Verlegearbeiten: Lösungen für die Terminbaustelle - Kostenfaktor Zeit

Der Umgang mit engen Zeitfenstern gehört für Parkettbetriebe zum Alltag - im Neubau ebenso wie in der Renovierung sollen Verlegearbeiten oft zügig und möglichst "geräuschlos" vonstatten gehen. Mit schnell zu verarbeitenden Verlegewerkstoffen und leistungsstarker Maschinentechnik können viele Arbeitsschritte effizienter durchgeführt werden.

Wo Umsätze nur während des laufenden Betriebes generiert werden können, hat der Faktor Zeit erhebliche Auswirkungen auf die bauliche Maßnahme, weiß Maik Evers aus der Anwendungstechnik von Mapei. Und diese Entwicklung setze sich fort - Bauzeiten werden immer kürzer geplant, die Arbeiten der jeweiligen Gewerke sollen immer schneller ausgeführt werden.

Die bauchemische Industrie folgt der Entwicklung zu immer enger getakteten Terminvorgaben für die Fertigstellung von Verlegearbeiten, indem sie dem Handwerker immer schneller und einfacher zu verarbeitende Produkte zur Verfügung stellt. Beschleunigte Estriche oder rasch abbindende Grundierungen und Spachtelmassen können die Zeit bis zum jeweils nächsten Arbeitsschritt ebenso signifikant verkürzen wie schnell trocknende Klebstoffe und Oberflächenbehandlungen die Parkettverlegung.

"Schnell abbindende Reaktivprodukte, bekannt als schnelle Baustoffe lassen den Planer zeitliche Abläufe zusätzlich straffer gestalten", erklärt Artur Podkowa, Leiter der Anwendungstechnik von Stauf, in diesem Kontext. Hiebei gingen Theorie und Praxis jedoch nicht immer Hand in Hand. "Beschleunigte Produkte benötigen optimale Bedingungen, um ihr Potential gänzlich auszuschöpfen", betont der Fachmann. Eben diese Crux als Folge zeitlich knapp bemessener Bauzeiten bestätigt auch Hartmut Urbath, Technical Sales Management Thomsit: "Der Trend zum Einsatz von beschleunigten Estrichen kann die Fertigstellung zusätzlich verzögern, wenn diese Systeme dann doch nicht zum versprochenen Termin belegreif sind", gibt der Fachmann zu bedenken.

Hinzu kommt, dass Verlegearbeiten erst gegen Ende eines Neubauprojekts durchgeführt werden und die bis dahin aufgelaufenen Zeitverzüge von den bodenlegenden Gewerken so weit wie möglich wieder aufgeholt werden sollen. "Das ist selbstverständlich so nicht machbar und übt einen enormen Druck aus, der den Verleger häufig in seiner Vorgehensweise hemmt", so die Erfahrung von Evers. Etwa wenn der Parkettleger wegen kritischer Baustellensituationen Bedenken anmelden oder auf Missstände im Bauablauf hinzuweisen habe.

Herausforderungen in der Renovierung

Speziell bei der Sanierung im Bestand können leistungsstarke Maschinen und optimiertes Zubehör die Effizienz bei der Auftragsdurchführung verbessern. Ein Beispiel ist das oft zeitaufwändige Entfernen fest verklebter Altböden mittels Bodenstripper. Hierbei kann sich statt handgeführten Geräten gerade im Objektbereich ein leistungsstarker Aufsitzstripper bezahlt machen, rät Anbieter Witte aus Beckum und nennt für seinen jüngst eingeführten Aufsitzstripper Arbeitsgeschwindigkeiten von fast 50 Meter pro Minute.

"Bei Renovierungen sind die Herausforderungen erst sichtbar, wenn der alte Belag entfernt ist", sagt Hartmut Urbath. Ist der vorhandene Estrich ausreichend fest und tragfähig für das neue Parkett? Sind partielle Ausbesserungen notwendig? Die bauchemische Industrie liefert für Fälle wie diese Schnellzementestrich-Fertigmörtel und schnelle Reparaturmörtel, die spätestens am nächsten Tag belegreif sind. Diese und weitere Lösungen für die Terminbaustelle stellt Parkett Magazin auf den folgenden Seiten vor.
| Imke Laurinat


Nachgefragt bei Hartmut Urbath, Thomsit Technical Sales Management
"Das letzte Gewerk muss Verzögerungen bestmöglich aufholen"

Hat der Zeitdruck auf der Baustelle Ihrer Erfahrung nach weiter zugenommen?
Der Boden- und Parkettleger muss häufig seine Arbeit unter Zeitdruck ausführen, quasi wenn der Möbelwagen schon unterwegs ist. Fußbodenarbeiten sind das letzte Gewerk, und er muss bestmöglich Verzögerungen aufholen. Der Trend zum Einsatz von beschleunigten Estrichen kann dann noch zusätzlich die Fertigstellung verzögern, wenn diese Systeme dann doch nicht zum versprochenen Termin belegreif sind. Wir sehen hier schon häufiger Termindruck beim Parkett- und Bodenleger.

Mit welchen Produkten unterstützt Thomsit Parkettleger, wenn ein Renovierungsprojekt besonders schnell gehen soll?
Thomsit bietet zum Beispiel Schnellzementestrich-Fertigmörtel und schnelle Reparaturmörtel an, die spätestens am nächsten Tag belegreif sind. Grundsätzlich sollte bei Renovierungen mit einer sperrenden Grundierung der Altuntergrund versiegelt werden, um Geruchsbildungen durch Wechselwirkungen zu vermeiden. Ist eine Spachtelung notwendig, steht dem schnellen Arbeitsfortschritt bei Einsatz von Thomsit XXL x Press nichts im Wege.

Welche Verlegearbeit eines Kunden unter Zeitdruck hat Sie besonders beeindruckt?
Da so gut wie alle unsere Kunden unter Zeitdruck arbeiten, ist es schwierig, eine Auswahl zu treffen. Eines der Projekte, das man nennen könnte, ist die Teilsanierung des Parketts im Aquazoo Löbbecke Museum: Im rund 1.000 m2 großen Besucherbereich ist immer viel los und der Parkettboden entsprechend abgenutzt. Und nicht nur das: Nach mehrfachem Abschleifen des Parketts lagen die integrierten Fugenprofile höher als der Boden und stellten eine Gefahr beim Begehen dar. Thomsit unterstützte den Fachbetrieb Bock-Interfloor aus Düsseldorf bei der Teilsanierung der Parkettfläche.


Nachgefragt bei Artur Podkowa, Leiter Anwendungstechnik Stauf
"Beschleunigte Produkte benötigen optimale Bedingungen"

Hat der Zeitdruck auf der Baustelle weiter zugenommen?
Ja, der Zeitdruck hat zugenommen. Insbesondere durch den Bauboom in Kombination mit der Rohstoffknappheit lassen Bauherr, Planer und Investor sich verunsichern und fordern eine zügige und termingerechte Fertigstellung. Schnell abbindende Reaktivprodukte lassen den Planer zeitliche Abläufe zusätzlich straffer gestalten. Beschleunigte Produkte benötigen jedoch optimale Bedingungen, um ihr Potential gänzlich auszuschöpfen. Im Bauvorhaben vor Ort ist es jedoch häufig so, dass durch das schnellere Bauen oftmals z.B. viel Feuchte im Bau ist und die Produkte nicht so funktionieren wie üblich. Hierdurch erhöht sich der Druck auf alle Gewerke zusätzlich. Beispielsweise wenn ein beschleunigter Estrich nach der versprochenen Zeit noch nicht trocken ist, weil bei Luftfeuchten über 75 % ein physikalisches "Trocknen" nicht optimal möglich ist.

Welche Arbeiten setzen Parkettleger besonders unter Druck, wenn eine Verlegung schnell gehen soll?
Hier muss differenziert werden: Für die "übliche" Ausführung gibt es mittlerweile in fast allen Bereichen schnelle Produkte. Beispielsweise ist der Einsatz einer schnellen wasserdampfbremsenden Grundierung auf Polyurethanbasis oder auch von 2K-Dispersions-Epoxidharzgrundierungen mittlerweile etabliert. Hier können beide Schichten der Grundierung innerhalb weniger Stunden aufgetragen werden. Konventionelle Epoxidharzgrundierungen benötigen zwischen den Schichten Trockenzeiten bis zu 24 Stunden. Ebenfalls gibt es sehr schnell abbindende Spachtelmassen sowie Klebstoffe.
Zeitlicher Druck entsteht jedoch ebenfalls durch nicht haltbare Zeitpläne. Da der Parkett- und Bodenleger in den meisten Fällen eins der letzten Gewerke auf der Baustelle ist, bleibt wenig Spielraum, um Zeit wieder gut zu machen, und oftmals sind andere Gewerke mit ihrer Arbeit noch nicht so weit, wie sie vom Zeitplan her sein sollten. Das behindert signifikant die Arbeit des Parkett- und Bodenlegers.

WelchenParkettklebstoff empfehlen Sie für Parkettverlegungen unter Zeitdruck?
Bei Stauf gibt es seit mehreren Jahren den schnell härtenden 1K-SPU-Parkettklebstoff SPU 555. Mit einer Zeit bis zur Belastbarkeit von vier Stunden ist der Klebstoff nicht nur der "Retter" wenn es darum geht, Räume nach der Verlegung wieder schnell nutzen zu können, sondern auch für Treppensanierungen bei "laufendem Betrieb" ideal. Das Schleifen der Parkettböden ist ebenfalls bereits nach nur vier Stunden möglich.

WelcheVerlegearbeit eines Kunden unter Zeitdruck hat Sie besonders beeindruckt?
Jeder Verleger meistert täglich Baustellen unter Zeitdruck, hier besondere herauszuheben ist nicht einfach. Wobei uns ein Projekt der Firma Fußboden Keller aus Heppenheim in Erinnerung geblieben ist: Das Team schaffte es, innerhalb von 72 Std. in einem Krankenhaus 120 m2 Flurbereiche komplett zu sanieren. Zunächst entfernten sie den alten Noppenbelag mit einem Stripper mit eigenem Antrieb. Dann frästen sie die alten Verlegewerkstoffe bis auf den Estrich, grundierten den Untergrund und glichen ihn aus. Daraufhin verklebten sie den neuen Belag mit selbstklebender Rückseite vollflächig. Und das alles bei laufendem Betrieb.


Nachgefragt bei Thomas Schaffer, Anwendungstechniker Fußboden/Parkett Kiesel Bauchemie
"Zeitdruck auf der Baustelle entsteht oft durch fehlende Koordination"

Hat der Zeitdruck auf der Baustelle weiter zugenommen?
Ja, der Zeitdruck auf der Baustelle nimmt weiter zu. Begründet liegt dies oftmals in der fehlenden Koordination vor Ort. Dabei wird nur auf die festgelegten Termine geachtet und der Boden- bzw. Parkettleger wird zu früh auf die Baustelle gelassen, damit diese vermeintlich noch eingehalten werden können. Dies hat zur Folge, dass andere Gewerke ihre Arbeiten noch nicht vollständig abgeschlossen haben und die Handwerker sich letztlich gegenseitig behindern.

Geht bei der Untergrundvorbereitung generell "schnell" zu Lasten von "gut"?
Gerade im sensiblen Bereich der Untergrundvorbereitung beeinträchtigt eine starke Fokussierung auf Termine und Geschwindigkeit durchaus die Qualität. Manchmal kommen Parkettleger auf die Baustelle und finden stark verschmutzte Untergründe vor. Die Reinigung und intensive Vorbereitung bedarf dann einiger Zeit. Aufgrund des immensen Zeitdrucks werden diese Vorkehrungen dann nicht immer mit der notwendigen Sorgfalt ausgeführt.

Im schlechtesten Fall entspinnt sich daraus ein Netz von Ungenauigkeiten und Fehlern: Untergrundprüfungen werden vernachlässigt und die klimatischen Bedingungen nicht berücksichtigt. Trockenzeiten, Auftragsmengen und die Akklimatisierung von Bodenbelägen und Verlegewerkstoffen werden stiefmütterlich behandelt. In dieser Gemengelage reicht dann der kleinste Fehler, um einen dauerhaften und teuren Schaden zu verursachen.

Welche Verlegearbeit eines Kunden unter Zeitdruck hat Sie besonders beeindruckt?
Auf einer Baustelle in München sollte ich einmal eine CM-Messung durchführen. Als ich dort ankam, offenbarte sich mir eine Situation, in der an das Verlegen von Bodenbelägen oder Parkett nicht zu denken war: Trockenbauer, Fliesenleger, Flaschner und andere Handwerker waren noch fleißig zu Gange bzw. teilweise noch gar nicht anwesend. Unser Kunde hat die Sache in die Hand genommen und sämtliche Gewerke eigenständig durchgeführt bzw. koordiniert. Aus einer Hand klappte die Kommunikation dann perfekt. Der Einzug wurde zum vereinbarten Termin geschafft.
Verlegearbeiten: Lösungen für die Terminbaustelle - Kostenfaktor Zeit
Foto/Grafik: Thomsit
Schnelle Trocknung, schneller Verlegefortschritt: Für Renovierspachtelmassen, hier von Thomsit, werden herstellerseitig Belegreifzeiten von nur 1Std. genannt.
Verlegearbeiten: Lösungen für die Terminbaustelle - Kostenfaktor Zeit
Foto/Grafik: Murexin
Alternative zu Reaktionsharzprodukten: das Absperren von Restfeuchte mit Silan-Feuchtigkeitssperren, hier von Murexin.
aus Parkett Magazin 06/21 (Handwerk)