Designtrends in der Renovierung von Parkett
Oberflächen neu gestalten
Beim Renovieren von Parkett stellt sich unweigerlich die Frage nach dem neuen Oberflächendesign. Der Trend zu individuellen Gestaltungen im Allgemeinen und der zu Struktureffekten im Besonderen erweitern dabei das Spektrum der Möglichkeiten. Für Parkettbetriebe bergen die anspruchsvollen Anwendungen Spezialisierungspotenzial - auch weil vor dem handwerklichen Können eine fundierte Kundenberatung steht.Das fachgerechte Aufarbeiten von Parkett im Bestand gilt als nachhaltige Alternative zur Neuverlegung. In die Jahre gekommene, nicht mehr ansehnliche Holzböden können statt ausgebaut und entsorgt wieder mit einem zeitgemäßen Design auf Vordermann gebracht werden. Sind das Material und sein Aufbau sanierungstauglich, kann der Parkettleger den Boden mit der geeigneten Schleiftechnik für die Neugestaltung vorbereiten. Die Anbieter von Schleifmaschinen sowie von Oberflächenbehandlungen haben hierfür in der jüngeren Zeit einige interessante Bearbeitungstechniken und Farbsysteme lanciert. Allem voran die Bürsttechnik mit ihren beeindruckenden Struktureffekten. In Kombination mit im Trend liegenden Kolorierungen, auch mehrfarbig, und einem meist matten Finishing erhalten Holzböden im Bestand wieder ein modernes Outfit.
Unabhängig vom System und seinem Anbieter sind individuelle Oberflächengestaltungen grundsätzlich anspruchsvoll und damit ein Fall für den qualifizierten Fachbetrieb - auch weil vor dem handwerklichen Können eine fundierte Kundenberatung steht. Neben den technischen Aspekten rücken dabei die kreativen Möglichkeiten in den Vordergrund. Wird der Parkettleger also zunehmend zum Designberater? "Es ist auf jeden Fall eine gute Möglichkeit, sich vom Wettbewerb abzusetzen. Nur die kreativen Betriebe können durch solche optischen Veränderungen und Umgestaltungen auch mal einen höheren Quadratmeterpreis erzielen und den Kunden durch den speziellen Service an sich binden", sagt Karsten Kordes aus der Anwendungstechnik von Witte. Auch Andreas Colléte, Vertriebsleiter FG Floortec, ist überzeugt, dass Parkettleger im Umfeld "vielfältig angebotener Handwerksleistungen durch allerlei Gewerke, gut daran tun, besondere Leistungen anzubieten". Kolorieren, Strukturieren und Gestalten von Parkettoberflächen seien Zeugnisse der Spezialisierung und belegten den Anspruch an den qualifizierten Meisterbetrieb.
Kunden für diese Angebot gibt es. Denn wie in fast allen anderen Lebensbereichen steigt auch bei Parkett die Nachfrage nach individuellen Lösungen. Dabei spielt neben individuellen Maßen und Formen die Farbgebung eine wichtige Rolle, präzisiert Sebastian Fischer, Geschäftsführer Rubio Monocoat Deutschland. "Wo früher oft nur die gedämpfte Buche, eine angefeuerte Eiche oder eine weiße Oberfläche gefragt waren, geht der Trend zu Kolorierungen sowie zu Kälkungs-, Vergrauungs- oder Räuchereffekten". Viele Handwerker würden diesen Trend aufgreifen. Dabei komme ihnen entgegen, dass sich im Bereich der Farben und Holzöle in den letzten Jahren viel getan habe. "Die Handhabung von Farbölen ist einfacher geworden. Ob bestimmte Farben, Vintage oder Vergrauung - es gibt für fast jede gewünschte Optik ein Produkt", sagt Fischer.
Der Anteil renovierungsbedürftiger
Strukturböden steigt
Einen zunehmenden Anteil im Geschäft mit der Parkettsanierung machen in die Jahre gekommene Strukturböden aus. Ihr Anteil wird signifikant steigen, sind Fachleute sich einig, denn der Trend nach rustikalem, astigen und in jedweder Form bearbeiteten Holz hält schon einige Jahre an. Aber wie gut lassen sich diese Böden fachgerecht und designstimmig wieder auf Vordermann bringen? Pallmann rät grundsätzlich dazu, Strukturböden nur zu renovieren, wenn die Nutzschicht mindestens 4 mm dick ist. In 95 % der Fälle sei strukturiertes Parkett geölt, ein Lack würde sich in den "Tälern" des strukturieren Holzes absetzen und nur eine sehr geringe Schutzschicht an den "Bergen" gewährleisten. Die Würzburger empfehlen, alte Ölschichten und Schmutz geölter Strukturböden mit der Nylonbürste zu entfernen - Korn 46, damit Struktur und Fase erhalten bleiben. Dann kann der Boden wieder neu geölt werden. "Zudem kann ein strukturierter Boden mit entsprechender Nutzschichtdicke auch wieder komplett abgeschliffen werden und somit wieder in eine gleichmäßige, nicht strukturierte Fläche - ohne Fase - verwandelt werden."
"Alleiniges Bürsten ohne vorherigen Planschliff reicht bei der Renovierung bereits strukturierter Böden meistens nicht aus, weil man nicht in alle Vertiefungen vordringt, in die die alte Versieglung eingezogen ist", gibt Karsten Kordes zu bedenken. Spätestens beim Neuversiegeln würde dann ein ungleichmäßiges Bild entstehen oder es kommt zu Haftungsproblemen. Sein Rat: Je nach Holzart entweder mit dem Band- oder Mehrtellerschleifer eine ebene Fläche erstellen und erst dann neu strukturieren und die Oberfläche in der gewünschten Art versiegeln oder ölen.
Grundsätzlich sieht der Experte für Bodenleger-Technik Vorteile bei Renovierungsanwendungen aus einer Hand: "Systemlösungen werden von den Herstellern im Vorfeld umfassend geprüft - dabei wird ganz genau geschaut, bis zu welcher Körnung geschliffen werden muss, ob gewässert werden sollte oder nicht und welche Körnung der Bürsten erforderlich ist." Ähnliches gilt auch in punkto Oberflächenschutz: "Nur wenn die Produkte aus einer Hand kommen, kann gewährleistet werden, dass es zwischen den einzelnen Schichten nicht zu Haftungsproblemen, Verdrängungen, Verfärbungen oder einer erhöhten Schmutzanfälligkeit kommt", heißt es von Pallmann. Die Produkte eines Herstellers seien optimal aufeinander abgestimmt, umfassenden Tests unterzogen und würden derartige Effekte ausschließen.
Werterhaltung durch Pflege und
Ausbessern von Fehlstellen
Die Eigenschaften einer Oberfläche und die Werterhaltung eines Parkettbodens werden aber nicht allein von der Endbehandlung bestimmt, sondern auch durch die Pflege und Reinigung, nennt Sebastian Fischer einen weiteren Aspekt. "Wir bieten unseren Kunden das RMC 2C Öl zum Beispiel in 40 Farben an. Wenn dies eingesetzt wird, lassen sich damit später Laufspuren, Kratzer oder andere Fehlstellen im Originalfarbton ansatzlos und überlappungsfrei ausbessern." Ein Beispiel, das zeigt, wie schon kleinere Korrekturen an der Oberfläche die Renovierungszyklen verzögern können und damit zur Langlebigkeit eines einmal verlegten Holzbodens beitragen. |
Imke Laurinat
aus
Parkett Magazin 06/20
(Handwerk)