Digitalisierung in der Farben- und Tapetenbranche

Chancen durch die voranschreitende Digitalisierung

Durch Corona hat die Digitalisierung in der Wirtschaft neuen Schub bekommen. Auch die Farben- und Tapetenbranche stellt sich auf die Veränderungen ein - von der Industrie über den Handel bis hin zu Kooperationen und Verbänden.

Die Corona-Pandemie treibt die Digitalisierung an und krempelt die Arbeitswelt um. Nach einer Studie des Berliner Beratungsunternehmens Consultport wollen sich 80 % der mittelständischen Unternehmen schnell digitalisieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben, mehr als 50 % arbeiten bereits an Maßnahmen zur Digitalisierung. Auch in der Farben- und Tapetenbranche sind Hersteller, Händler und Verbände auf Hochtouren damit beschäftigt, sich mit Konzepten auf die neuen Herausforderungen einzustellen.

"Das Bewusstsein für die Digitalisierung ist deutlich geschärfter als vor der Pandemie", ist Frank Böttner, Geschäftsführer der Verbundgruppe Decor-Union in Hannover, sicher. Er geht davon aus, dass insbesondere B2B-Shops und der digitale Informationsfluss noch weiter an Bedeutung gewinnen.

Positive Erfahrungen

"Für viele Kollegen, Kunden und Lieferanten sind beispielsweise digitale Konferenzsysteme noch Neuland. Aber die positiven Erfahrungen der vergangenen Wochen zeigen, wie schnell sich alle Beteiligten auf die neue Situation und die technischen Herausforderungen eingestellt haben", erläutert Stefan Gauger, Marketingleiter beim Gummersbacher Tapetenhersteller A.S. Création. Dennoch sieht er die digitale Kommunikation nur als schnelle Ergänzung zu persönlichen Kontakten, die in der Kundenbeziehung auch in Zukunft unerlässlich seien.

Ähnlich äußert sich Hans Jörg von Rhade: "Neukundenakquise, Aktionen, Prozessabstimmungen und kreative Prozesse sehen wir weiterhin in enger Interaktion von Personen", betont der Geschäftsführer von Südwest in Böhl-Iggelheim. Digitalisieren ließen sich dagegen Standardprozesse. Von Rhade ist überzeugt, dass das Niveau der Digitalisierung insgesamt nicht mehr auf Vor-Corona-Niveau zurückfallen werde.

Peter Jansen, Geschäftsführer des Farbenherstellers Jansen in Bad Neuenahr und Präsident im Verband der Deutschen Farben- und Lackindustrie (VDL) stimmt zu: "Ich gehe davon aus, dass die positive Erfahrung mit Onlinemeetings einen Teil der Geschäftsreisen ersetzen wird." Gleichwohl entscheide das persönliche Verhältnis zum Kunden über den Geschäftserfolg.

Fahrtzeiten werden eingespart

"Durch die Corona-Krise spielen digitale Kanäle eine noch größere Rolle als bisher", meint Carmen Schulz, Senior Manager Digital Marketing Profivertrieb DAW. Diese Entwicklung habe das Unternehmen im Marketing als Chance gesehen. Beim Farbengroßhändler Sonnen-Herzog wurden Außendienstmitarbeiter mit modernem Arbeitsmaterial ausgestattet und verfügen über einen mobilen Arbeitsplatz, Mitarbeitergespräche werden online über Microsoft Teams durchgeführt. "Dadurch sparen wir Fahrtzeiten mit dem Auto", sagt Geschäftsführerin Margarete Sonnen.

"Ich denke, viele Betriebe haben in dieser Zeit ihre Berührungsängste gegenüber der Digitalisierung abgebaut", schätzt Klaus Kurringer, Geschäftsführer der Einkaufsgenossenschaft Südbund. Sie greife vorrangig bei der Warenpräsentation, der Kontaktanbahnung und in den Bereichen Service sowie Beratung. "Hier stellen die digitalen Möglichkeiten eine ideale Ergänzung zum persönlichen Kontakt dar." Dieser sei allerdings durch nichts zu ersetzen.
Auf lange Sicht erwartet Kurringer durch die Digitalisierung Kostensenkungen. "Davor stehen aber Investitionen in die Infrastruktur und in die Aus- und Weiterbildung", ist er sicher. Sein Kollege Böttner ergänzt: "Digitale Medien leben von Aktivität und Attraktivität. Das ist nur mit hohen Invests und Manpower erreichbar."

Alle befragten Marktteilnehmer sind sich einig: Um die Digitalisierung weiter auszubauen, bedarf es intensiver Schulungen der Mitarbeiter. Derzeit entwickelt sich das digitale Schulungsangebot nach Ansicht von Jansen sehr positiv. Die Bereitschaft steige, diese Angebote auch anzunehmen.

Für die digitale Transformation baut der Mittelstand nach der Studie von Consultport auf externe Berater. Demnach suchen 57 % der Firmen nach Digital-Experten.

| cornelia.kuesel@snfachpresse.de
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