Verlegewerkstoffe, Oberflächen und Zubehör: Kaum ein Neuprodukt ohne Mehrwert für die Umwelt

Neuprodukte müssen 2022 erneut ohne gebührende Präsentation auf den großen Fachmessen auskommen - ohne den Megatrend Nachhaltigkeit kommen sie jedoch nicht aus: Unisono machen die Anbieter von Verlegewerkstoffen, Oberflächenbehandlungen und Verlegezubehör über alle Anwendungen der Fußbodentechnik hinweg Aspekte der Umwelt zum Maß der Dinge.

Das zweite Jahr in Folge gehen die Anbieter von Verlegewerkstoffen, Oberflächenlösungen und Verlegezubehör mit ihren Neu- und Weiterentwicklungen ohne den großen Auftritt auf Messebühnen in das neue Sortimentsjahr. Mehr als von innovativen Produkttechnologien ist seit Monaten sowieso insbesondere in der Bauchemie von Rohstoffknapppheit, Lieferproblemen und Preissteigerungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette die Rede. Neben vielen Rohstoffen sind auch Energie, Verpackungen und Paletten, Transport und Personal deutlich teurer geworden. Hört man sich in der Branche um, rechnet 2022 kaum jemand mit einer Entspannung der Lage. "Angebotsseitige Engpässe und Störungen der globalen Lieferketten aufgrund von harten Lockdowns, hoher Nachfrage, geringen Transportkapazitäten, Handelskonflikten, etc. zählen aktuell zu den größten gesamtwirtschaftlichen Herausforderungen. Auch die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland wurde und wird daher spürbar von den Engpässen beeinträchtigt", konstatiert etwa Dr. Uwe Gruber, Geschäftsführer Mapei Deutschland. Da sich die genannten Phänomene branchenübergreifend darstellen, könne es auch zu Engpässen bei Bauprodukten kommen. "Insgesamt ist nicht mit einer schnellen globalen Entschärfung der Engpass-Problematik zu rechnen, was somit auch die weitere Preisentwicklung dominieren dürfte."

Auch Carsten Bockmühl, Leiter Vertrieb und Marketing Stauf, sieht keine Entspannungen am Rohstoffmarkt: "Die Planungssicherheit hat sich bisher nicht signifikant verbessert. Die durch die Verknappung und unvermindert starke Nachfrage erheblich verteuerten Rohstoffe und die Preissteigerungen für Energie und Logistik sind Herausforderungen, denen wir uns - und letztendlich auch unsere Kunden sich stellen müssen." Von weiteren Teuerungen geht auch Franz Neuhofer aus: "Die Rohstoffpreise und Energiekosten sowie die Inflation steigen wieder massiv an. Wir setzen aber alles daran, diese Preissteigerungen nicht nochmals an unsere Kunden weitergeben zu müssen", verspricht der geschäftsführender Gesellschafter des gleichnamigen Leistenherstellers aus Österreich. Und Francesco Fardella, Sales Manager Special Boards bei dem Verlegeunterlagenhersteller Katz, verweist bei der Frage nach der weiteren Preisentwicklung für sein Unternehmen insbesondere auf die hohen Energiekosten: "Gas und Elektrizität machen mehr als 60 % der Produktionskosten aus." Dagegen habe sich die Logistiksituation etwas entspannt. "Frachtraum und Seecontainer sind wieder verfügbar. Wir verzeichnen einen sehr hohen Auftragseingang und haben daher aktuell verlängerte Lieferzeiten. "Abzuwarten bleibe jedoch, ob sich die Kunden nur die Lager füllen, aus Sorge keine Ware zu bekommen - oder ob sich der Markt wirklich so schnell erholt.

Alternative Rohstoffe werden zum Treiber
der Produktentwicklung

Abseits der derzeitigen gesamtwirtschaftlichen Unwägbarkeiten im nunmehr dritten Jahr der Pandemie bleiben bei den Herstellern von Verlegewerkstoffen, Oberflächenbehandlungen und Verlegezubehör über alle Anwendungen der Fußbodentechnik hinweg Aspekte der Nachhaltigkeit und der Wohngesundheit maßgeblich. Und daran wird sich auch langfristig nichts ändern, da politische Maßnahmen die Industrien vor unumgängliche Herausforderungen stellen: Mit der EU-Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit (CSS) soll das europäische Chemikalien- und Produktrecht deutlich verschärft werden. Dies trifft auch den Bauchemiesektor, dessen Produkte gerade für die Erreichung der Klimaziele des European Green Deal zentral seien, stellt die Deutsche Bauchemie fest. In diesem Zusammenhang erklärte Philipp Utz, Vorstandsmitglied der Uzin Utz AG, gegenüber Parkett Magazin (im Interview des Monats ab Seite 18): "Uns werden in der Chemiebranche auch Entwicklungen im Zusammenhang mit dem EU-Green Deal besonders treffen. Rohstoffquellen, die wir bisher selbstverständlich genutzt haben, könnten in Zukunft versiegen." Erforderlich werde daher ein deutlich flexiblerer Umgang mit alternativen Rohstoffen und der Aufbau größerer Bestände an den Standorten.

Die Entwicklung und Produktion von umweltfreundlichen Oberflächenbehandlungen, in denen natürliche Rohstoffe anstelle von chemischen zum Einsatz kommen, hat unter anderem bei Woca Denmark hohe Priorität. "Komponenten, die wir in Öle, Seifen, Lacke usw. mischen, sollten auf natürliche Weise gewonnen werden, wann immer dies möglich ist", erklären die Dänen. Mit einem VOC-freien Öl und einer VOC-freien Tonerpaste wurde nun ein vollständig VOC-freies Ölsystem auf den Markt gebracht. Ebenso konsequent betont der Industrielackanbieter IVM Chemicals seine Ausrichtung auf Produkte auf Basis nachwachsender Rohstoffe. Daher wurde die UV-Öko-Serie der Marke Croma Lacke jetzt nochmals weiter ausgebaut. Und der Parkettspezialist Pallmann hat mit Pall-X Zero seine erste lösemittelfreie 1K-Versiegelung eingeführt. Somit bieten die Würzburger neben dem zweikomponentigen nun auch ein lösemittelfreies einkomponentiges Versiegelungssystem für Parkett an.

Bei Parkettklebstoffen setzt sich der Trend zu Leichtklebstoffen weiter durch. Entsprechende Produkte aus Silanbasis haben unter anderem Mapei und Murexin in ihrem Portfolio, jetzt besetzt auch Stauf dieses Feld: "Wir arbeiten gerade an einer neuen Generation Parkettklebstoffe, die eine deutlich geringere Dichte aufweisen als herkömmliche Klebstoffe und gleichzeitig wesentlich ergiebiger sind", verrät Carsten Bockmühl. Das geringere Gewicht spart Ressourcen, wirkt sich günstig auf die Transportkosten und -emissionen aus und schont zudem den Verarbeiter. Stauf bringt jeweils einen Dispersions-, einen Silan- und einen Polyurethanklebstoff mit diesen Eigenschaften zur Marktreife.

Last but not least beherrscht die steigende Nachfrage nach nachhaltig produzierten und ressourcenschonenden Bauprodukten auch die Weiterentwicklung der Verlegezubehör-Sortimente. Zum Beispiel bei dem hessischen Dämmunterlagenhersteller Selit: "Der Handel baut seit Jahren sein Angebot in diesem Bereich aus", heißt es. Ein wichtiger Fokus liege dabei auf der Wiederverwendbarkeit und Rückführung von Produkten und Verpackungen. Für seine neu entwickelte Seliteco-Verlegeunterlage wie auch für deren Verpackung verwendet der Hersteller daher konsequent recyclathaltige Materialien.

Diese und weitere ausgewählte Neuvorstellungen aus den aktuellen Sortimenten für die Verlegung von Parkett und anderen Bodenbelägen zeigt Parkett Magazin auf den folgenden Seiten.

| Imke Laurinat


Nachgefragt bei Sebastian Fischer, Geschäftsführer Rubio Monocoat Deutschland

"Bestehende Holzböden aufarbeiten, statt neu zu verlegen"

Welche Trends beobachten Sie bei Oberflächensystemen für Parkett und Holzböden?

Dank seiner vielen Möglichkeiten und seines hochwertigen Schutzes ist und bleibt Öl ein wichtiger Faktor bei der Verarbeitung von Parkett und Holzböden. Das betrifft sowohl unbehandeltes Holz als auch aufgearbeitete Holzböden. Die Renovierung gelingt mit Holzöl von Rubio Monocoat hervorragend. Weil unsere Produkte zudem nicht nur die Lebensdauer von Holz spürbar verlängern, sondern auch frei von Schadstoffen für Mensch und Umwelt sind, liegen sie auch unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit voll im Trend.

Welcher Oberflächentrend ist Ihr persönliches Highlight?

Ich persönlich mag nach wie vor klassische Landhausdielen sehr. Wenn die Gebrauchsspuren irgendwann zu groß werden, bin ich ein großer Verfechter davon, bestehende Holzböden zu renovieren oder aufzuarbeiten, anstatt neues Holz zu verlegen. Das ist sowohl aus ökologischen als auch als ökonomischen Gründen sinnvoll. Liebevoll renovierte Böden bekommen darüber hinaus eine besondere Charakteristik und können viel Wärme und Charme ausstrahlen. Wenn der Holzboden dadurch zum Hingucker wird und das gelungene Ergebnis auch noch auf unsere Produkte zurückzuführen ist, ist es für mich umso schöner.

Welche Neuprodukte lanciert Rubio 2022 bzw. welche Anwendungen stehen im Vordergrund?

Unser neues Pflegeset Rubio Monocoat UMO 2 Mix sorgt für eine einfache Pflege von Holzböden und sonstigen Holzoberflächen. Sie frischt das Holz auf, sorgt für ein volleres Aussehen im Rubio Originalfarbton mit einem seidenen Glanz und zudem dafür, dass Flüssigkeiten besser abperlen. Damit stellt das UMO 2 MIX eine optimale Ergänzung zu unserem Bestseller, dem Holzöl Rubio Monocoat Oil Plus 2C, dar.


Nachgefragt bei René Pankoke, geschäftsführender Gesellschafter Hymmen

Mit Digitaltechnologien für Designböden von morgen gut aufgestellt

Welche Technologien bzw. Anwendungen stehen im Segment Fußboden aktuell bei Ihnen im Fokus?

Bei Hymmen stehen derzeit die neuesten Technologie des digitalen Dekordrucks und der digitalen Strukturierung von Fußböden im Fokus. Mit i4F als Patentpartner wird die Digitaldrucktechnologie, das Digital Lacquer Embossing (DLE) für Fußböden unter Lizenzvergabe vermarktet. Darüber hinaus spielen natürlich die etablierte Doppelbandpressentechnologie, die Mehretagenpressen und die Flüssigbeschichtung im Fußbodensektor eine relevante Rolle für Hymmen.

Welche besonderen Aktionen, Kampagnen plant Ihr Unternehmen 2022?

Sofern relevante Branchenmessen wie die Holz-Handwerksmesse in Nürnberg, die Xylexpo in Mailand und die IWF in Atlanta angesichts der dann vorherrschenden Pandemiebedingungen stattfinden, wird sich Hymmen daran beteiligen. Darüber hinaus wird Hymmen im Marketingverbund mit anderen Maschinenbauunternehmen aus Ostwestfalenlippe die zweite Ausgabe der Tech-Together auflegen. Geplanter Termin für diese koordinierten Hausmessen ist der frühe Herbst 2022.

Wie schätzen Sie bei Ihren Kunden aus dem Segment Fußboden die Marktentwicklung in den kommenden Monaten ein?

Angesichts der hohen Auftragszahlen und dem ungebrochenen Interesse der Endverbraucher an neuen Fußböden gehen wir von einer weiter positiven Marktentwicklung aus. Dabei werden modulare Designböden eine zunehmend wichtige Rolle spielen, bei der Hymmen mit seiner Digitaldrucktechnologie sehr gut positioniert ist.


Nachgefragt bei Franz Neuhofer, geschäftsführender Gesellschafter FN Neuhofer

"Die hohen Preise haben sich auf die Verkaufsmengen ausgewirkt"

Welche aktuellen Entwicklungen sehen Sie im Segment Leisten?

Ein großes Thema ist Nachhaltigkeit und gesundes Wohnen. Das fängt beim Einkauf an - hier setzen wir bei MDF und diversen Hölzern auf eine zertifizierte Herkunft, achten auf eine umweltfreundliche, ressourcenschonende Produktion und die Entwicklung möglichst emissionsarmer Produkte und Lösungen. Wir prüfen in der Produktentwicklung ständig Möglichkeiten, die nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip funktionieren. Darüber hinaus recherchieren wir laufend nach alternativen, wasserabwasserabweisenden Materialen zu Kunststoff.

Welche Aktionen plant Ihr Unternehmen 2022?

Da im ersten Quartal 2022 die Lager- und Produktionshallen sowie das mehrstöckige Bürogebäude inklusive Kantine und Schauraum fertiggestellt sein werden, planen wir im Sommer ein großes Eröffnungsfest. Der repräsentative Schauraum mit ca. 800 m2 ermöglicht uns, in Zukunft Hausmessen und Kundenevents zu veranstalten.

Wie schätzen Sie die Marktentwicklung in den kommenden Monaten ein?

Die nach wie vor hohen Preise haben sich auf die Verkaufsmengen ausgewirkt, das Kaufverhalten ist etwas zurückhaltend. Wir sehen für das erste Quartal 2022 eine eher stagnierende Entwicklung des Marktes. Danach wird es stark von der Rohstoffpreisentwicklung und vom Kaufverhalten der Konsumenten abhängen. Auch der Unsicherheitsfaktor Corona wird noch länger Auswirkung auf das Verhalten der Endkunden haben.


Nachgefragt bei Claudius Proll, geschäftsführender Gesellschafter Kügele Profile

"Alu nach Maß begeistert mich"

WelcheDesigns, Farben, Materialiensind bei Leistenund Profilen zurzeit besonders gefragt?

Im Objektbau verzeichnen wir eine starke Nachfrage nach unseren kubischen Sockelleisten aus Aluminium, in den Farben Silber und Weiß. Im Privatbereich werden aktuell Sockelleisten aus der Kügele Manufaktur verstärkt nachgefragt, hauptsächlich in Weiß, durchaus auch 15 oder 20 cm hohe Leisten, und häufig auch einfache Sockelleisten in Eiche massiv.

Möglichst wenig Sichtfläche verbunden mit hoher Funktionalität, das ist die aktuelle Präferenz bei Bodenprofilen im Objektbau. Dementsprechend hoch ist die Nachfrage bei unseren Treppenkanten der Serie 109, bei Bewegungsfugen etc. Die Profile sind aus Aluminium - bevorzugte Farben: Silber und Edelstahloptik - und Edelstahl (Nassräume). Für den Privatbereich gilt annähernd dasselbe, allerdings steht die Funktionalität stärker im Vordergrund, die minimale Sichtfläche ist weniger entscheidend.

Welche Produkte aus dem Kügele-Sortiment sind Ihr persönliches Highlight? Was ist das Besondere daran?

Alu nach Maß begeistert mich. Wir führen damit die Alu-Sockelleiste konsequent an den Säulen fort - in den unterschiedlichsten Radien, Winkeln, Größen usw. Das ist elegant und eindrucksvoll.

Zu meinen persönlichen Highlights im Kügele-Sortiment gehören auch definitiv die bis zu 20 cm hohen Sockelleisten aus der Kügele Manufaktur, gefertigt in unserer MDF-H Top-Qualität. Diese Leisten verändern einen Raum, geben ihm ein ganz neues Wohngefühl - auch als cooler Blickfang in einer modernen Umgebung. Zum Einsatz kommen sie meistens in Weiß, Grau oder Taupe.
Verlegewerkstoffe, Oberflächen und Zubehör: Kaum ein Neuprodukt ohne Mehrwert für die Umwelt
Foto/Grafik: Woca
Verlegewerkstoffe, Oberflächen und Zubehör
aus Parkett Magazin 02/22 (Bodenbeläge)