BTHHeimtex Fachhandelsumfrage Tapete 2020
Marburger Tapetenfabrik wieder vorn
In der Fachhandelsumfrage Tapete 2020 siegt erneut die Marburger Tapetenfabrik und ist gleichzeitig der sympathischste Anbieter. Es folgen auf den weiteren Plätzen Erismann und A.S. Création mit nur geringem Abstand.Die Marburger Tapetenfabrik bleibt auch 2020 die Nummer eins unter den Tapetenanbietern im deutschen Fachhandel. Nach der Fachhandelsumfrage Tapete, die das Hamburger Marktforschungsinstitut Research for Future im Auftrag von BTH Heimtex jährlich durchführt, ist sie nicht nur erneut der sympathischste Lieferant. Das Kirchhainer Familienunternehmen liegt auch mit der Durchschnittsnote von 2,05 über alle 13 Kriterien hinweg wieder auf dem ersten Platz - allerdings mit nur geringem Vorsprung vor Erismann (2,20) und A.S. Création (2,21).
Für eine faustdicke Überraschung sorgt Erismann. Der Hersteller aus Breisach kletterte im Vergleich zum Vorjahr ganze drei Plätze höher und ist damit erstmals in der Top 3 vertreten. Marktführer A.S. Création aus Gummersbach folgt mit so geringem Abstand, dass der nur bei der Betrachtung der zweiten Stelle hinter dem Komma wahrzunehmen ist.
Überhaupt liegen die Bewertungen der ausgewählten Tapetenanbieter über alle Kriterien hinweg wieder in einem sehr engen Korridor von 2,05 bis 2,48. Das spricht klar dafür, dass sie mit ihren Produkten und Leistungen beim Fachhandel gut ankommen. Aber in einzelnen Kriterien fielen die Noten in diesem Jahr etwas schlechter aus als im Vorjahr. Dies betrifft vor allem Produktinnovationen und Marketing.
Lob für hohe Produktqualität
Nach wie vor verlassen können sich die Fachhändler dagegen auf die durchweg hohe Produktqualität, wie den Bewertungen in diesem Kriterium zu entnehmen ist. Angeführt wird es mit der insgesamt besten Einzelnote 1,57 von der Marburger Tapetenfabrik. Die schlechtes Einzelnote ist eine 3,50 im Marketing.
Über die höchste Markdurchdringung im Fachhandel verfügt nach der Umfrage A.S. Création mit 88 %. Dicht auf den Fersen folgen dem Marktführer die Marburger Tapetenfabrik mit 85 % und Gebr. Rasch aus Bramsche mit 82 %. Der im Gesamtranking zweitplatzierte Anbieter Erismann steht mit einer Marktdurchdringung von 45 % zwar noch hinter der Rasch-Tochter Rasch Textil (76 %) an fünfter Stelle. Doch gegenüber dem vergangenen Jahr (33 %) hat der Hersteller kräftig aufgeholt.
Die beiden Verlage Schmitz und Essener haben mit jeweils mehr als 50 % ebenfalls einen festen Platz im Sortiment der Fachhändler. Weitere Lieferanten sind unter anderem Pro Ambiente, die Hohenberger Tapetenmanufaktur sowie die ausländischen Anbieter Grandeco, Arte und Eijffinger. Das Kundenbarometer hat sich übrigens ausschließlich auf den Vertriebsweg Fachhandel und Raumausstattung konzentriert, die Großfläche bleibt in der Untersuchung außen vor. Und auch über die Umsätze, die mit den jeweiligen
Lieferanten gemacht werden, sagt die Marktdurchdringung nichts aus.
Hohe Beratungskompetenz
Von den befragten Handelsunternehmen beschäftigen rund 70 % weniger als zehn Mitarbeiter. Damit handelt es sich bei der Mehrzahl um kleinere Betriebe, dennoch sind sie für die Tapetenanbieter von großer Bedeutung. Denn sie führen überwiegend ein anspruchsvolles Sortiment und zeichnen sich durch hohe Beratungskompetenz aus, was in einem von Verdrängung und Rückgang geprägten Markt ein großer Vorteil ist.
Die hoch professionellen Fachhändler schätzen die Leistungen ihrer Lieferanten zwar insgesamt, dennoch gibt es natürlich Unterschiede in der Leistungsbewertung - wenngleich sie äußerst gering sind. Das Gesamtranking entschied die Marburger Tapetenfabrik wieder für sich und ist darüber hinaus der sympathischste Tapetenanbieter. Weiter führt die Kreativschmiede in den fünf Einzelkriterien Produktqualität, Vertriebspolitik, Produktinnovation, Marketing und Zukunftsperspektiven. Das Familienunternehmen von Ullrich Eitel erweist sich außerdem in den übergeordneten Kriterien Service, Produkt, Image und Management als sehr stark. Offenbar ist es Kreativchef Felix Diener gelungen, die gute Arbeit seines Vorgängers Dieter Langer fortzusetzen. Das zeigt sich nicht zuletzt darin, dass die Marburger Tapetenfabrik mit ihren Produktinnovationen wieder vorn liegt.
Erismann sorgt für Überraschung
Shootingstar Erismann landet nicht nur im Gesamtranking auf dem zweiten Platz und verdrängt damit Gebr. Rasch. Das Breisacher Unternehmen siegt gleich in vier Einzelkategorien nach null im Vorjahr: Preis-Leistungs-Verhältnis, Qualität Innendienst, Qualität Außendienst und Reklamationsbearbeitung. Geschätzt werden vor allem die menschlichen Kriterien. Beim Sympathiewert liegt der Hersteller gleich hinter der Marburger Tapetenfabrik an zweiter Stelle. Welche Faktoren Erismann nach oben katapultiert haben, darüber lässt sich nur spekulieren. Möglicherweise hat daran die Übernahme der erfolgreichen Designkollektion Fashion for Walls von Guido Maria Kretschmer der in Insolvenz gegangenen Tapetenfabrik P+S einen Anteil.
Konstant auf Platz 3 hat sich Marktführer A.S. Création im Gesamtranking gehalten. Das börsennotierte Unternehmen kann sich außerdem über Bestnoten in den Kriterien Lieferschnelligkeit, Lieferzuverlässigkeit und Markenstärke freuen. Vor allem der erste Platz für Markenstärke fällt ins Gewicht. Denn den belegte in den vergangenen Jahren traditionell Rasch. Der Bramscher Hersteller kommt in diesem wichtigen Kriterium nach der Marburger Tapetenfabrik aktuell nur noch auf den dritten Rang.
Enttäuschend dürfte für Rasch auch der fünfte Platz im Gesamtranking hinter Tochter Rasch Textil sein. Das Unternehmen lag im vergangenen Jahr noch auf Platz zwei. Die Ränge sechs und sieben nach der Gesamtnote gehen in diesem Jahr an Schmitz und Essener Tapeten.
Wenn es auch marginale Unterschiede in der Bewertung der Tapetenlieferanten gibt, hat die Fachhandelsumfrage doch deutlich gemacht, dass diese den hohen Ansprüchen ihrer Handels- und Raumausstatterkunden im großen und ganzen genügen. Schließlich hat jedes Unternehmen über alle Kriterien hinweg jeweils eine 2 erhalten und das bedeutet insgesamt gute Arbeit. Natürlich lässt die sich hier und da noch ein wenig verbessern, aber an vielen Drehschrauben muss nicht gedreht werden. Vielleicht verschieben sich die Ergebnisse im kommenden Jahr wieder etwas, wenn die Unternehmen auf Basis der Umfrage ihre kleinen Hausaufgaben erledigen. Dabei sollten die Geschäftsführer aber im Hinterkopf haben, dass das Kundenbarometer eine Momentaufnahme ist, die sich auch von persönlichen Faktoren beeinflussen lässt.
Wie auch immer die Umfrage für den einzelnen Anbieter ausgefallen ist, für die Zukunft der Branche gibt es Hoffnung. Dafür sorgt unter anderem die von Handel und Industrie gemeinsam angeschobene Werbekampagne "Deutschland tapeziert". Den Aktivitäten ist es zu verdanken, dass der Umsatz mit Tapeten im Inland wieder etwas ansteigt. Aber auch aus dem Ausland kommen mittlerweile positive Signale.
Die bewerteten Lieferanten
in alphabetischer Reihenfolge:
ist mit seinem vielfältigen Sortiment im Fachhandel stark vertreten. Kein Wunder, ist dieser Vertriebsweg doch mit den Leistungen und Produkten des Marktführers hoch zufrieden. Wie im Vorjahr liegt er im Gesamtranking auf Platz drei mit der Note 2,21 und damit ganz knapp hinter der Marburger Tapetenfabrik und Erismann. Nach wie vor schätzen die Fachhändler Lieferschnelligkeit und -zuverlässigkeit des 1974 in Gummersbach von Franz Jürgen Schneider gegründeten Unternehmens. In diesem Jahr kommt der erste Platz im Kriterium Markenstärke hinzu, auf das bisher die Tapetenfabrik Gebr. Rasch nahezu abonniert war. Im Vorjahr lag A.S. Création damit noch auf dem zweiten Rang. Ein Grund für den Aufstieg könnten die von Endverbraucher-Werbekampagnen begleiteten Kollektionen sein, die für viel Aufmerksamkeit im Handel sorgen. Insgesamt werden dem Hersteller gute Zukunftsperspektiven (Platz zwei) eingeräumt. Auch das Marketing und die Innovationskraft werden geschätzt. Verbesserungswürdig ist der Sympathiewert.
landet in der Gunst der Fachhändler mit der Note 2,20 auf dem zweiten Platz hinter der Marburger Tapetenfabrik und sorgt damit für eine Riesenüberraschung. Denn im Vorjahr wurde lediglich der fünfte Platz erzielt. Der Breisacher Hersteller findet sich nicht nur im Gesamtranking in der Top-3, sondern hat Bestnoten auch in den vier Einzelkriterien Preis-Leistungs-Verhältnis, Qualität Innendienst, Qualität Außendienst sowie Reklamationsbearbeitung. Vor allem im menschlichen Bereich punktet das Unternehmen, das seine Geschäftsleitung nach der Insolvenz des Tapetenherstellers P+S um dessen ehemaligen Geschäftsführer Dietmar Everding für den Bereich Marketing und Vertrieb aufstockte. Gleichzeitig übernahm es die erfolgreiche Designerkollektion Fashion for Walls von Guido Maria Kretschmer. Das zahlt sich im Fachhandel offenbar aus.
Die und die sind fest im deutschen Fachhandel verankert. Beide Verlage gehören Chrstian Schmitz, der mit Tescoha auch im Objekt vertreten ist. Sein Sortiment setzt sich aus sehr hochwertigen Tapeten zusammen, die ideal für die Kunden im anspruchsvollen und beratungsintensiven Handel sind. Besonders stolz ist Schmitz darauf, die Tapetenkollektion von Armani/Casa in Deutschland über Smita vertreiben zu können. Zwar liegen Schmitz Import und Essener Import im Gesamtranking hinter den großen Herstellern, doch die Noten 2,38 und 2,48 machen deutlich, welch hohen Stellenwert beide Verlage und ihre Produkte im Fachhandel haben. Dieser bescheinigt den Produkten gute Qualität. Aber auch die Vertriebspolitik kommt gut an. Insgesamt fällt auf, dass Smita als sympathischer empfunden wird als Essener.
Die hat ein Faible für ausgefallene Designs, hohe Qualität und technische Finessen. Die Kollektionen, die Inhaber Ullrich Eitel und sein Kreativchef Felix Diener präsentieren, gehören zu den innovativsten der Branche. Kein Wunder, dass das Familienunternehmen im Kundenbarometer das Kriterium Produktinnovation mit der Note 2,21 anführt. Aber damit nicht genug. Es ist der sympathischste Anbieter und erhält darüber hinaus auch Bestnoten für Produktqualität, Vertriebspolitik, Marketing und Zukunftsperspektiven. Hier verdrängt der Hersteller seinen Mitbewerber Rasch, dem im vergangenen Jahr die besten Zunkunftsaussichten bescheinigt wurden. Über alle Kriterien hinweg kassiert die Marburger Tapetenfabrik die Note 2,05 (Vorjahr: 2,01) und geht damit aus der Umfrage erneut als Sieger hervor. Im wichtigen Kriterium Markenstärke liegt sie diesmal auf Platz zwei hinter Gewinner A. S. Création. Es gibt aber eigentlich nichts, was die Kirchhainer besser machen könnten - jedenfalls aus Sicht des Fachhandels.
musste in diesem Jahr Federn lassen. Das Bramscher Traditionsunternehmen, das im vergangenen Jahr hinter der Marburger Tapetenfabrik insgesamt auf den zweiten Platz kam, muss sich aktuell mit dem fünften noch hinter seiner Tochter Rasch Textil zufrieden geben. Die Benotung (2,29) ist allerdings kaum schlechter ausgefallen, sie lag im Vorjahr bei 2,02. Aber im Ranking sind andere Anbieter an den Bramschern vorbeigezogen, wenn auch nur mit geringfügigem Abstand. Bitter ist, dass das von Dr. Frederik Rasch und Dario Rasch geführte Familienunternehmen die langjährige Führung im Kriterium Markenstärke an A.S. Création abgeben musste. Hier liegt es noch hinter der Marburger Tapetenfabrik auf dem dritten Platz. Auch für das Marketing gab es mit der Note 3,02 nur noch den vierten Rang (Vorjahr: Note 2,26, Platz 1). Deutlich verbesserungswürdig ist nach Ansicht der Fachhändler zudem die Vertriebspolitik.
hält sich mit der Note 2,28 auf Platz vier. Geschätzt wird die Tochter der Tapetenfabrik Gebr. Rasch für ihre hochwertigen Tapeten vor allem auf Textilbasis. Daher gab es für die Produktqualität den zweiten Platz. Und auch die Innovationen sowie das Marketing kommen gut an. Deshalb setzen die Fachhändler Rasch Textil bei den Zukunftsperspektiven mit einer 2,35 hinter der Marburger Tapetenfabrik und A.S. Création auf den dritten Rang. Verbesserungswürdig ist der Außendienst.
| cornelia.kuesel@snfachpresse.deBTH Heimtex Fachhandelsbarometer - Panel und Methodik
Das BTH Heimtex/Research for Future-Kundenbarometer wird in zwei Etappen durchgeführt: In der ersten wird abgefragt, bei welchen Anbietern der Fachhandel ordert, woraus sich der Verbreitungsgrad der einzelnen Lieferanten ergibt. Diese Befragung erfolgt gestützt, aber offen. Die Befragten können zusätzliche Bezugsquellen zu den von BTH Heimtex vorgegebenen nennen.
Im zweiten Schritt bewerten die Händler detailliert einzelne Anbieter mit (Schul-)Noten: 1 für sehr gut, 2 für gut, 3 für mittel bzw. normal, 4 für ausreichend, 5 für mangelhaft bis schlecht. Für jedes Unternehmen werden dabei 13 Benchmarks abgefragt, darunter objektiv messbare, aber auch subjektiv empfundene.
150 Fachhändler wurden im September 2020 befragt: klassischer Facheinzelhandel, Handwerksbetriebe mit Ladengeschäft und entsprechenden Handelsaktivitäten sowie Fachmärkte in ganz Deutschland, regional verteilt im Norden und Süden, Osten und Westen. Nicht in diese Befragung eingeschlossen sind Filialisten, der Großhandel und Kooperationszentralen sowie Großflächenanbieter wie Discounter oder C+C-Betriebe.
aus
BTH Heimtex 12/20
(Tapeten, Wandbeschichtungen)