Nachhaltige Verlegeprodukte erobern das Parkett
Die Anbieter von Verlegeprodukten, Maschinen und Zubehör konnten der Fachwelt dieses Jahr nur aus der Ferne nahe bringen, welche Anwendungen in der Fußbodentechnik 2021 state-of-the-art sind. Herstellerübergreifend zielen die aktuellen Entwicklungen weiterhin vor allem auf nachhaltige, systemische und schnell zu verarbeitende Verlegewerkstoffe. Bei Verlegezubehör hingegen setzen smarte "Problemlöser" für besondere Einbausituationen Akzente.Die Hersteller von Verlegeprodukten, Maschinen und Zubehör für das bodenlegende Handwerk konnten der Fachwelt ihre Neuheiten dieses Jahr zum ersten Mal nicht real auf den großen Messebühnen in Hannover und München präsentieren. Für die Industrie war es ein Zäsur, auf die es sich einzustellen galt. Viele Unternehmen haben dies getan. Um der Fachwelt via Internet-Browser zumindest aus der Ferne nahe zu bringen, welche Anwendungen in der Fußbodentechnik 2021 state-of-the-art sind, betraten Marken wie Mapei, PCI, Sika, Uzin Utz, Rubio, Prinz und andere neues, digitales Terrain - präsentierten sich und ihr aktuelles Angebot in Chats, Webinaren und Video-Streams. Beachtlich waren etwa die Aufritte von Kiesel und Lägler, deren aufwendig und professionell produzierte "TV"-Streams moderierte Talks, anwendungsorientierte Beiträge und Fach-Know-how durchaus sehenswert, kurzweilig und informativ kombinierten.
Und während die Domotex im Januar noch ganz auf ein digitales Messeformat verzichtete, gab die erste rein digitale Bau Online 2021 ihr Debüt. Zumindest das bodenlegende Fachhandwerk erreichte sie damit allerdings kaum, denn nur wenige Anbieter von Bodenbelägen und Verlegeprodukten - PCI/Thomsit, Uzin Utz und FN Neuhofer - nahmen überhaupt Teil an diesem "Experiment", wie Franz Neuhofer das virtuelle Messeformat bezeichnete. "Da wir mit unseren Kunden laufend via Videokonferenzen, telefonisch oder per E-Mail in Kontakt stehen, wurde die Messe Bau online nur sehr vereinzelt genutzt", berichtete der geschäftsführende Gesellschafter des österreichischen Leistenproduzenten; dennoch befürwortet er das neue Format: "Ja, wir würden wahrscheinlich wieder daran teilnehmen, denn in Zeiten wie diesen, ohne Besuche und ohne Präsenzmessen, gilt es, neue Wege zu gehen."
Aussteller wie Besucher kritisierten unisono die unübersichtliche, komplizierte Menüführung der Plattform. Besucheranfragen seien zu spät an Aussteller weitergeleitet worden, die virtuellen Präsentationsräume waren schlecht erreichbar, spontane Teilnahmen kaum möglich. Fachpressevertretern erging es dem Vernehmen nach nicht besser. "Natürlich muss man klar feststellen, dass eine virtuelle Messe keinen gleichwertigen Ersatz zu einer physischen Messe Bau darstellt", brachte PhillipUtz, Vorstand Uzin Utz, es auf den Punkt, sagt aber auch: "Wir sind der Überzeugung, dass die Zukunft in einem hybriden Messekonzept liegt." Auch Stephan Tschernek, Marketingleiter PCI, betont, dass es bei der Bau Online dieses Jahr vorrangig darum ging, Erfahrungen zu sammeln und die Digitalisierung als Chance zu nutzen: "In Zukunft wird sich nicht die Frage stellen, ob die PCI-Gruppe noch einmal an einer digitalen bzw. hybriden Bau teilnehmen wird, sondern wie." Keine Frage, das Entwicklungspotenzial für virtuelle Industriepräsentationen ist groß - und die Bedeutung einer Fachmesse wird sich künftig noch weniger auf gebuchte Stand-Quadratmeter reduzieren lassen.
Trends Verlegewerkstoffe:
nachhaltig, systemisch, schnell
Unbenommen von den zurzeit eingeschränkten Präsentationsmöglichkeiten bleibt indes das fachliche Interesse an neuen Lösungen, Produkten und Services für Parkett- und Bodenleger. Anbieterübergreifend gilt auch 2021 eins: Bei der Weiterentwicklung von Verlegeprodukten bleiben Aspekte der Nachhaltigkeit ein vorrangiges Ziel. "Die Wahrnehmung dafür wird durch die Corona-Pandemie sicherlich nochmal verstärkt. Die Menschen besinnen sich wieder auf ihr Zuhause und investieren auch entsprechend in die Renovierung", betont Dr. Uwe Gruber, Geschäftsführer Mapei Deutschland. Bestrebungen wie die Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung oder auch neue Energieeinsparverordnung sollen die Entwicklung nachhaltiger Alternativen auf dem Bau weiter voranbringen. Ein konkretes Produktbeispiel für Verlegearbeiten sind etwa die neuen Leichtklebstoffe, die in den Sortimenten vieler Bauchemieanbieter Einzug gehalten haben: Die Gebinde wiegen weniger, lassen sich somit einfacher transportieren, trotzdem bieten die Klebstoffe dank reduzierter Dichte auf der Fläche mehr Reichweite.
Ein anderes Dauerthema, sowohl für die Neuverlegung als auch für die Renovierung, bleibt das Angebot und die Empfehlung von aufeinander abgestimmten Produkten im System - von der Untergrundvorbereitung bis zur Oberflächenbehandlung über das gesamte Fußbodensystem hinweg. Maschinentechnik eingeschlossen. Sortimentserweiterungen hier und da sind die logische Konsequenz. Nachdem etwa der Klebstoffspezialist Stauf bereits voriges Jahr eine eigene Oberflächen-Linie mit Ölen, Lacken und Pflegemitteln lancierte, folgt jetzt das Esslinger Bauchemieunternehmen Kiesel ebenfalls mit einem Komplettprogramm für Parkett, Holzböden und Terrassen. Auch hier ist der Umweltaspekt mit möglichst wenig Emissionen in die Raumluft und die Verwendung ressourcenschonender Rohstoffe in den Rezepturen ein Anliegen.
Neben Sicherheit in der Verarbeitung bleibt auch die möglichst schnelle Abwicklung von Verlegearbeiten ein Argument für Systemlösungen. Für Baustellen mit hohem Zeitdruck führte beispielsweise Thomsit dieses Jahr gleich drei verbesserte Spachtelmassen mit kurzen Trocknungszeiten ein - Spitzenreiter in punkto Schnelligkeit ist die Sorte X-Press, für die eine Belegreifezeit von gerade einmal 90 Min. in trockenen Innenbereichen angegeben wird. Kiesel konnte hingegen mit einer ebenfalls schnell trocknenden Zement-Dispersions-Grundierung aufwarten, die auf zementären Untergründen Restfeuchte bis 4 CM-% absperren kann.
Verlegezubehör - viele "Problemlöser"
für besondere Einbausituationen
Auch bei Zubehörprodukten wie Dämmunterlagen und Leisten spielen Wohngesundheit und Nachhaltigkeit eine immer bedeutendere Rolle, bestätigt Lydia Bober, Marketing Selit Dämmtechnik. "Wir stellen uns beiden Themen aktiv. Neben dem Blauen Engel arbeiten wir auch mit Sentinel Haus zusammen. Zudem sind unsere Produkte voll recyclebar und zum Teil schon aus recycelten Rohstoffen hergestellt." Darüber hinaus sind technisch gesehen nach wie vor wasserresistente Ausführungen relevant.
Dämmunterlagenanbieter Katz, Teil der Koehler Paper Group, hat indes die Natureplus-Zertifizierung erhalten und will das Thema Wohngesundheit dieses Jahr entsprechend mit Kundenveranstaltungen und Social-Media-Kampagnen in den Vordergrund rücken. "Natureplus berücksichtigt nicht nur die Nachhaltigkeit des Produktes, sondern auch das Thema Klimaschutz und Wohngesundheit", erklärt Katz-Sales Manager Francesco Fardella - und verweist auf einen weiteren Trend: "Rigid-Böden, die aus Asien kommen und eine integrierte Dämmunterlage besitzen, machen es den Herstellern von Dämmunterlagen nicht einfach, sich im Markt weiter zu positionieren."
Leisten- und Profilsortimente wurden aktuell einmal mehr um ausgetüftelte "Problemlöser" für spezielle Einbausituationen erweitert. Neu von FN Neuhofer sind etwa verbesserte putzbündige Aluminiumleisten, aber auch bekannte Klassiker wie Rohrabdeckleisten in höherer Ausführung. Außerdem bieten die Österreicher neben individuell gestalteten MDF-Sockelleisten jetzt auch trendige kubische Formen in neuen RAL-Farben an.
Bei Profilen beobachtet Anbieter Prinz im Bereich der schwimmend verlegten Designbeläge noch viel Dynamik und Wachstumspotential. Jüngste Entwicklung ist ein flexibles Treppenkantensystem für dünne Beläge. Das Neuprodukt folgt dem Trend zu puristischen und eher kantigen Oberflächen, verweist Geschäftsführerin Katharina Prinz auf den aktuellen Zeitgeschmack bei Formen und Farben. Diese Entwicklung habe Prinz inzwischen auf zahlreiche Profile und Profilsysteme übertragen. Auch für Profilsysteme für Parkett und Laminatböden gelte: Gerade, flache, puristische Optiken gehen einher mit den Trendnuancen Edelstahl matt, gebürstet oder poliert.
Maschinen und Geräte: Effektiv schleifen auf Holzoberflächen und Untergründen
Im Trend liegen seit einigen Jahren individuell gestaltete Oberflächen mit Ölen und Farben - diese Anwendungen setzten qualitativ hochwertig geschliffene Böden voraus, betont Lägler-Verkaufsleiter Roland Schleif. Während der traditionsreiche Maschinenbauer nach der Bandschleifmaschine Hummel und dem Tellerschleifer Flip nun auch seinen Dreitellerschleifer Trio nur noch mit LED-Arbeitslampe aufs Parkett bringt, führte Witte für die flexiblen Anforderungen der Untergrundsanierung den kompakten Diamantschleifer Libelle in den Markt ein.
Und speziell zum Entfernen von vollflächig geklebtem Mehrschichtparkett, das mit den robusten Klebstoffen neuerer Generationen immer schwieriger wird, empfiehlt Wolff die neue Fräse Biber 200. Geschäftsführer Jürgen Rehmann lobte auf der Bau Online ihre präzise Einstellgenauigkeit von 0,1 mm für nahezu vollständiges Entfernen des Restmaterials. Der Maschinenhersteller aus Ilsfeld forciert außerdem mit mittlerweile acht Akkugeräten, darunter Parkettnutfräse, Stripper und Winkelschleifer, einen universellen Trend - das kabellose Arbeiten auf der Baustelle.
| Imke LaurinatFoto/Grafik: Osmo
"Wohngesunde" Oberflächen-Öle sollen auf der frisch geschliffenen Holzfläche schnell trocknen – und dabei möglichst ohne Lösemittel auskommen. Osmo.
Foto: Osmo
Foto/Grafik: Lägler
Nachgefragt bei Roland Schleif, Verkaufsleiter Lägler
Trend: Strukturieren von Holzböden
Wie schon in den vergangenen Jahren ist die Oberflächenbehandlung ein großes Thema, sowohl das allgemeine Ölen wie auch farbige Oberflächen. Beides setzt eine gut geschliffene Oberfläche voraus. Um dem gesteigerten Qualitätsbewusstsein der Endnutzer Rechnung zu tragen, muss möglichst schnell eine hochwertige Qualität erzeugt werden.
Gleichzeitig ist die Strukturierung von Holzböden eine deutlich zunehmende Aufgabe. Bei uns wird das Thema Renovieren und Strukturieren von Holzböden wahrscheinlich ab März online gehen und als Seminar angeboten werden.
Unsere größte Herausforderung ist derzeit der fehlende Kontakt zu unseren Kunden auf Messen oder Innungsveranstaltungen. Wir geben aber den Kunden die Möglichkeit, ihre Maschinen zu uns zu schicken und hier warten zu lassen. Wir haben den Eindruck, dass unsere Handwerker momentan gut mit Arbeit ausgelastet sind. Sollte sich die coronabedingte Situation nicht wesentlich ändern, dann wird sich hoffentlich auch daran nicht viel ändern. Foto: Lägler
Foto/Grafik: Rubio
Nachgefragt bei Sebastian Fischer,
Geschäftsführer Rubio Monocoat Deutschland
Trend: naturnah
gestaltete Lebensräume
Nach wie vor ist der Trend und die Nachfrage nach individuellen Lösungen ungebrochen. Die Kunden wünschen sich für ihre Holzoberflächen individuelle Maße, Formen oder Farbgebungen. Besonders stark nachgefragt sind dabei Kolorierungen sowie Struktur- oder Alterungseffekte.
Das in der Gesellschaft wachsende Bewusstsein für natürliche und nachhaltige Produkte wird sich auch weiterhin auf die Oberflächentechnologie niederschlagen. Ressourcenschonung rückt dabei immer mehr in den Vordergrund. Die innovative Oberflächenlösung von morgen wird dem Kunden neben Qualität und Funktionalität auch einen geringen ökologischen Fußabdruck schuldig sein.
Auf lange Sicht wird zudem mit dem Biophilic Design ein Konzept aufkommen, dass unsere Lebensräume natürlich und naturnah gestaltet. Holzoberflächen dürfen wieder rustikaler und lebhafter sein und somit das Flair der Natur verbreiten – ohne den ökologischen Aspekt zu vernachlässigen.
Anfang 2021 liegt unser Fokus auf der Einführung unserer Produktneuheiten Wood-Cream und Invisible Protector. Hierzu wird es für die Kunden von Rubio Monocoat Webinare geben, in denen wir ihnen die Innovationen mit all ihren positiven Eigenschaften, einzigartigen Farbgebungen und vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten vorstellen werden. Zum Spätsommer planen wir eine Kampagne für Pflege- und Reinigungsmittel. Hier geht es vor allem um die Werterhaltung von Holzoberflächen.
Foto: Rubio
aus
Parkett Magazin 02/21
(Bodenbeläge)