Diese Brüder machen Räume schön

Stephen und Simon Helm sind Raumausstatter in dritter Generation. Die Hamburger betreiben im Stadtgebiet zwei Geschäfte und investieren nicht nur in ihre Showrooms, sondern auch in die Auffindbarkeit im Internet

Mal angenommen, eine Filmproduktion suchte für einen Werbefilm ein klassisches, gepflegtes Raumausstattungsgeschäft - wie würde das wohl aussehen? Antwort: Ziemlich genau so wie eine Filiale der Firma Helm & Helm.

Ein Showroom des Brüderpaars Stephen und Simon Helm wurde jedenfalls schon von begeisterten Werbefilmern "gefunden" und als Handlungsort für einen Clip über ein Iglo-Fertiggericht verwandt - Raumausstatter haben viel zu tun, da muss es mittags schnell gehen. Betritt man das Hauptgeschäft der Helms in Hamburg-Schnelsen, versteht man schnell, was die Filmleute so angesprochen hat. Auf fast 200 Quadratmetern breitet sich eine eindrucksvolle Auswahl an Gardinen, Deko- und Möbelstoffen aus. Nicht minder umfangreich ist das Sortiment bei textilen Bodenbelägen.

In einer eigenen Abteilung wird Sonnenschutz für Innenräume präsentiert, bequeme Sessel sorgen für entspannte Beratungsgespräche. Die hellen, behaglichen Räume geben einen Vorgeschmack darauf, wie gemütlich es zu Hause sein könnte, wenn die Helms ihre Arbeit getan haben.

Auch von außen kann sich das Geschäft sehen lassen. Erst Anfang 2020 wurde die Fassade saniert. Das Haus erstrahlt nun wieder in makellosem Weiß und hat eine neue umlaufende Außenwerbung erhalten - eine Investition von rund 50.000 Euro.

"Wir bieten alle Leistungen an, die das Raumausstatter-Handwerk vorsieht: Gardinendekorationen, Polsterarbeiten, Sonnenschutz und Bodenbelege bis hin zum Fertigparkett", erklärt Inhaber Simon Helm. Dazu gehört natürlich auch das Aufmaßnehmen beim Kunden zu Hause und die Konfektionierung in der eigenen Näherei. Der Schwerpunkt liegt aber klar auf Textilien. "Deko, Gardine, Sonnenschutz - das macht etwa zwei Drittel unseres Umsatzes aus." Das restliche Drittel teilen sich Polsterarbeiten und Bodenbeläge. Vor allem in Ottensen mit seiner hohen Dichte an schicken Altbauwohnungen würden textile Bodenbeläge nicht so stark nachgefragt. "Da geht es dann eher um Dielen und echtes Parkett." Die Brüder sind mittlerweile die dritte Generation, die im Namen der Familie Helm Wohnräume gestaltet. Gegründet wurde das Unternehmen von Großmutter Ottilie Helm, die 1957 das erste Geschäft im feinen Stadtteil Rotherbaum eröffnete. Vor mehr als 25 Jahren stieg das Brüderpaar ins Geschäft ein und übernahm schließlich das Geschäft vom Vater. Die Aufgaben sind klar verteilt. Stephen Helm, der ältere der beiden, kümmert sich um Werbung, Buchhaltung und Website. Simon Helm führt als gelernter Raumausstatter die Näherei und Polster-Werkstatt im ersten Stock des Hauptgeschäfts.

Was ist das Beste daran, mit seinem Bruder zusammen zu arbeiten? Simon Helm muss nicht lange überlegen. "Dass man ruhigen Gewissens in den Urlaub fahren kann." Auf einen Bruder kann man sich eben 100-prozentig verlassen. "Wir haben als Kinder immer wieder miterlebt, wie sehr die Firma unseren Vater auch im Urlaub umtrieb. Er saß manchmal den halben Tag an der Rezeption des Hotels und versuchte eine Verbindung nach Deutschland zu bekommen - und war dann eben nicht mit uns am Strand." Das machen die Brüder ganz anders. "Wir haben ein ungeschriebenes Gesetz: Im Urlaub wird der Bruder nur im absoluten Notfall angerufen. Wir telefonieren durchaus auch in den Ferien, aber wir sprechen dann ganz bewusst nicht über geschäftliche Dinge."

Die Firma Helm und Helm bietet ihren Kunden einen "Full-Service" an: "Wir beraten, wir liefern, wir verlegen. Im Zweifel räumen wir auch die Wohnung leer", sagt Simon Helm.

Für die notwendigen Arbeiten kann das Unternehmen auf einen Pool von Handwerkern aus allen Gewerken zugreifen. Auf Wunsch werden auch andere Fachleute organisiert, etwa Spezialisten für Raumakustik. Dieses Thema kommt in Beratungen immer häufiger auf den Tisch. Grund ist vor allem die moderne Architektur mit ihren großzügigen Wohnungsschnitten und den häufig offenen Küchen. Hinzu kommt, dass der textile Bodenbelag, hier vor allem der Teppichboden, seit vielen Jahren auf dem Rückzug in den heimischen vier Wänden ist, wie Helm erklärt. Anders als etwa ein Teppichboden reflektieren die glatten Oberflächen der Hartbeläge den Schall und verschlechtern so die Raumakustik, was besonders zu Lasten der Sprachverständlichkeit geht. "Mit Nachschall im Raum kann man sich nicht mehr vernünftig unterhalten", sagt Helm. Eine gute Raumakustik sei Grundvoraussetzung für ein gemütliches Wohngefühl. Mit Vorhängen und anderen Wohntextilien könne man viel erreichen. Einhergehend mit dem Trendprodukt LVT besinnen sich die Kunden auf die schallmindernden Eigenschaften von Textilien, auch am Fenster.

"Gar keine Gardine oder Vorhang mehr - das ist vorbei", sagt Helm. Da der Begriff "Gardine" heute eher negativ aufgeladen ist, spricht er den Kunden gegenüber aber lieber von "Fensterdekoration". Auch der architektonische Trend zu bodentiefen Fenstern weckt ein neues Interesse an Textilien am Fenster. "Die Menschen wollen wieder so etwas wie eine Brüstung haben", sagt Helm. Diesem Wunsch kommt Helm mit Hilfe von Plissees nach, die auch energetisch eine immer größere Rolle spielen. "Um der Energiesparverordnung zu entsprechen, kann mittlerweile auch ein innenliegender Sonnenschutz eingesetzt werden."

Investiert haben die Brüder nicht nur in ihre Geschäftsräume, sondern auch in ihre Präsenz im Internet. Die Website, helm-und-helm.de, die als erste Anlaufstelle immer mehr an Bedeutsamkeit gewinnt, wird von einer freien Mitarbeiterin regelmäßig gepflegt und mit frischen Inhalten versorgt. Sucht ein Kunde via Google nach einem Raumausstatter in Hamburg, sorgen außerdem bezahlte Anzeigen dafür, dass die Site von Helm und Helm noch über den eigentlichen Suchergebnissen auftaucht. Vor allem neu Zugezogene werden so auf die Dienstleistungen der Helms aufmerksam. Für beide Filialen spielt aber die Laufkundschaft nach wie vor die größere Rolle.

Zwar ist die Auffindbarkeit im Internet wichtig für die Raumausstatter - ein Online-Shop macht für die Helms mit ihrem anspruchsvollen Sortiment aber
keinen Sinn. Überhaupt sei die Konkurrenz via Internet - etwa Discount Gardinen und Sonnenschutz - stark zurückgegangen. "Wir haben immer wieder Kunden, die online gekauft haben und dann merken, dass die Qualität nicht stimmt oder dass das Aufmaß zu nehmen doch schwieriger war als gedacht," sagt Helm. Und eine Maßanfertigung, die nicht passt, kann man im Internet nicht zurückgeben. Nach Einschätzung der Helms ist auch die "Geiz ist geil"-Feilscherei sehr zurückgegangen. "Das war zeitweise fast ein Sport", erinnert sich Helm. "Heute sind die Leute froh, wenn sie über uns an einen Handwerker kommen."

Der Mangel an versierten Handwerkern ist natürlich auch für ein Fachgeschäft wie das der Helms problematisch. "Dienstleistungen müssten eigentlich wesentlich teurer sein. Wir haben den Personaldruck im Handwerk. Wenn wir wollen, dass der Klempner oder der Maler pünktlich auf der Matte steht, müssen wir auch bereit sein, mehr zu bezahlen." Ärgerlich findet Helm, wenn die Industrie gut ausgebildete Handwerker von den kleinen Betrieben abfischt. So haben die Brüder in den vergangenen fünf Jahren drei Mitarbeiter an große Lieferanten und an einen Flugzeugbauer verloren. Mit den Löhnen, die dort gezahlt werden, kann ein Handwerksbetrieb einfach nicht mithalten. "Das muss aufhören," sagt Helm. "Und das geht nur, wenn der Handwerker wieder besser verdient."

Insgesamt läuft das Geschäft aber gut. Auch die Einbußen, die mit den Corona-bedingten Schließungen im Frühjahr einhergingen, hofft Simon Helm zum Jahresende wieder ausgleichen zu können. "Die Kunden saßen wie wir sechs Wochen zu Hause - und konnten in Ruhe feststellen, dass die Sonne auf dem Homeoffice-Bildschirm die Arbeit ziemlich erschwert. Das Geschäft zog sehr an, als wir wieder öffnen durften. Ich habe sogar von Kollegen gehört, die deutlich mehr Umsatz machen als im Vorjahr."


Daten + Fakten Helm & Helm
Helm & Helm Inneneinrichtung GmbH
Schauraum Schnelsen
Frohmestraße 19
22457
Hamburg-Schnelsen
Tel.: 040 / 5593556

Schauraum Ottensen
(Hamburg-Altona)
Bahrenfelder Str. 71
22765 Hamburg-Ottensen
Tel.: 040 / 396093

www.helm-und-helm.de
info@helm-und-helm.de

Geschäftsführer: Stephen und Simon Helm
Gegründet: 1957
Mitarbeiter: 8
Ausstellungsfläche:
- 200 m2 (Schnelsen)
- 60 m2 (Ottensen)
Mitglied bei: FHR
Diese Brüder machen Räume schön
Foto/Grafik: Frank Aures / BTH Heimtex
Das Brüderpaar Simon und Stephen Helm in ihrem Showroom in Hamburg-Schnelsen.
Diese Brüder machen Räume schön
Foto/Grafik: Frank Aures / BTH Heimtex
Beim Hauptgeschäft von Helm & Helm in Hamburg-Schnelsen wurde gerade die Fassade saniert. Auch die umlaufende Außenwerbung ist neu.
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Bequeme Sessel sorgen für entspannte Beratungsgespräche.
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Textile Bodenbeläge sind in vielen verschiedenen Formen und Texturen lieferbar.
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In der hauseigenen Näherei wird nach Kundenwunsch konfektioniert.
aus BTH Heimtex 05/21 (Handel)