Balkon wird immerwichtiger
In einer Studie geben 56 % der Teilnehmer an, dass der Balkon nach der Finanzierbarkeit das zweitwichtigste Kriterium bei der Suche nach einem neuen Zuhause ist. Der Home Report 2021 erhebt den Rückzugsort an der frischen Luft zum Trend-Thema. Die Einrichtung des Balkons orientiert sich an der Natur.Balkon und Terrasse sind den Deutschen immer wichtiger, die Corona-Krise hat diese Entwicklung weiter befeuert. Die Zukunfsforscherin Oona Horx-Strathern nennt diesen Wohntrend im neuen Home Report 2021 des Zukunftsinstituts "Romancing the Balcony" und prognostiziert, dass sich der Fokus beim Wohnungsbau entsprechend verschieben werde: "Jeder Mensch braucht privaten Raum unter freiem Himmel."
Eine repräsentative Studie des Immobilienportals EinNeuesZuhause.de unter dem Titel "Wohnpläne und Wohntrends" gibt der Wohnexpertin recht. Demnach ist für 56 % der Teilnehmer ein Rückzugsort im Freien "sehr wichtig" bei der Suche nach einem neuen Zuhause. Damit rangieren Balkon und Garten auf Platz zwei der wichtigsten Kriterien bei der Suche nach einem Miet- oder Kaufobjekt. Ganz vorn steht die Finanzierbarkeit der Wohnung oder des Hauses.
Outdoor-Boom hält an
Wie Horx-Stathern schreibt, ist der Balkon in der Corona-Krise zu einem zentralen Ort geworden, um mit anderen Menschen zu kommunizieren, etwa den Nachbarn im Nebenhaus. Seine dadurch erlangte Bedeutung werde er behalten. Denn in Relation zum geringen Platz, den ein Balkon einnehme, könne er einen unverhältnismäßig großen positiven Effekt auf die Bewohner ausüben. Daher werde sich auch die seit Jahren steigende Nachfrage nach Outdoor-Möbeln, Gartenpflanzen und Dekoartikeln für draußen weiter fortsetzen.
"Balkone sind äußerst nützlich und müssen bei der Entwicklung von Wohnimmobilien als wichtiger Bestandteil angesehen und auch im Baurecht verankert sein", wird Tyler Brulé, Herausgeber des Magazins Monocle, im Home Report zitiert. Diesen Schluss zieht er aus der Betrachtung jener Städte und Länder, die die Krise gut meisterten.
Wie Horx-Strathern sagt, ist auch im Bestandsbau eine Nachrüstung mit Balkonen möglich. Bei Neubauten würden Architekten derzeit innovative Balkonlösungen erfinden. "Hierbei stehen die Kommunikation und der Austausch zwischen den Nachbarn im Mittelpunkt, um die Gemeinschaft in einem Wohngebäude zu stärken", heißt es im Home Report. Insgesamt stellt die Autorin fest: "Die Nachrüstung von Balkonen und die verstärkte Nutzung privater Grünflächen im Freien sind Trends, welche die Pandemie überdauern werden."
Diese Prognose wird von der Gartenmesse spoga+gafa bestätigt, die vom 8. bis 10. August in Köln stattfinden soll (ursprünglicher Termin 30.5.). "Je mehr Zeit die Menschen zu Hause verbringen, desto mehr wird der Garten zum erweiterten Wohnraum. Die Entwicklung hin zu immer wohnlicheren Außenbereichen setzt sich daher fort und verstärkt sich noch."
Wetterfeste Stoffe im Kommen
Dies wirke sich auch auf die neuen Gartenmöbel aus, von denen viele auch im Innenraum nutzbar seien. Mit einladenden Designs würden sie den Komfort von drinnen mit der Resistenz für draußen verbinden. Möglich werde dies durch wetterfeste Polster und Textilien. Während die Sitzlandschaften immer komfortabler würden, sorgten Teppiche und Kissen für ein Plus an Wohnlichkeit.
Außer der Bewältigung der Corona-Pandemie ist der Klimaschutz nach Auskunft der Gartenmesse eine dringliche Aufgabe für die Gestaltung der Zukunft. Für die Außenbereich spielten nachhaltige Lösungen daher eine immer wichtigere Rolle. Auch wegen des Klimawandels seien die Produkte dank innovativer Materialien extrem wetterfest und damit noch haltbarer. Recycelte Metalle würden ebenso eingesetzt wie gebrauchte Hölzer von Fischerbooten. Auch Plastik aus dem Meer und von PET-Flaschen finde sich vermehrt in Gartenstühlen und Outdoor-Teppichen. Beim Holz sei außerdem die Herkunft aus zertifizierter Forstwirtschaft ein wichtiges Kriterium.
Nach Angaben der spoga+gafa lassen sich Designer von Gartenmöbeln häufig von organischen Formen und Farben inspirieren. Natürliche Materialien wie Holz, Rattan und Bambus stellten eine Verbindung zur natürlichen Umgebung des Gartens her. Dabei stehe reduziertes Design für Verzicht und Geradlinigkeit. Aufgelockert werde die Szenerie durch leuchtend bunte Farben, die neben den klassischen Outdoor-Tönen wie Grau und Braun an Beliebtheit zunähmen.
Wer die Produkte ansprechend am Point of Sale präsentiert, erhöht die Chance auf höhere Umsätze. Die Gartenmesse stellt deshalb unter dem Motto "POS Green Solution Islands" vor, wie Aktionsflächen aussehen könnten. Dabei stehen zwar die Pflanzen-Trendthemen für die Zielgruppen Baumärkte und Gartencenter im Mittelpunkt. Sie sind aber auch für andere Interessierte Inspirationsquelle und Umsetzungsbeispiel.
| Cornelia Küsel
aus
BTH Heimtex 04/21
(Handel)