Corona schiebt die Fassadensanierung an
Ob energetische Gebäudesanierung oder einfach nur ein Neuanstrich der Fassade - in der Corona-Krise steigt auch die Nachfrage nach Renovierungsprodukten für den Außenbereich. Dabei wird zunehmend Wert auf umweltfreundliche Materialien gelegt. Nach wie vor sind helle Farbtöne beliebt. Die energetische Gebäudesanierung ist ein wichtiger Baustein, um die EU-Klimaziele zu erreichen und damit die globale Erwärmung zu begrenzen. Vorgesehen ist eine Senkung des Kohlendioxidausstoßes um 55 % bis 2030 gegenüber dem Referenzjahr 1990. Die Corona-Krise könnte dem Prozess neuen Schub verleihen und zur Reduzierung der umweltschädlichen Treibhausgase beitragen. Denn da Urlaubsreisen in der Pandemie kaum möglich sind, investieren die Bundesbürger ihr gespartes Geld nicht nur in die Verschönerung ihrer Innenräume, sondern auch in die Dämmung ihrer Hausfassaden und deren Beschichtung.
"Klimaschonende Maßnahmen sind ein Megatrend - und dazu gehört selbstverständlich auch die energiesparende Wärmedämmung von Fassaden", sagt Harald Kranz, Marketingleiter beim Farbenhersteller Zero-Lack in Bad Oeynhausen. Wie er feststellt, werden vor allem mineralische Wärmedämm-Verbundsysteme (WDVS) auf Basis von Steinwolle immer beliebter. Keimfarben bestätigt das zunehmende Interesse an umweltschonenden Materialien. Es werde immer mehr Wert auf recyclebare, langlebige und schadstoffarme Produkte gelegt. Diesem Wunsch kämen mineralische Materialien wie ein WDV-System auf Holzfaserdämmplatten entgegen. Doch trotz wachsender Bedeutung der umweltfreundlichen Produkte bleibt EPS nach wie vor der am häufigsten eingesetzte Dämmstoff, da er vergleichsweise günstig ist.
Staatliche Förderprogramme
Nach Auskunft von Daniel Bralic spielt außer der Umweltfreundlichkeit von Materialien vor allem die Effizienz der Dämmstoffe eine Rolle. Der Marketing-Manager Fassade von Caparol in Ober-Ramstadt hebt hervor, dass es in den Räumen insbesondere um Kühle im Sommer und Wärme im Winter gehe. Darüber hinaus sei Wärmedämmung sehr langlebig, bringe also viele Jahre lang die gewünschten Resultate. "Staatliche Förderprogramme unterstützen den Hauseigentümer bei der Entscheidung. Das beflügelt die Nachfrage", lobt Bralic die Anfang 2020 aufgestockten öffentlichen Fördermittel für energetische Sanierung, die durch die KfW-Bank vergeben werden. Diese Maßnahme hat nach Angaben von Keimfarben bereits im vergangenen Jahr für eine spürbar höhere Nachfrage geführt und werde sich fortsetzen.
Nach Ansicht eines Aktionsbündnisses aus der Bundesarchitektenkammer, der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) und der Deutschen Umwelthilfe drängt die Zeit. In einem gemeinsamen Positionspapier wird von der künftigen Bundesregierung der Start einer Sanierungswelle für Bestandsgebäude in Deutschland gefordert. Andernfalls könnten allein aufgrund der nicht klimagerechten Häuser die Klimaziele nicht mehr erreicht werden. Konkret verlangt das Aktionsbündnis die klimaneutrale Sanierung von 1 Mio. Bestandsgebäuden pro Jahr und damit das Vierfache der derzeitigen Sanierungsrate.
Ob nun mit WDVS oder ohne, eine Fassade will auch beschichtet werden. Die deutsche Farbenindustrie hält ein breites Sortiment an Fassadenfarben bereit, die jeden Anspruch erfüllen. "Die Fassade gilt als Visitenkarte des Eigenheims. So werden derzeit nicht nur innen, sondern auch im Außenbereich Investitionen getätigt", sagt Bralic. Und Christian Schubert, Produktmanager Farben bei Südwest Lacke+Farben, ergänzt: "Der Trend geht zu hochwertigen Fassadenfarben." Dabei gehe es immer häufiger auch um den Schutz vor Algen- und Pilzbefall. "An der Fassade zieht das Geschäft spürbar an", betont Schubert.
"Allgemein hat das Interesse an einer schönen Umgebung zugenommen", sagt Herbert Leonhard, Geschäftsführer des Maleco Farbwerks in Hamburg. Und damit steige auch die Nachfrage nach Fassadenfarben. Ähnlich sieht es Margarete Sonnen, Geschäftsführerin des Großhandels Sonnen Herzog in Düsseldorf. "Wenn es wärmer wird, werden wir mit Fassadenfarben viel zu tun haben. Das zeichnet sich ab.
Pastelltöne im Trend
Nach wie vor dominieren nach Auskunft von Südwest-Mann Christian Schubert weiße und helle Grautöne an den Außenwänden. Aber wie er sieht auch Keimfarben einen Trend hin zu leichten Pastelltönen. Dazu kämen kräftige Erdtöne, die ein Gefühl von Geborgenheit und Wärme vermittelten. Das Caparol Farbe Design Studio stellte fest, dass es sich bei den hellen und sehr hellen Farbtönen meistens nur um einen Hauch Farbe handelt. Sie muteten steinig und natürlich an. "Fensterrahmen und Hauseingangstüren sind oft in sehr dunklen Graunuancen gehalten", meinte Bralic. Auf Kontraste verweisen auch Zero-Lack und Keimfarben. Helle Farbflächen würden zunehmend mit dunklen kombiniert.
Auf ganzen Fassadenflächen sind dunkle Farbtöne dagegen noch eher eine Seltenheit. Sollten sie jedoch gewünscht werden, rät Bralic zu farbtonstabilen Fassadenfarben. "Dunkle Fassaden reagieren stärker auf Sonneneinstrahlung", erläutert Schubert. Daher sei zumindest bei einem WDVS aus technischen Gründen ein Hellbezugswert >20 wichtig. Ansonsten empfiehlt auch Schubert den verarbeitenden Malern farbtonstabile Beschichtungen.
| Cornelia Küsel
aus
BTH Heimtex 05/21
(Farben, Lacke)