Business Improvement Districts

Gemeinsam engagieren für das eigene Quartier

Hamburg. Privat organisiert, aber unterstützt von Behörden und Handelskammern, bieten Business Improvement Districts die Chance, gemeinsam positive Impulse für die Entwicklung des eigenen Standorts zu geben.

Ein lebendige Einkaufsatmosphäre schaffen, Leerständen vorbeugen, für mehr Frequenz sorgen - was in deutschen Innenstädten oder Shopping-Quartieren schon lange kein Selbstgänger mehr ist, versuchen Händler und Grundeigentümer über eigene Initiativen zu erreichen. Aber was genau ist ein BID?

Ein Business Improvement District - kurz BID - ist ein räumlich klar definierter Bereich, in dem ortsansässige Grundeigentümer und Gewerbetreibende versuchen, die Standortqualität durch eine gemeinsame Initiative zu erhöhen. Für die Dauer von maximal fünf Jahren verpflichten sich die BID-Teilnehmer, in einen gemeinsamen Topf einzuzahlen. In Absprache mit der jeweiligen Stadtverwaltung setzen sie in dieser Zeit Maßnahmen um, die das Quartiert attraktiver machen sollen. Dazu zählen unter anderem:

•die Reinigung des öffentlichen Raums
•die Bepflanzung und Grünpflege
•die Einrichtung von Bänken
•ein Sicherheitsmanagement
•die Organisation des Parkraums
•ein Beleuchtungskonzept
•Weihnachtsdekoration
•gemeinsame Marketingaktionen
•die Einrichtung eines Internetauftritts

Anders als zum Beispiel bei freiwilligen Werbegemeinschaften gibt die Einrichtung eines BIDs durch einen zeitlichen und finanziellen Rahmen.
Wie entsteht ein BID?

BIDs beruhen als eine Art "Hilfe zur Selbsthilfe" auf privater Initiative. Die Anlässe zu ihrer Initiierung sind vielfältig:

•Der Branchenmix soll positiv beeinflusst werden.
•Einkaufsquartiere wollen sich im Wettbewerb positionieren und konkurrenzfähig bleiben.
•Kundenfrequenzen sollen erhöht und neue Zielgruppen erreicht werden.
•Die Aufenthaltsqualität im Quartier soll verbessert und die Verweildauer erhöht werden.

Die gesetzliche Grundlage, auf der ein BID umgesetzt wird, unterscheidet sich von Bundesland zu Bundesland. Grundsätzlich dauert die Vorbereitung zwei bis drei Jahre, da die Akteure, Immobilieneigentümer, Einzelhändler etc. eingebunden, Projekte über die Laufzeit definiert und Anträge entsprechend vorbereitet werden müssen. Die BID-Initiatoren ernennen einen Aufgabenträger, der das Konzept der Stadtverwaltung vorlegt und der nach der Genehmigung die von der öffentlichen Hand eingezogenen Mittel für die Umsetzung der Maßnahmen zur Verfügung gestellt bekommt. Diese bedeutsame Rolle kann von jeder natürlichen oder juristischen Person wahrgenommen werden, vom betroffenen Gewerbetreibenden vor Ort bis hin zu einer Bauunternehmung oder einer zu gründenden Interessengemeinschaft der Grundeigentümer. Unterstützung erhalten die BID-Initiativgruppen neben der jeweiligen Stadtverwaltung auch von der örtlichen Handelskammer.

BIDs in Deutschland

Als erstes deutsches Bundesland hat Hamburg 2005 die rechtlichen Grundlagen für Business Improvement Districts geschaffen. Die ersten Hamburger BIDs entstanden am Neuen Wall in der Innenstadt und am Sachsentor in Stadtteil Bergedorf.

Aktuell gibt es BIDS in allen Bundesländern, die die rechtliche Grundlage dafür geschaffen haben. Das sind neben den drei Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg die Länder Baden-Württemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, das Saarland, Sachsen und Schleswig-Holstein. In Niedersachsen berät der Landtag über ein BID-Gesetz.

Nach dem BID

Es ist möglich, ein BID zu erneuern. Erfolgt dies nicht, sollte rechtzeitig geklärt werden, ob und wie die abgeschlossenen Projekte weitergeführt werden. Beispielsweise "Wer kümmert sich um die Bepflanzung?", "Gibt es einen Quartiersmanager und wie wird er finanziert?" oder "Wer lagert die Weihnachtsbeleuchtung ein?". Aus diesem Grund empfiehlt es sich, dass ein BID nach der Laufzeit weiter gemanaged wird, auch wenn das Projekt nicht mehr so heißt. In der Regel bieten sowohl die städtische Wirtschaftsförderung als auch die IHK Ex-BID-Initiatoren langfristig Unterstützung an.


Historischer Hintergrund
Das erste BID weltweit ist Ende der 60er-Jahre im kanadischen Toronto entstanden. Der Bau einer neuen neuen zentralen U-Bahn-Linie und die Eröffnung mehrerer Shopping-Malls, verringerten die Laufkundschaft in dem Einkaufsviertel Bloor West Village drastisch. Die ortsansässigen Gewerbetreibenden versuchten zunächst, ihr Quartier mit Spendengeldern attraktiver zu gestalten, doch die Summe reichte nicht aus für alle nötigen Maßnahmen. Schließlich erhob die Stadtverwaltung eine Pflichtabgabe aller Grundeigentümer zur gemeinsamen Förderung des Distrikts - das erste BID war geboren. Bis heute wurden in Toronto mehr als 80 weitere BIDs umgesetzt.
aus Haustex 10/20 (Handel)