Haustex Wissen: Betriebliches Gesundheitsmanagement - Gesunde Mitarbeiter durch guten Schlaf

Nur wer gut schläft fühlt sich rundum gesund, ist stets präsent und bringt letztlich die erwarteten Leistungen. Das haben die meisten Unternehmen erkannt. Doch wie kann ein betriebliches Gesundheitsmanagement Maßnahmen für das Thema "Gesund Schlafen" umsetzen? Zum Beispiel durch ein Schlafseminar oder einen Schlafworkshop.

Menschen mit einem gesunden Schlaf sind definitiv die Ausnahme. Zumindest leiden laut DAK-Gesundheitsreport etwa 80 Prozent der Beschäftigten in Deutschland unter verschiedenen Schlafproblemen: "Für Unternehmen bedeutet das: Fast die Hälfte der Erwerbstätigen ist bei der Arbeit müde (43 Prozent). Etwa ein Drittel (31 Prozent) ist regelmäßig erschöpft."

Die direkte Folge ist einegeringere Leistungsfähigkeit, was sich wiederum unmittelbar auf Produktivität und Erfolg des Unternehmens auswirkt. Doch das ist noch nicht alles. Denn Schlafprobleme von Mitarbeitern

• erhöhen die Gefahr von Arbeitsunfällen

• sorgen für mehr Krankheits- und Fehltage

• steigern das Risiko eines Burn-outs

• wirken sich wegen schlechter Laune und Reizbarkeit auf das Betriebsklima aus

• belasten den arbeitsmedizinischen Dienst.

Maßnahmen
für jeden Mitarbeiter

Das betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) soll zum einen ein gesundheitsförderndes Umfeld für die Mitarbeiter schaffen. Dazu zählen unter anderem die Anforderungen des Arbeitsschutzgesetzes, wie beispielsweise Sicherheitsmaßnahmen und vertretbare Arbeitszeiten. Zum anderen soll das BGM das Verhalten der Angestellten unter gesundheitlichen Aspekten beeinflussen. Beispiele sind hier Angebote zu Sport und Ernährung.

In diese zweite Kategorie fällt das Thema Schlaf. Denn das BGM bzw. die betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) kann aktiv etwas gegen Schlafprobleme der Mitarbeiter tun, indem diese Verhaltenstipps bekommen. Dabei ist es wichtig, auf die speziellen Bedürfnisse der jeweiligen Positionen zu achten.

Arbeiter: Wer übermüdet an einer Maschine steht oder ein Kraftfahrzeug lenkt, ist mehr als andere Angestellte der Gefahr von Arbeitsunfällen ausgesetzt. Besonders stark betroffen sind Schichtarbeiter, und von denen wiederum jene mit wechselnden Schichten am stärksten. Wegen des unregelmäßigen Schlafrhythmus leiden sie oft unter Depressionen sowie Verdauungsproblemen und haben ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen.

Büroangestellte: Büro bedeutet meistens langes Sitzen und Bildschirmarbeit. Beides wirkt sich negativ auf die Schlafqualität aus. Das zunehmende Arbeiten im Homeoffice verschlechtert die Situation zusätzlich.

Führungskräfte: Durch ihren größeren Verantwortungsbereich und häufig längere Arbeitszeiten erleben Führungskräfte mit höherer Wahrscheinlichkeit ein Burn-out. Schlafvernachlässigung und Schlafverkürzung tragen einen erheblichen Teil dazu bei.

Effektive Gesundheitsförderung
mit Schlafcoach

Während Sportangebote, ergonomische Arbeitsplatzgestaltung und Obstkisten bereits ihren festen Platz im betrieblichen Gesundheitsmanagement haben, kommt der Schlaf bislang immer noch etwas zu kurz. Irgendwo auch verständlich, da die Mitarbeiter ja meistens zu Hause schlafen und nicht im Unternehmen.

Dennoch können Arbeitgeber für die Schlafgesundheit ihrer Angestellten aktiv etwas tun, indem sie ihnen Seminare und Vorträge anbieten. Dort erfahren die Mitarbeiter wichtige Informationen und praktische Anleitungen zu einem besseren Schlaf. Und allmählich setzt auch ein Umdenken ein: Immer mehr Unternehmen entdecken das Thema Schlaf für ihre Mitarbeiter. Führungskräfte zum Thema Schlaf auszubilden, bringt Unternehmen dabei gleich zwei Vorteile.

Erstens finden die Spitzenleute zu einer gelasseneren Haltung und vermitteln dadurch ihren Mitarbeitern mehr Ruhe. Das wirkt sich positiv auf das gesamte Team und das Betriebsklima aus. Zweitens haben Chefs eine nicht zu unterschätzende Vorbildfunktion. Wenn sie das Thema Schlaf ernst nehmen, werden auch die Mitarbeiter für dieses Problem sensibilisiert. Dennoch ist auch für sie ein Angebot, speziell auf ihre Situation angepasst, zu empfehlen.

Gesund schlafen als Stressprophylaxe

Wer versteht, wie Schlaf mit dem gesamten Gesundheitszustand zusammenhängt, hat den ersten Schritt bereits geschafft. Doch Theorie und Praxis klaffen manchmal weit auseinander. Wie soll ich feste Aufsteh- und Zubettgehzeiten einhalten, wenn die Arbeit mich zu einem unregelmäßigen Rhythmus zwingt? Was muss ich tun, um endlich richtig durchschlafen zu können? Wie kann ich einschlafen, obwohl ich vor lauter Sorgen nicht zur Ruhe komme?

Um diese Fragen zu bewältigen, genügt eine reine Wissensvermittlung nicht. Ein Schlafcoach gibt immer auch anschauliche Beispiele und Tipps, wie sich das Erlernte alltagstauglich in die Praxis umsetzen lässt. Manchmal ist die Lösung eines Problems auch ganz banal. Da kann zum Beispiel das falsche Kissen an schlaflosen Nächten schuld sein. Oder es hilft, einfach eine halbe Stunde später zu Bett zu gehen. Eine Prise Humor darf bei all der Problematik auch nicht fehlen. Denn was nicht nur informativ, sondern auch unterhaltsam präsentiert wird, prägt sich besser ein.

Mit diesen gelernten Schlafkompetenzen lassen sich viele Probleme, die in der Arbeitswelt durch mangelnden oder zu schlechten Schlaf entstehen, in den Griff bekommen. So sinken in der Regel die Krankheits- und Fehltage in den Abteilungen, die an einem Schlaf-Workshop teilgenommen haben. Die Produktivität steigt, das Betriebsklima verbessert sich, der arbeitsmedizinische Dienst wird entlastet und es kommt zu weniger Arbeitsunfällen, weil ausgeschlafene Angestellte leistungsfähiger, belastbarer und ausgeglichener sind.


Schlafexperte Markus Kamps
Seit mehr als 20 Jahren widmet sich Präventologe Markus Kamps als Schlaf-Experte, Schlafcoach, geprüfter Präventologe und Vortragsredner der Schlaf- und Rücken-Gesundheit. Sein Podcast "Sleep & Perform" ist auf Spotify und Apple-Podcasts zu hören: für mehr Wachheit im Alltag durch erholsame Nächte.
aus Haustex 12/21 (Handel)