International Flooring Labs: Farnam Sharifi und Matthias Kistler im Interview

"Wir wollen einen echten Mehrwert schaffen"


International Flooring Labs hat sich weltweit als Dienstleister für die Qualitätssicherung von Bodenbelägen aus chinesischer und asiatischer Produktion etabliert. Importeure aus der ganzen Welt vertrauen der Expertise des Unternehmens mit Sitz im nordchinesischen Dalian. Parkett Magazin sprach mit Gründer und CEO Farnam Sharifi und Matthias Kistler, Director of Business Development, über ihr Konzept.

Herr Sharifi, Herr Kistler, seit 2020 stocken die Lieferketten aus China/Asien und noch ist kein Ende in Sicht. Was hat das für IFL bedeutet?

Farnam Sharifi: Auch wir sind von der Pandemie nicht verschont geblieben und haben gegensätzliche Erfahrungen durchlaufen. So haben wir im Frühjahr 2020, als jegliche Werksbesuche unmöglich waren, unser eigenes LIMS (Laboratory Information Management System) entwickelt, das mit unserem digitalisierten Prüfsystem verbunden ist. Ab Mai/Juni 2020, als die Produktion in China wieder anlief, konnten auch wir unsere Arbeit wieder aufnehmen. Wobei gewisse Einschränkungen immer noch bestehen, insbesondere in Vietnam. Seit dem letzten Quartal 2020 belasten Engpässe und Kostensteigerungen bei Seefrachten und Rohstoffen die Unternehmen, inzwischen sind noch die hohe Inflation und Stromausfälle in China hinzugekommen.

Wie ist die Lage in China gegenwärtig?

Trotz all dieser Herausforderungen ist die Produktion in China im Oktober 2021 um 2,5 % gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen. Ähnlich in Vietnam: Dort ist die Produktion im Juli 2021 um 2,9 % gegenüber Juli 2020 gewachsen. Wir empfehlen daher Importeuren, Bestellungen so weit im voraus wie möglich zu platzieren, weil das den Herstellern bei der Produktionsplanung hilft und für mehr Preisstabilität sorgt, Frachtraum ebenfalls so früh wie möglich zu buchen und auch so viel wie möglich zu bestellen, damit das Lager gar nicht erst leerläuft.

Und ganz wichtig ist, auf die Produktqualität zu achten. Steigende Produktionskosten setzen viele Hersteller unter Druck, und um wettbewerbsfähig zu bleiben, werden alle Möglichkeiten zur Kostensenkung genutzt. Wobei Änderungen ja vereinbart, bemustert und genehmigt werden müssen. Wie immer gilt: "Vertrauen ja, aber trotzdem prüfen."

Reisen nach und aus China sind nach wie vor schwierig, die Quarantänemaßnahmen bei der Ankunft sind unverändert streng und langwierig, zwischen zwei und drei Wochen. China hat spezielle Quarantäneeinrichtungen gebaut - keine Hotels mehr - was darauf hindeutet, dass die derzeitigen Maßnahmen noch einige Zeit in Kraft bleiben werden.

Sind aus der Situation heraus neue Dienstleistungen oder Service-Ideen erwachsen?

Matthias Kistler: Unsere Werksaudits werden immer mehr nachgefragt. Wir haben sie in drei Hauptkategorien unterteilt: 1. GFA (allgemeiner Audit), CoCD (Dokumentation der Überwachsungskette) und CRS (Soziale Verantwortung des Unternehmens). Weitere Erklärungen dazu finden Sie auf unserer Website www.iflooringlabs.com.

Zusätzlich haben wir, wie Farnam bereits sagte, digitale Ferninspektionen entwickelt, um die Ware vor dem Versand zu prüfen, wenn unsere Prüfer keinen Zugang zum Werk haben. Das ist ein hilfreicher Ersatz für Audits vor Ort. Und wir haben unser TRUSST-Blockchain-Lösungsprogramm weiter vorangebracht. Das ist eine Blockchain-basierte, digitale Kennzeichnung von Produkten, mit der ein Produktpass mit technischen, Compliance- und Marketinginformationen erstellt wird. Vor kurzem haben wir TRUSST in einem Webseminar des MMFA präsentiert (https://bit.ly/MMFA-IFL).
Wie sehen Sie die weitere Entwicklung? Nicht wenige deutsche Bodenbelagsanbieter sind inzwischen auf europäische Lieferanten umgeschwenkt

Kistler: Das war schon immer so und wird auch so bleiben. Dennoch wird die Welt immer im globalen Handel verbunden sein. China wird jedenfalls auf absehbare Zeit wettbewerbsfähig in Lieferkapazitäten, Preis, der Flexibilität bei den Produktionspezifikationen und manchmal sogar den Lieferzeiten bleiben. Und man darf auch andersherum nicht die Bodenbelagsvolumina vergessen, die Europa nach China exportiert.

Ich glaube auch nicht, dass die derzeit schwierige und teure Frachtsituation auf Dauer bestehen bleibt. Wahrscheinlich wird sie sich im Laufe 2022 entspannen. Nicht zu vergessen, Chinas "One belt one road"-Initiative, das interkontinentale Schienennetz, das immer weiter voranschreitet und sich zu einer guten und gesunden Konkurrenz zum Schiffstransport entwickelt.

Gibt es so etwas wie einen Mindestqualitätsstandard?

Kistler: Natürlich haben wir unseren eigenen Qualitätsstandard, der auf unserer 20-jährigen Erfahrung beruht und den wir zusammen mit unseren Kunden entwickelt haben. Wobei wir stets bereit sind, darüber hinaus neue Kriterien zu entwickeln und auch spezifische Anforderungen zu erfüllen. Als Mindeststandard würde ich international gültige Normen wie ISO, ASTM etc. sehen. Und natürlich ist die Passgenauigkeit wichtig, Farbe, Dekor und Struktur müssen mit der Vorlage übereinstimmen, die Maße innerhalb der Toleranzen liegen und die Ware muss ordnungsgemäß, ordentlich und sauber verpackt sein.

Welche Ihrer Prüfangebote werden am häufigsten in Anspruch genommen?

Sharifi: In der Regel schließen wir langfristige Serviceverträge mit Kunden ab, die IFL mit der Inspektion aller Container beauftragen, die sie aus China oder Südostasien importieren. Dabei ist die Prüfung des Endproduktes die beliebteste Option. Für Kunden, die große Mengen importieren, analysieren wir auch das Rohmaterial und führen Zwischenprüfungen durch. Die Untersuchung im IFL-Labor vor dem Versand ist eine wichtige Stufe der Qualitätskontrolle, weil sie wertvolle Informationen vor allem über Paramater liefert, die während der Fertigung von der Norm abweichen können, wie Feuchtigkeitsgehalt, Delaminiation und Profilgenauigkeit.

Wir bieten maßgeschneiderte Pakete für jeden Kunden an, die Produktspezifikationen, Qualitätsstandard, Kompetenz des Werkes, Liefermenge usw. berücksichtigen. Vor Vertragsabschluss beleuchten wir mit dem Kunden sein QC-Budget und seine QC-Anforderungen und legen fest, welche QC-Maßnahmen potenziellen Problemen am besten vorbeugen und welche Parameter am besten zur Sicherstellung der Produktqualität beitragen.

Können Sie einen groben Kostenrahmen nennen?

Kistler: Das variiert sehr stark je nach QC-Paket und individuellen Kundenbedürfnissen. Wir definieren im Detail mit dem Kunden Werksstandort, Volumen, Produkt, Spezifikation und Qualitätsstandard, um nur einige Parameter zu nennen. Eins kann ich versprechen: Es ist auf jeden Fall viel billiger als potenzielle Reklamationen.

Was möchten Sie Ihren Kunden und potenziellen Neukunden mit auf den Weg geben?

Sharifi: Unseren bestehenden Kunden auf allen fünf Kontinenten danken wir für ihre Unterstützung. Unser Unternehmen wird im nächsten Jahr 20 Jahre alt und wenn es die Reisebeschränkungen von Covid-19 erlauben, möchten wir diesen wichtigen Meilenstein angemessen feiern. Potenzielle Interessenten für unsere Dienstleistungen laden wir herzlich ein, uns zu kontaktieren. Wir waren immer bestrebt, das IFL als "Centre for flooring excellence" zu etablieren - nicht nur für Importeure, sondern auch für Hersteller und Zulieferer aus der gesamten Branche. Als unabhängiges Qualitätssicherungsunternehmen ist unser Ziel, Qualitätsprobleme zu vermeiden und zu minimieren, um sowohl für Käufer als auch für Verkäufer einen echten Mehrwert zu schaffen.
| Die Fragen stellte Claudia Weidt Ende November 2021.
aus Parkett Magazin 01/22 (Bodenbeläge)