Beurteilung der Sanierungstauglichkeit von Parkett
"Strukturböden lassen sich sehr gut renovieren"
Die Renovierung von Altparkett bietet Fachbetrieben erhebliche Chancen. Vorausgesetzt, der Zustand des Bodens lässt eine Überarbeitung zu, ergeben sich unendlich Möglichkeiten für individuelle Neugestaltungen. Einen Überblick gibt Andreas Colléte, Vertriebsleiter FG Floortec und Inhaber der Agentur "Ypxylon - Parquet Agency".Die lange Lebensdauer durch Renovierbarkeit ist zusammen mit dem hochwertigen Wohnambiente eines der wichtigsten Merkmale von Parkett. Es lässt sich - in Abhängigkeit von Zustand und Nutzschichtdicke - mehrere Male aufarbeiten und stellt so einen dauerhaft schönen und nachhaltigen Bodenbelag dar. Wie oft ein Holzboden abgeschliffen werden kann,hängt vonderParkettart, dem Zustand und der Nutzschichtdickeab. BeimAbschleifen werden im Mittelca.0,5mmderOberflächeabgetragen.
WährendMassivholzparkett in der Regel bis10 mmstark ist, beträgt dieDeckschichtvon Mehr-
schichtparkett zwischen2,5und6mm. Ab ca. 2 mm werden Mittellagen schnell sichtbar und die Stabilität der Decklage ist nicht mehr gewährleistet. Die Nutzschichtdicke lässt sich durch Probenentnahme im Randbereich ansatzweise, aber eher ungenau schätzen. Fugen sind auch bei Massivparkett gute Messpunkte.
Älteres Mehrschichtparkett mit bereits sichtbar losen oder dünnen Deckschichten überlässt man besser einem Stripper. Durch mechanische Einwirkung des Schleifsystems und der anschliessenden Oberflächenbehandlung kann aus der Sanierung schnell ein schwerlich klärbarer Schadensfall werden. Auch mit vorherigem Hinweis an den Bauherren führen eingetretene Schäden nicht selten zum Streitfall.
Stark gebürstete, gefräste oder geschroppte Mehrschichtböden bieten wegen ihrer geringen Nutzschichtdicken wenig Möglichkeiten für ein planebenes Abschleifen. Hier bedarf es bereits bei der Installation entsprechende Informationen an den Bauherren. Strukturierte Holz-
oberflächen lassen sich aber mit der am Markt verfügbaren Technik sehr gut renovieren. Aufgrund der Vielfalt der Möglichkeiten ist die Bewertung der Sanierungstauglichkeit je nach Zustand des Bestandsboden stets im Einzelfall zu prüfen. Ansätze zur Prüfung finden sich im aktuellen Kommentar zur DIN 18356 (3.14)
Effektive Schleifmittel machen
den Unterschied
Die Artdes Maschineneinsatzes zur Sanierung von Holz-
oberflächen befindet sich gerade im Wandel. Während in den letzten Jahrzehnten überwiegend Bandschleifmaschinen zum Einsatz kamen, werden heute zunehmend Mehrscheibenmaschinen eingesetzt. Diese werden von einigen Anbietern mit unterschiedlichen Features angeboten. Wegen ihrer vielen Vorteile dominieren sie zunehmend den Markt.
Keramik- und Zirkonschleifmittel mit hohen Standzeiten machen auf Holzoberflächen den Unterschied,
Diamantschleiftechnik entfernt effektiv Beschichtungen und Versiegelungen. Einstellungen an den Maschinen während der Arbeiten und der Randschliff sind nur noch partiell nötig.
Besonders bei Mehrschichtparkett sind viele Oberflächen imprägniert; mit Mehrscheibenmaschinen ist, durch flächige Einwirkung des Schleifsystems, ein schnelles Abschleifen ohne punktuelle, mechanische Einwirkung auf möglicherweise dünne Nutzschichten und das Verbindungssystem möglich. Für die meisten Schleifaufgaben bieten Mehrscheibenmaschinen einfachere, ergonomische und effektivere Arbeitsvorgänge als Bandschleifmaschinen.
Bei harzreichen oder verworfenen Nadelhölzern oder Dielenböden sind Bandschleifmaschinen jedoch für Grob- und Mittelschliff sinnvoll, da hier der vertikale Materialabtrag effektiver als bei der "mahlenden" Horizontalschleiftechnik geschieht und sich somit Schleifmittel nicht übermäßig schnell zusetzen. Ein zügiger, hoher Materialabtrag ist möglich. Weitere Veredelungen erfolgen anschließend mit Mehrscheibenmaschinen, Bürstmaschinen oder anderen Bearbeitungen.
Bürsten, Färben und Strukturieren
bedingen Fachqualifikation
Die Gestaltungsmöglichkeiten mit Bürsttechnik und Kolorierungen bieten erhebliche Chancen für qualifizierte Handwerksbetriebe. Auch in Verbindung mit anderen Strukturierungen ergeben sich unendliche Möglichkeiten der Gestaltung von Parkettoberflächen. Mehrfarbige Kolorierungen, 3D-Strukturen, gealterte Oberflächen etc. nehmen direkten Einfluss auf die Raumwirkung. Dies bedingt eine entsprechende Qualifizierung der Anbieter hinsichtlich Beratung, Bemusterung sowie technischer und kaufmännischer Abwicklung solcher Aufträge.
aus
Parkett Magazin 06/20
(Handwerk)