Terminbaustellen den Stress nehmen
Zeit ist Geld - diese Redewendung trifft bei Verlegearbeiten beispielsweise in Einkaufsläden besonders zu. Wie Bodenleger enge Bauzeiten mit guten Verlegewerkstoffen trotzdem einhalten, erklärt Maik Evers, Leiter Technischer Service Fußbodentechnik Mapei.Boden- und Parkettleger ist sicherlich einer derjenigen, die am meisten unter dem Zeitdruck bei Baustellen leiden. Da die Ausführung dieser Gewerke kurz vor der Fertigstellung des gesamten Bauwerks liegt, werden alle vorangegangenen Zeitverzüge hier erst so recht deutlich. Der Wunsch des Bauherrn ist es natürlich, diesen Rückstand möglichst noch aufzuholen. Dazu gibt es von Seiten der Bauchemie diverse Schnellsanierungssysteme mit schnelltrocknenden Produkten. Je nach Anforderung kann man grob in zwei Systeme unterscheiden: schnelle Sanierungssysteme für Ausführungen an zwei Tagen und Turbo-Sanierungssysteme für äußerst zeitkritische Ausführungen an nur einem Tag.
Turbo-Sanierungssysteme für Ausführungen an nur einem Tag
Bei Sanierungen im laufenden Betrieb oder für den Fall, dass das Zeitfenster wohlmöglich schon überschritten ist, helfen besondere Problemlöser-Produkte. Speziell für Stressbaustellen entwickelte Schnellspachtelmassen werden diesen Anforderungen gerecht. Schnellspachtelmassen weisen einen hohen Anteil an reaktivem Ton-Erde-Schmelz-Zement auf, welcher imstande ist, einen großen Anteil des Anmachwassers kristallin einzubinden. Dadurch wird die Belegreife äußerst schnell erreicht - meist nach nur rund zwei Stunden, je nach Hersteller leicht abweichend.
Neben der schnellen Trocknung weisen diese Schnellspachtelmassen auch hohe Festigkeiten auf, wodurch sie insbesondere für hoch belastete Bereiche wie etwa Krankenhäuser, Flughäfen und Bahnhöfe bestens geeignet sind. Sollten nach dem Flächenausgleich noch Unebenheiten sichtbar sein, können leichte Nachspachtelungen wie Kellenschläge noch fix mit schnell trocknenden, standfesten Feinspachtelmassen beseitig werden. Insbesondere in Krankenhäusern mit endlos langen Fluren und Lichteinfall teils von mehreren Seiten, muss die Oberfläche spiegelglatt sein.
Ein partielles Nachspachteln verhindert auch bei kritischsten Belägen ein Durchscheinen oder Abzeichnen von Unebenheiten. Sehr schnelle Feinspachtelmassen können meist schon nach 30 Minuten mit elastischen und textilen Bodenbelägen jeder Art verlegt werden.
Wichtig ist in jedem Fall, dass die Produktauswahl stimmt. Es empfiehlt sich immer im System mit aufeinander abgestimmten Produkten zu arbeiten. In der Regel muss der Handwerker die zur Verlegung benötigten Produkte bereits vorab bestellen und sie sich ans Lager oder auf die Baustelle liefern lassen. Es ist also bereits vorab eine entsprechende Produktauswahl zu treffen. Generell sind sogenannte Premium-Produkte mit hohem Leistungsspektrum, universeller Anwendung, schneller Trocknung beziehungsweise Aushärtung und starken Endeigenschaften bei Stressbaustellen zu bevorzugen. Denn nur so kann der Bodenleger den Anforderungen gerecht werden.
Schnelle Sanierungssysteme für Ausführungen an zwei Tagen
Bei einem festgelegten Zeitrahmen darf der Bodenleger sich keinen Zeitverzug erlauben. Wird beispielsweise ein Ladengeschäft über das Wochenende für zwei Tage gesperrt, so hat der ausführende Handwerker tatsächlich nur zwei Tage zur Fertigstellung aller Arbeiten. Denn am Montag muss das Geschäft wieder eröffnet werden. Dadurch bedingt, kann die Untergrundvorbereitung nur am ersten und die Verlegung am zweiten Tag ausgeführt werden. Hier bedarf es insbesondere bei der Spachtelmasse einer sicheren Trocknung über Nacht, sodass die Belegreife am nächsten Morgen erreicht ist.
Es empfehlen sich schnelltrocknende Spachtelmassen mit hoher kristalliner Wasserbindung und einer Belegreife von circa sechs Stunden. Warum nun sechs Stunden, wenn der Bodenleger erst nach mehr als zwölf Stunden zur Verlegung kommt? Durch einen gewissen zeitlichen Puffer kann auf diese Weise die Belegreife auch bei kritischem Raumklima oder leicht unebenen Untergründen mit Vertiefungen am nächsten Tag gesichert werden. Bei einer Belegreife von zwölf Stunden kann es vorkommen, dass sich aufgrund einer hohen Luftfeuchte, niedriger Temperatur oder partiellen höheren Schichtdicken die Trocknungszeit verlängert und der Bodenleger Gefahr läuft, die Verlegung nicht wie geplant ausführen zu können. Es ist daher immer mit einem gewissen Puffer zu kalkulieren, denn die Realität auf der Baustelle entspricht in den wenigsten Fällen optimalen Verlegebedingungen.
Um allen Widrigkeiten der Stressbaustelle zu entgegnen, kommt es bei der Spachtelung weiterhin auf eine einwandfreie Verarbeitung, eine schnelle Trocknung sowie auf eine Verwendung auf nahezu allen Untergründen und unter allen Belägen an. Darüber hinaus muss eine hinreichend lange Verarbeitungszeit bei gleichzeitig schneller Belegreife erreicht werden. Ein guter Verlauf für eine ebene und unmittelbar belegreife Oberfläche ist selbstverständlich Grundvoraussetzung. Dies bedingt einen nicht oder nur sehr schwach saugenden Untergrund, weshalb der Einsatz einer hochwertigen Dispersionsgrundierung zur Regulierung der Saugfähigkeit vorab erforderlich ist.
Um hier die Baustellenlogistik stets im Griff zu haben, empfiehlt sich zur Verlegung der Bodenbeläge die Verwendung eines universellen Klebstoffes. Er soll aber nicht nur für alle Belagsarten wie Nadelvlies, Tufting und Webware, PVC- und CV-Beläge, Linoleum oder Kautschuk eignen, sondern auch über eine schnelle Festigkeitsentwicklung verfügen. Daher empfehlen sich vor allem scherfeste Nassbettklebstoffe. Durch die harte Klebstoffriefe werden hohe Scher- und Schälzugfestigkeiten erzielt, die im späteren Gebrauch Sicherheit für eine langfristige Nutzung der Bodenbeläge geben.
Auch die Dimensionsstabilität der Beläge wird durch die Nassbettverklebung verbessert, so dass Fugenöffnungen sowohl bei textilen und PVC-Belägen als auch bei Kautschuk vermieden werden. Haftklebstoffe mit langen Ablüftzeiten oder Rollklebstoffe, die eher wie eine Fixierung wirken, sind hier nicht zu bevorzugen - die Ausnahme bilden hier natürlich lose liegende Beläge, die generell nicht verklebt werden müssen. Der Fokus sollte also auf hochwertigen Profi-Produkten liegen.
aus
BTH Heimtex 11/21
(Handwerk)