Who is Who IN DER ANWENDUNGSTECHNIK
Was ist bei der Verlegung von Sicherheitsbodenbelägen zu beachten?
Sicherheitsbodenbeläge sind eine Alternative zu keramischen Fliesen, um eine einheitliche, nahezu fugenlose Fläche zu erhalten. Wer bei ihrer Verarbeitung und der Untergrundvorbereitung auf die Details achtet, sorgt für leistungsstarke Böden. Zu den Herausforderungen zählen die Auswahl des passenden Klebstoffs, die thermisch verschweißten bzw. dauerelastisch versiegelten Innen- und Außenecken bei Sockelausbildungen als Hohlkehle, der richtige Bodenablauf und das Beachten der Abdichtungsebene.
Was ist ein Sicherheitsbodenbelag?
Sicherheitsbodenbeläge sind homogene PVC-Böden, die durch Partikeleinstreuung eine erhöhte Rutschsicherheit bieten. Sie werden gemäß EN 13845 und EN 13553 definiert. Bei ihrer Planung sind auch die Technischen Regeln für Arbeitsstätten ASR A1.5/1,2 zu beachten. Angrenzende Fußböden dürfen sich hinsichtlich der Rutschhemmung um nicht mehr als eine R-Gruppe unterscheiden, um eine Stolper- und Rutschgefahr zu vermeiden.
Der Untergrund
Abdichtung ist manchmal notwendig
Sicherheitsbodenbeläge werden oft in feuchten Umgebungsbedingungen eingesetzt. Daher muss z. B. in einer gewerblichen Küche eine Abdichtung entsprechend Wassereinwirkungsklasse W3-I eingebaut werden, in Anlehnung an die DIN 18534 Abdichtung von Innenräumen.
Die Bauchemiehersteller geben Hinweise, wie diese Abdichtung im Detail auszuführen ist. Aus der Praxiserfahrung empfiehlt es sich, über die Abdichtung eine schützende Spachtelmassenschicht aufzubringen. Für den Fall, dass ein scharfkantiger Gegenstand zu Boden fällt, wird die Abdichtungsebene nicht sofort zerstört und spätere Wasserschäden vermieden. Der Untergrund muss - wie bei jeder anderen Verlegung - der DIN 18365 Bodenbelagarbeiten entsprechen.
Der Klebstoff
Immer die richtige Wahl
Der Klebstoff für die Verklebung von Sicherheitsbodenbelägen orientiert sich an der Raumnutzung. In einem Badezimmer mit einer ebenerdigen Dusche empfiehlt sich ein 2K-PU-Klebstoff, für einen Wohnbereich oder ein Büro ein herkömmlicher Dispersionsklebstoff. Nähere Informationen geben Klebstoffhersteller, ebenso zur Aufbauempfehlung oder Zahnleiste, die entscheidenden Einfluss auf die Klebkraft haben. Bei einem 2K-PU-Klebstoff empfiehlt sich eine Zahnleiste TKB A2 oder A4.
Da ein 2K-PU-Klebstoff keine Anfangshaftung hat, sondern in sich selbst aushärtet, kann man dem Aufwölben an den Kopfenden der Bahnen von homogenen PVC-Böden entgegenwirken, indem man sie beschwert, etwa mit Sandsäcken.
Der Sockelbereich
Arbeit erleichtern
In Bereichen mit stehendem Wasser ist eine Sockelleiste notwendig, zum Beispiel als vorgefertigter Wandhochzug oder vorgefertigte Innen- und Außenecken. Verleger erleichtern sich die Arbeit auf der Baustelle enorm, weil sie etliche händische Arbeitsschritte einsparen und sich schnell an andere Elemente anbinden lassen.
Tipp: Sollte man sich aufgrund der Härte eines Sicherheitsbodenbelags an den vertikalen Fugen etwas verschneiden, so bringt man die Fuge gleichmäßig auf die breiteste Stelle. Im Anschluss kann sie fachgerecht mit einer 2K-Dichtmasse verschlossen werden.
Das thermische Verschweißen
Fräsblatt, Temperatur und
Zeitpunkt des Abstoßens
Auch beim thermischen Verschweißen ist auf Feinheiten zu achten. Empfohlen wird ein Fräsblatt mit Diamantsegmenten oder mit -staub, da es weniger Rauch entwickelt als ein herkömmliches, weniger verschleißt und somit sauber gefräste Fugen unterstützt. Vor dem Fräsen ist es wichtig, dass der Klebstoff abgebunden hat; andernfalls kann es zu einer unsauber verschweißten Naht kommen, etwa weil der noch feuchte Klebstoff das Fräsblatt zusetzt oder sich an den Flanken der Fuge verteilt. Die hohe Temperatur des Handschweißgeräts kann an der Düsenspitze den noch frischen Klebstoff zum Aufkochen bringen, sodass er an der gefrästen Fuge des Bodenbelags hervorkommt, noch bevor die Schweißschnur mit ihm eine Verbindung eingehen kann.
Die Frästiefe sollte zwei Drittel der Bodenbelagsdicke betragen. Das thermische Verschweißen erfolgt mit einem Handschweißgerät, einer 5 mm PVC-Schweißdüse, der farblich passenden Schweißschnur und einer Temperatur von 400 bis 450 °C. Der erste Abstoß mit Hilfe eines Abstoßmessers und einer Distanzgabel von ca. 0,7 mm erfolgt sofort im warmen Zustand.
Abhängig vom Raumklima erfolgt nach vollständigem Erkalten der zweite bündige Abstoß. Erfolgt er zu früh, so wird man nicht in einem Rutsch über die Naht gleiten sondern eher drüber stolpern. Verarbeiter bezeichnen dieses Bild als "wie wenn man einen Kaugummi in der Naht langgezogen hat". Die Naht wird durch das nachträgliche Abkühlen in sich zusammensacken und durch die alltägliche Anschmutzung, gerade bei helleren Bodenbelägen, zu sehen sein.
Der Bodenablauf
Muss es immer ein neuer sein?
Weil Sicherheitsbodenbeläge zumeist in feuchter Umgebung eingesetzt werden, benötigt man oftmals einen Bodenablauf. Den Ablauf von den keramischen Fliesen wiederzuverwenden, empfiehlt sich nicht, da an diesen der Bodenbelag gegengearbeitet bzw. angeschnitten wird und eine Fuge entsteht, die nicht fachgerecht wasserdicht verschlossen werden kann.
Hier eignet sich ein Bodenablauf mit Klemmringprinzip. Er wird in den Ablauf vertikal eingearbeitet und mittels eines Klemmrings wasserdicht gegen aufsteigende Feuchtigkeit geschützt.
Reinigung und Pflege
Eine Werterhaltungsmaßnahme
Ein Sicherheitsbodenbelag braucht eine regelmäßige Reinigung, damit er seine Optik, aber auch die Leistungsfähigkeit seiner Rutschhemmklasse behält.
Der Anwendungstechniker
Marcel Franke
Debolon Dessauer Bodenbeläge GmbH & Co. KG
Ebertallee 209
06846 Dessau-Roßlau
Mobil: 01 72/3 72 24 20
E-Mail: mfranke@altro.de
www.altro.de
Berufliche Laufbahn:
- 2003 - 2006: Ausbildung zum Bodenleger bei Berliner Ausbau
- 2006 - 2019: Bodenleger bei Berliner Ausbau
- 2015: Weiterbildung zum "TÜV geprüften Bauleiter - Fachbereich Fußboden"
- seit Juli 2019 Anwendungstechniker bei Altro
Tätigkeiten:
- Trainings und Schulungen
- Einweisungen vor Ort
- Produkttests
- Technische Beratung
aus
FussbodenTechnik 04/21
(Handwerk)