Stiftung 2° fordert Umsetzungsoffensive für Klimaneutralität: Umwelt bleibt ein Top-Thema
Selbst in Corona-Zeiten steht das Thema Umwelt weit oben auf der Tagesordnung. Das gilt nicht nur für Fridays for Future, sondern allgemein für die Verbraucher. Und auch Handel und Industrie fordern mehr Tempo beim Klimaschutz, wenn auch nicht ganz uneigennützig.
69 deutsche Handels- und Industrieunternehmen, Energieversorger, Versicherungen, Banken und Wohnungsbaugesellschaften sind Mitglied in der Stiftung 2°, benannt nach dem Ziel, die Erderwärmung auf 2 °C zu beschränken. Sie forderten im Herbst 2021 von der Bundesregierung eine "Umsetzungsoffensive für Klimaneutralität": den Ausbau wichtiger Technologien, insbesondere erneuerbarer Energien und dafür erforderlicher Stromnetze, klimafreundlicher Industrieanlagen und Verkehrsinfrastruktur sowie energetischer Gebäudesanierung. Eine solche Forderung wäre vor ein paar Jahren noch undenkbar gewesen. Jetzt liegt sind sich inzwischen fast alle einig: Wenn etwas gegen den Klimawandel getan werden muss, dann doch bitte schnell und konsequent. Und vor allem planbar für die Wirtschaft, denn die kann nur schwer mit unkalkulierbaren Rahmenbedingungen leben.
Dem eigenen Image sind solche Forderungen ebenfalls nicht abträglich. Denn auch wenn Corona derzeit alle anderen Themen überlagert: Das Umweltbewusstsein ist in der Bevölkerung vor stark ausgeprägt. Diese Einschätzung untermauert das Umweltbundesamt mit einer Studie zur Einstellung der Deutschen rund um Umwelt- und Naturschutz: "In allen Handlungsfeldern, die in der Befragung thematisiert wurden - also bei Ernährung und Landwirtschaft, Verkehr und Mobilität, dem wirtschaftlichen Strukturwandel sowie sozialen Aspekten im Bereich Wohnen und Bauen - sehen die Befragten große Handlungsbedarfe und stimmen den vorgestellten Maßnahmen überwiegend deutlich zu", heißt es. Und weiter: "Dies kann als klarer Auftrag an die Politik interpretiert werden, eine ambitionierte und handlungsfeldübergreifende Umwelt- und Klimapolitik zu verfolgen und weitere dahingehende politische Maßnahmen auf den Weg zu bringen und umzusetzen."
In wieweit das Umweltbewusstsein auch den Konsum beeinflusst, hat die GfK 2020 für zehn europäische Länder untersucht, darunter Deutschland. Gefragt, wer den größten Einfluss habe, Umweltschäden zu kontrollieren und zu begrenzen, nannten nur 35 % die Regierung. 40 % sehen die Industrie in der Verantwortung, 5 % den Handel und schließlich 20 % auch sich selbst als Verbraucher. Interessanterweise sind es hauptsächlich die Kinder, die beim Thema Umwelt das Konsumverhalten beeinflussen. Laut GfK geben sie in 45 % der Haushalte Impulse für ein umweltverträglicheres Einkaufen und Konsumieren. Stichwort: Fridays for Future. Politiker (13 %), Medien und Influencer (13 %) oder Prominente (9 %) spielen für die Verbraucherentscheidung eine viel geringere Rolle. Das hohe Umweltbewusstsein in der jungen Generation spricht dafür, dass sich das Thema in der gesellschaftlichen Wahrnehmung und damit auf Verbraucherseite in Zukunft halten wird.
Und seitdem sich auch die internationale Politik das Klimaziel von maximal 1,5 °C Erderwärmung zu eigen gemacht hat und zu dessen Erreichen Maßnahmen beschließt, wird endgültig klar: Es wird Druck von unten geben - durch die Verbraucher - und von oben - durch den Staat. Damit ist sicher, dass sich Märkte und Konsum dauerhaft verändern.
| Thomas Pfnorr
Mehr Infos im Internet:
- Stiftung 2°: stiftung2grad.de
- GfK-Studie "Who Cares? Who does? Sustainability Concern and Action" (in englischer Sprache): bit.ly/3mM4xXd
- Studie "25 Jahre Umweltbewusstseinsforschung im Umweltressort" vom Umweltbundesamt: bit.ly/2YJTW6E
aus
Parkett Magazin 02/22
(Nachhaltigkeit)