Ende entscheidend von der Wahl des richtigen Werkzeugs ab: ETX-Diamanten, Stockwerkzeuge oder Pads. Die wiederum ist abhängig von der Beschaffenheit des Bodens und dem angestrebten Endergebnis. Deshalb wird der After-Sales-Service bei uns groß geschrieben. Vor Ort beim Kunden leisten wir technische Unterstützung, geben Tipps zum passenden Werkzeug und damit konkrete Problemlösungen.


Karsten Kordes, Anwendungstechniker bei Witte - Technik für Bodenleger
"Bei der Maschinenwahl zukunftsorientiert denken"

Man muss sich unbedingt über ein paar Punkte Gedanken machen: Was soll die Maschine bearbeiten/abtragen? Ist ein zweiter Mann für den Transport dabei? Wie groß sind die Flächen, die damit bearbeitet werden sollen? Welche Stromversorgung habe ich auf der Baustelle? Habe ich bereits einen passenden Sauger für die gewünschte Anwendung oder muss der auch noch angeschafft werden? Bei Beantwortung dieser Fragen ist es wichtig, zukunftsorientiert zu denken und nicht nur den jetzigen Bedarf im Auge zu haben. Die Anforderungen auf den Baustellen steigen. Es müssen immer häufiger alte Spachtel- und Klebstoffschichten abgetragen werden. Diese Schichten sind meistens mindestens 2 mm dick und oft sehr hart. Mit einer Diamantschleifmaschine ist so ein Abtrag möglich. Diese arbeiten mit einer ca. zehnfach höheren Drehzahl als normale Tellerschleifer. Dadurch kann eine Diamantschleifmaschine für viele Kunden die richtige Wahl sein. Dabei gibt es auch Einstiegsklassen um 2.000 EUR. Mit diesen Maschinen kann man schon einige alte Schichten abtragen und ist deutlich schneller unterwegs als mit dem üblichen Tellerschleifer.



Andreas Kölbl, Anwendungsberater Collomix
"Moderne Technik und Schleifmittel sind entscheidend"

Für die richtige Auswahl der passenden Schleifmaschine ist die Aufgabenstellung auf der Baustelle das entscheidende Kriterium. Zwei Faktoren bestimmen, ob eine Aufgabe erfolgreich ausgeführt werden kann: Einerseits benötigt die Maschine eine moderne Technik, um die notwendige Leistung dauerhaft und ohne Leistungseinbußen oder Unterbrechungen zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig sollte der Antrieb qualitativ hochwertig sein. Damit ist für den Anwender ein Optimum an Ergonomie, Laufruhe und Staubfreiheit gesichert.
Andererseits ist die Auswahl der Schleifmittel von zentraler Bedeutung. Diese müssen zu dem zu bearbeitenden Oberflächenmaterial passen und sollten ein Maximum an Standzeit und Abtrag gewährleisten. Motorleistung, Drehzahl, Durchmesser der Schleiftöpfe und Qualität der Schleifmittel sollten in einem zueinander passenden Verhältnis stehen. Für staubarmes Arbeiten muss die Schleifzone der Maschine dicht schließen und unbedingt über einen Anschluss für eine leistungsstarke Staubabsaugung verfügen.


Jochen Röhrich, Produktmanager Maschinen und Schleifmittel Bona
"Maschinenausstattung entsprechend des eigenen Kerngeschäftes ausrichten"

Steht ein Handwerker vor der Entscheidung, seinen Maschinenpark auszubauen oder zu erneuern, empfehle ich erstmal den vorhandenen genau zu betrachten. Bringen vorhandene Maschinen nicht mehr die ursprüngliche Präzision beim Schleifen? Des Weiteren empfehle ich die Maschinenausstattung entsprechend des eigenen Kerngeschäftes auszurichten. Schleife ich vorwiegend große Flächen wie Turn- oder Mehrzweckhallen, oder liegt mein Fokus eher im privaten Bereich, also Wohn- und Schlafräume sowie Flure? Nach der Beantwortung der ersten Fragen, steht die Sichtung der am Markt angebotenen Maschinen an. Welche Maschinen-Art erfüllt meine Anforderungen am besten? Bandschleifer oder Einscheibenmaschine? Oder fehlt mir im Moment gerade ein Randschleifer?

Nach der ersten Sichtung des Marktes sollte sich der Handwerker fragen, wie vielfältig die Maschine einsetzbar ist: Welches Zubehör ermöglicht es mir, mein Angebot zu erweitern oder meine Arbeit ökonomischer auszuführen? Für kleine Flächen ist der Einsatz einer Bandschleifmaschine nicht mehr nötig. Seit die Industrie angetriebene Schleifteller anbietet, ist es durchaus möglich, eine komplette Baustelle mit Eintellermaschine und Randschleifer ohne einen Bandschleifer durchzuführen. Auch bieten die modernen Systeme die Möglichkeit, Estriche zu schleifen, Klebstoffreste zu entfernen und viele weitere Arten der Untergrundvorbereitungen. Große Systemanbieter ermöglichen es auch, gebürstete Strukturen in Bestandsböden herzustellen und diese zu färben - alles mit der Einscheibenmaschine.

Nicht zuletzt ist die Nachfrage nach staubfreier Renovierung ungebrochen. Gerade Privathaushalte scheuen sich vor einer Holzboden-Renovierung, da sie eine große Staubbelastung fürchten. Entsprechend empfiehlt es sich, ein System zur staubfreien Renovierung zu wählen.


Martin Müller, Leiter Anwendungstechnik und Produktmanager Janser
"Wir setzen auf Erfahrungsaustausch mit unseren Kunden"

Aus meiner Sicht gibt es vier Fragen, die sich jeder professionelle Anwender immer vor Anschaffung einer neuen Maschine stellen sollte:

Welche Anwendungsbereiche möchte ich hauptsächlich damit abdecken? Geht es hauptsächlich um die universelle Einsatzfähigkeit im Rahmen der Untergrundbearbeitung, oder eher um spezialisierte Anwendungen wie z. B. einer bestmöglichen Abtragsleistung, um effektiv höhere Schichtstärken oder hartnäckige Kleber von Unterböden zu entfernen? Welche Flächen- bzw. Objektgröße möchte ich damit hauptsächlich bearbeiten? Bin ich eher im Privatbereich tätig, also auf kleineren bis mittleren Flächen, oder im Objektbereich, wo es um die Bearbeitung größerer Flächen geht? Welche Maschine passt logistisch zu mir? Wie sind die Gegebenheiten in den Objekten, in denen wir zumeist tätig sind bzw. für welche die Maschine angeschafft werden soll? Wie schwer, wie groß darf/soll die Maschine sein z. B. in Bezug auf die Infrastrukturen auf der Baustelle oder auch der Ladekapazitäten im Unternehmen vorhandener Fahrzeuge? Welches Budget möchte ich dafür bereitstellen? Wir als Janser-Team unterstützen gerne auf dem Weg zur Entscheidung. Wir sind professionelle Anwender und werden jeden Tag mit neuen Problemstellungen konfrontiert, da ist es aus meiner Sicht entscheidend, gemeinsam im Dialog mit dem Kunden - gerade auch durch Erfahrungsaustausch - die bestmögliche Lösung für sein anstehendes oder aktuelles Problem auf der Baustelle zu finden.


Axel Dissen, HTC Floor System (Husqvarna)
"Maschinenbreite muss auf Fläche und Stromkapazitäten abgestimmt werden"

Zunächst muss der Handwerker wissen, was er vorhat. Handelt es sich um reine Untergrundvorbereitung, ist die Start&Grind-Serie vollkommen ausreichend. Diese ist einfach vom Handling, hat eine konstante Drehzahl und keinen Wassertank. Hier hervorzuheben ist die kompakte Bauweise, da der Motor vom Chassis getrennt werden kann und somit der Transport vereinfacht ist. Es handelt sich um die Modelle HTC 280 (mit Randschleiffunktion), HTC 400, HTC 450 und HTC 510. Die idealen Sauger hierzu sind der D20 und D30.

Sollte der Bediener auch polierte Böden bearbeiten, kommt die Duratiq-Serie zum Zuge. Hier kann der Kunde sich die Maschine nach seinen Bedürfnissen konfigurieren. Standardausrüstung ist die Drehzahlsteuerung. Optional erhältlich mit Wassertank, Licht, Zusatzgewichten, Mobiltelefon-Halterung, Getränkehalter etc. Diese Maschinen gibt es in der Ausführung Duratiq 5 (50 cm Schleifbreite), Duratiq 6 (60 cm Schleifbreite) und Duratiq 8 (80 cm Schleifbreite). Des Weiteren gibt es noch die HTC 950 RX mit 95 cm Schleifbreite. Die empfohlenen Sauger sind hier D60 und 80 iD.

Die Wahl der Maschinenbreite muss auf die zu bearbeiteten Fläche und die Stromkapazitäten vor Ort abgestimmt werden.


Andreas Funke, Geschäftsführer MKS Funke
"Einweisung und anwendungstechnische Betreuung unverzichtbar"

Die passende Schleifmaschine hilft dem Handwerker, je Arbeitsstunde eine möglichst hohe mangelfreie Leistung mit ordentlichem Deckungsbeitrag zu erbringen. Sie wird für die meisten Betriebe erst einmal eine Art Einstiegsmaschine sein und sollte einfach zu transportieren und trotzdem leistungsfähig sein. Schon bei der ersten Maschine ist es sehr wichtig, dass die Einweisung in die Technik (in Maschine UND Werkzeuge) und die anwendungstechnische Betreuung nach dem Kauf praxisorientiert und unkompliziert "läuft".

Die wirksame Absaugung ist unverzichtbar. Nahezu staubfreies Arbeiten lässt sich besser verkaufen und die Mitarbeiter danken es. Die Werkzeuge für alle Maschinengrößen sollten dieselben sein. Denn bei größerem Bedarf macht leistungsfähigere Schleiftechnik betriebswirtschaftlich viel Sinn. Ob gekauft oder zugemietet, dann ist es gut, wenn die Werkzeuge vorhanden und bekannt sind und der Umstieg in die nächste Leistungsklasse reibungslos gelingt.


Stefan Winkler, Anwendungstechniker Lägler
"Arbeitsqualität, Effizienz und ein gutes Schleifergebnis sind wichtig"

Die Wahl der richtigen Schleifmaschine hängt von vielen wichtigen Faktoren ab. Daher sollte sich der Handwerker erst nach eingehender Prüfung für den Kauf entscheiden. Ausschlaggebend sind unter anderem Arbeitsqualität, Effizienz und ein gutes Schleifergebnis.

Darüber hinaus sollte die Maschine robust und zuverlässig sein. Lässt sie sich einfach bedienen und einstellen? Auch das Preis-/Leistungsverhältnis, die Wirtschaftlichkeit und Lebensdauer spielen eine Rolle. Einsatzmöglichkeiten, Vielseitigkeit und erhältliches Zubehör sollten beachtet werden. Bietet der Hersteller zum Beispiel ein Gesamtsystem an - Schleifmittel und Werkzeuge abgestimmt auf die Maschinen? Existiert technischer Support - wie Anwendungsberatung, Wartung oder Reparatur? Ist die Ersatzteilversorgung gesichert und ist sie vor allem schnell? Außerdem sind Ergonomie, körperliche Belastung und besonders eine effiziente integrierte Staubabsaugung wichtige Kaufargumente, die dem Schutz der eigenen Gesundheit dienen.
aus FussbodenTechnik 03/20 (Handwerk)