Umfrage in der Parkettindustrie


Wie hoch schätzen Sie den Anteil der Renovierung bei Parkett? Und wie entwickelt er sich?

Bauwerk Parkett: Fundierte Kennzahlen liegen uns nicht vor. Allerdings merken wir, dass die Nachfrage für Renovierung von Parkett wieder steigt und der Markt definitiv wächst. Auch das Thema Nachhaltigkeit ist in aller Munde - und hier spielen natürliche Echtholzböden, die Jahre und Jahrzehnte überdauern, eine wichtige Rolle. Langlebige, renovierbare Produkte wie Parkett entsprechen absolut dem Zeitgeist.

Klaus Trautner, Leiter Produktmanagement Hamberger Flooring: Aus unserer anwendungstechnischen Erfahrung schätzen wir den Anteil auf ca. 15 bis 20 %. Wir sehen allerdings auch die Entwicklung, dass immer mehr Anfragen zur Renovierung von strukturierten und farbigen Oberflächen gestellt werden. Im Bereich unserer Seminare befassen wir uns durchaus mit diesem Thema.

Tomas Schwab, Geschäftsführer Hain Naturböden: Grundsätzlich stellen wir fest, dass der Anteil an Renovierungen in den letzten Jahren stark zugenommen hat, Tendenz weiter steigend. Die reine Aufarbeitung von Böden spielt dabei eine immer wichtigere Rolle.

Christian Zickau, Produktmanager Parkett Meisterwerke Schulte: Massivparkett wird traditionell unter dem Argument des Abschleifens verkauft. Demnach wird vermutlich jeder Massivparkettboden mindestens einmal in seiner Nutzungsdauer renoviert. Bei mehrschichtigem Fertigparkett sind colorierte und tief strukturierte Böden ein sehr großes Thema. Diese Oberflächen sind in der Regel kaum bei einem Abschleifen und Renovieren reproduzierbar. Somit versucht man, diesen Schritt möglichst weit in die Ferne zu schieben. Durch neue Trendthemen werden dann Fertigparkettböden eher ausgetauscht als überarbeitet. In Zahlen würde ich bei Massivparkett ca. 70 bis 80 % und bei Fertigparkett ca. 15 bis 25 % bzgl. eines Abschleifens angeben.

Kalle Dieckmann, Prokurist und Produktmanager bei HKS, Heinrich Krüger +Sohn: Der Verbraucher entscheidet sich bewusst für Parkett, weil es im Gegensatz zu anderen Bodenbelägen wie Vinyl oder Laminat ein Leben lang hält. Eine Renovierung, sprich ein Abschliff, ist bei guter Pflege erfahrungsgemäß erst nach 15 oder mehr Jahren erforderlich. Insofern ist der Anteil gering und wird es auch bleiben.


Welche Rolle spielt heute die Renovierbarkeit von Parkett als Verkaufsargument?

Bauwerk Parkett: Die Renovierbarkeit von Parkett spielt eine zentrale Rolle bei den Verkaufsargumenten. Neben dem steigenden Bewusstsein für Nachhaltigkeit und der Verwendung natürlicher Materialien spricht auch die Wandelbarkeit der Optik für die Wahl von Parkett. So besteht bei einer Renovierung unter anderem die Möglichkeit, die Oberflächenbehandlung und somit das Aussehen des Parkettbodens zu ändern. Durch verschiedene Oberflächenbehandlungen können Optik, Haptik und andere Eigenschaften des Parketts verändert werden, welche dem Raum direkt einen neuen Look verleihen.

Christoph Ribbers, Produktmanager Parkett, Parador: Wer sich bereits für einen Parkettboden entschieden hat, setzt die Möglichkeit, den Boden renovieren zu können in der Regel bereits voraus. Im Vergleich zu anderen Bodenbelägen ist die Möglichkeit, Parkett renovieren zu können, aber durchaus vor dem Hintergrund von Preis, Langlebigkeit sowie Nachhaltigkeit ein wichtiges Argument.

Christian Zickau: Bei Massivparkett ist es eins der Hauptargumente. Bei Fertigparkett liegt der Fokus nicht unbedingt auf Renovierbarkeit. Hier zählen die individuelle Optik und das Preis-Leistungs-Verhältnis.

Tomas Schwab: Für Hain Naturböden ist die einfache und sogar wiederholt mögliche Renovierbarkeit unserer Böden ein wichtiges und vorrangiges Argument. Es unterstreicht zusätzlich die daraus resultierende Langlebigkeit unserer Produkte. Kombiniert mit einer kontinuierlichen Unterhaltspflege verfügt man damit über einen umweltfreundlichen und äußerst nachhaltigen Boden im Eigenheim und Objektbereich.

Klaus Trautner: Das Thema kommt vor dem Hintergrund des aktuellen Trends zur Nachhaltigkeit und hier insbesondere bei der Frage nach der Renovierbarkeit von älteren Dielenböden durchaus immer wieder vor. Im normalen Verkaufsgespräch hat das Thema aber zunächst keine Priorität. Im weiteren Verlauf eines guten und kompetenten Verkaufsgesprächs kann dem Kunden dann aber durchaus bewusst werden, dass sich industriell hergestellte Oberflächen mit Fasen, strukturierten Oberflächen und farbigen Deckbelägen nur bedingt wieder herstellen lassen. Im Bestand wird es insbesondere dann zu einem relevanten Thema, wenn ein akuter Fall auftritt oder sich jemand in einen alten Dielenboden "verliebt" hat.

Kalle Dieckmann: Die Kaufentscheidung für Parkett wird hauptsächlich aufgrund des Preises, der Wertigkeit und der Optik getroffen. Zunehmend spielen aber auch die Aspekte Ökologie und Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle, und da ist Parkett als mehrfach renovierbarer Bodenbelag einfach unschlagbar.

Welche(r) (Ihrer) Parkettböden ist/sind für die Renovierung besonders geeignet, welche(r) weniger?

Tomas Schwab: Im Gegensatz zu schichtbildenden Oberflächen wie beispielsweise Hartwachs, Lack oder UV-Öl sind Hain-Naturböden aufgrund ihrer oxidativen Öl-Oberfläche und ihrer Nutzschicht von 4 mm alle gleichermaßen gut für die Renovierung geeignet.

Bauwerk Parkett: Grundsätzlich eignet sich zur Renovierung jedes qualitativ hochwertige, vollflächig verklebte Parkett. Bei Bauwerk empfehlen wir insbesondere unsere Zweischicht-Produkte, weil diese eine optimale Verbindung mit dem Gebäude eingehen, was dem Profi das Schleifen erheblich erleichtert. Einzelstäbe können gut getauscht werden und ermöglichen so partielle Reparaturen im Falle von Beschädigungen. Schwimmend verlegte Dreischicht-Böden sind zwar grundsätzlich auch renovierbar, bedürfen allerdings einer größeren Erfahrung und vorherigen Prüfung durch fachkundige Personen.

Kai Weber, Estrich- und Parkettlegermeister von der Hamberger Akademie: Unser Mehrschichtparkett ist grundsätzlich komplett für eine Renovierung geeignet. Besonders natürlich die Serie 4000: Mit einer Nutzschichtdicke von 3,5 mm kann sie - fachgerecht - zwei- bis dreimal geschliffen werden. Unter "fachgerecht" verstehen wir, dass bei jedem Schleifgang ca. 0,5 mm abgetragen werden. Moderne Maschinen zur Renovierung mit ihren horizontal arbeitenden Werkzeugen schaffen diesen Abtrag ohne Probleme.

Schwieriger wird es bei strukturierten und/oder farbig gestalteten Oberflächen. Mit geeigneten Geräten lassen sich Strukturierungen in verlegten Holzböden herstellen, z.B. durch Bürsten. Auch können mit modernen Oberflächensystemen nahezu alle Farbvarianten hergestellt werden. Bei einem verlegten Parkettboden die werkseitig industriell hergestellte Optik in gleicher Qualität, in gleichmäßiger Gestaltung und auf größeren Flächen wieder herzustellen, ist jedoch fast unmöglich. Immer bedarf es dazu ein hohes Maß an handwerklicher Erfahrung, Geschick und größerem Aufwand.

Christian Zickau: Bei der Entwicklung von Parkettkonstruktionen achten wir natürlich auf die mögliche Renovierbarkeit. Wir verarbeiten schließlich einen sehr wertvollen Rohstoff und ein Parkettboden darf ja erst Parkett heißen, wenn die Nutzschicht > 2,5 mm dick ist und mindestens einmal geschliffen werden kann. Bei unserer Kollektion Meister Parkett Longlife setzen wir eine glatte und dichte HDF-Trägerplatte ein, gepaart mit der ressourcenschonenden 2,5 mm starken Deckschicht. Diese Konstruktion ist eine sehr gute Kombination für ein Überarbeiten der Oberfläche. Bei unserer Kollektion Almfeuer setzen wir die Konstruktion auf eine Fichte-Trägerplatte mit einer 3,6 mm-Deckschicht. Diese kann ebenfalls sicher überarbeitet werden.

Christoph Ribbers: Grundsätzlich sind alle Parkettböden von Parador für die Renovierung geeignet. Böden mit einem Farbauftrag sind dabei allerdings komplexer, da durch das Schleifen die Farbschicht abgetragen und neu aufgebracht werden muss. Gleiches gilt für Böden mit einer Struktur.

Kalle Dieckmann: All unsere Böden sind sehr gut zur Renovierung geeignet. Unsere Böden haben Deckschichten von mindestens 3 mm, im Hauptsortiment 4 mm und manchmal sogar 6 mm, und dies auf Multiplex-Basis. Und unsere Massivholzdielen halten mehrere Generationen. Ein weiterer Aspekt ist, dass nahezu all unsere Böden geölt und dadurch partiell renovierbar sind.


Einerseits ist derzeit eine möglichst natürliche Optik mit Rohholzeffekt gefragt, andererseits gilt das individuelle Gestalten von Holzböden mit Struktureffekten und Colorierungen als Trend. Wie sehen Sie diese Polarität?

Bauwerk Parkett: Die gute Nachricht ist: Holz kann beides! Auch bei den Megatrends sehen wir beide Entwicklungen. Einerseits der Drang zur Natürlich- und Ursprünglichkeit, andererseits der Wunsch nach möglichst großer Individualität und vielen Farbakzenten. Diese geteilte Nachfrage sehen auch wir tagtäglich, wobei unserer Meinung nach die natürliche Optik aktuell das Rennen macht.

Klaus Trautner: Wir sehen eindeutig eine Dominanz bei Rohholz- und Naturtönen, mit leichter Tendenz zu dunkleren Tönen. Die ganz hellen Weißtöne haben etwas an Bedeutung verloren.

Christian Zickau: Der "Bestseller" unter den Farben ist und bleibt die Naturfarbe von Holz. Dicht gefolgt von Rohholzeffekten und hellen Optiken. Wichtig bei jeder Oberfläche ist die natürliche Optik und Haptik. Ein Parkettboden soll ja auch schließlich mindestens eine Generation überleben. Effekte in Struktur und Colorierungen sind Trendthemen und natürlich auch Eyecatcher, jedoch spielen diese bei Designböden eine größere Rolle.

Kalle Dieckmann: Die Menschen und Geschmäcker sind nun mal verschieden, und das ist auch gut so. Wir haben für beide Ausführungen Lösungen. Nüchtern betrachtet muss man aber sagen, dass der Hauptanteil immer noch durch die klassischen Varianten getragen wird, also naturnah transparent oder weiß geölte Böden. Und dies entweder auf geschliffener oder gebürsteter Oberfläche.

Christoph Ribbers: Rohholz-Effekte haben in den letzten Jahren eine steigende Nachfrage erlebt, aber auch Colorierungen sind nach wie vor beliebt. Dies ist mitunter regionen- und auch länderabhängig. Beim Renovieren spielt das eher eine untergeordnete Rolle, da auch Parkettböden in Rohholz-Optik letztendlich coloriert sind, um diesen Effekt zu erzielen und zugleich die Ansprüche im Hinblick auf Robustheit und leichte Reinigung zu erfüllen.



Mit welchen Fragen/Problemen kommen Ihre Kunden aus dem Handwerk hinsichtlich der Renovierbarkeit von Parkett am häufigsten auf Sie zu?

Christian Zickau: Das ist zum einen die Frage nach der Fase: Was passiert mit der Fase bei Landhausdielen nach dem Abschleifen, und kann ich die Farbe auch wieder nachstellen? Unsere Antwort darauf: Da die Oberflächenbehandlung auf modernen Maschinenanlagen erfolgt, ist eine Reproduzierbarkeit nur bedingt möglich.

Eine andere Frage dreht sich um die Deckschicht: Kann eine 2,5 mm starke Deckschicht geschliffen werden? Unsere Antwort ist ganz klar: Natürlich kann sie das! In unseren Handwerkerschulungen zeigen wir die Renovierbarkeit der unterschiedlichen Böden, und der Handwerker kann sich von dem Schleifen und Renovieren direkt überzeugen und selbst ausprobieren.

Bauwerk Parkett: Am häufigsten kommt die generelle Frage auf, ob Parkett schleifbar ist und wenn ja, wie oft. Dies oft im Zusammenhang mit der Frage nach der Nutzschicht. Generell wird die Langlebigkeit von Parkett nicht primär durch die Stärke der Nutzschicht definiert, sondern durch die Qualität des Aufbaus, die einwandfreie Haftung und die präzise Verarbeitung. Die Norm für Fertigparkett aus Echtholz gibt eine Dicke der Nutzschicht von mindestens 2,5 mm vor. Da ein Holzschliff die Nutzschicht um 0,5 bis 0,7 mm reduziert, kann jeder Bauwerk-Parkettboden ein- bis zweimal geschliffen werden. Dies gilt auch für unsere Böden mit HDF-Unterlage.

Häufig kommen auch Fragen zu möglichen Renovierungsarten. Denn eine Renovierung muss nicht immer einen Holzschliff beinhalten. So ist eine Sanierung und Regenerierung des Bodens möglich, ohne die Nutzschicht anzutasten. Je nach Ziel und vorhandener Abnutzung reicht es oftmals, den geölten Boden zum Beispiel mit Hilfe von Bürsttechniken und anschließendem Einfärben mit einem anderen Öl eine neue Oberflächenoptik zu verleihen.

Tomas Schwab: Die mit Abstand häufigsten Bedenken von Kunden beziehen sich auf die mögliche Veränderung der ursprünglichen Struktureffekte des Bodens durch Abschleifen. Wir empfehlen in diesem Fall bei unseren naturgeölten Parkettböden als Alternative zunächst eine Grundreinigung mit anschließender erneuter Einpflege der Oberfläche mit Original Hain Natur-Öl. In vielen Fällen wird damit der gewünschte Erfolg bereits erzielt und der renovierte Boden erhält seine ursprüngliche Ästhetik und Nutzungseigenschaften zurück.

Kalle Dieckmann: Kunden aus dem Handwerk sind Profis und wissen eigentlich am besten, wie ein Parkett zu verlegen und später zu renovieren ist. Die Industrie ist gut beraten, dem Handwerk immer ein offenes Ohr zu schenken. Die meisten Fragen beziehen sich darauf, welche Pflegemittel empfohlen werden können.

Kai Weber: In erster Linie klar mit der Frage nach der Stabilität der Verleimung der einzelnen Schichten. Das ist aber durch unsere 30-jährige Garantie (Serie 4000) abgedeckt. Auch die zuvor genannte Wiederherstellung von Strukturen, Fasen oder Farben ist ein Thema, das immer wieder angefragt wird. Allerdings ist das, wie bereits oben erwähnt, ein schwieriges und selten 1:1 umsetzbares Thema.
aus Parkett Magazin 06/20 (Bodenbeläge)