Beni Lysser über die fachgerechte Konstruktion von Holzterrassen
Unbedingt Feuchtigkeit von unten vermeiden
3.000 Gutachten hat Beni Lysser in seiner beeindruckenden Laufbahn als europaweit renommierte Experte für Parkett und andere Holzböden, Kork und Laminat erstellt. Ende 2021 hat sich der Schweizer endgültig in den Ruhestand zurückgezogen. In einem seiner letzten Auftritte in der Branche erklärte er praxisnah, wie man fach- und sachgerecht eine Holzterrasse baut. 3.000 Gutachten hat Beni Lysser in seiner beeindruckenden Laufbahn als europaweit renommierte Experte für Parkett und andere Holzböden, Kork und Laminat erstellt. Ende 2021 hat sich der Schweizer endgültig in den Ruhestand zurückgezogen. In einem seiner letzten Auftritte in der Branche beschäftigte sich Lysser auf dem Sachverständigentag in Köln mit der Konstruktion von Holzterrassen. Eine markanter Merksatz beschreibt, was dabei auf jeden Fall beachtet werden muss: Keine Dauerfeuchtigkeit von unten. Zu häufig werde das Augenmerk nur auf die Oberfläche einer Holzterrasse gelegt, weiß der erfahrene Gutachter. Frisch installiert, sieht sie imposant aus und begeistert den Auftraggeber. Bald setzen Sonne, Wind und Wetter dem Holz zu, die Dielen vergrauen, Grünspan erblüht und das ganze Konstrukt bekommt Risse und Schieflagen. Auch halte eine Holzterrasse nicht ewig: "Die Lebensdauer ist abhängig von Holzart und Konstruktion, Bewitterung, Standort und Pflege." Zehn bis 15 Jahre hält Lysser für realistisch. Aber: mit dem richtigen Aufbau lässt sich diese Spanne verlängern.
Schon auf das Fundament kommt es an
Die Herausforderung beginnt im Fundament. Wasser muss ablaufen oder im Boden versickern können. Das geschieht bei reinem Erdreich und Gartenplatten mit Fugen. Wurzel- und Wuchsschutz macht auf jeden Fall Sinn. Dichte Unterbauten, wie Betondecken oder Gussasphalt, benötigen ein Gefälle von mindestens 1,5 bis 2 %. Zusätzlich sollte eine glatte, wasserführende Folie verlegt werden, die Schmutz und Krümel abfließen lässt. Vliese oder Gummigranulatmatten sind dazu nicht geeignet.
Nichts ist schlimmer, als zu viel Feuchtigkeit von unten, warnt Lysser. Wird die Konstruktion nicht gut unterlüftet, bleibt das Holz unten nass, während die Oberseiten der Dielen in der Sonne austrocknen. "Das hat oft konkave Schüsselungen zur Folge."
Die Unterkonstruktion empfiehlt er, mit möglichst minimalen Latten- und Befestigungsdistanzen auszuführen. Kurze Randauflagedistanzen und die Verwendung von zwei Latten für Dielenstöße sind weitere Tipps von ihm. Auflagedistanzen bei Holzkonstruktionen dürften 50 cm Achsmaß von Latte zu Latte nicht übersteigen. Weniger sei sogar oft stabiler. Nur bei Alu-Unterkonstruktionen seien Distanzen bis 100 cm machbar. Kunststoffstellfüße zum Höhenausgleich müssen seitlich an der Latte angeschraubt sein, damit sie nicht wegrutschen.
Bei der Verlegung gibt es laut Lysser verschiedene Optionen. Selbst vollflächige Klebung mit wasserdicht ausgefugten Fugen wie im Schiffsbau, sei nicht abwegig - beispielsweise auf der Dachterrasse. Aber: Für eine anfällige Fehlerquelle hält der Experte werkseitig durchlaufende Nuten zur unsichtbaren Befestigung auf Lagerhölzern. Nur bei Bambus sei das kein Problem. Sollen Massivholzdielen mit entsprechenden Halterclips montiert werden, plädiert er für kurze Nuten am benötigten Ort.
Wird das einfache Prinzip sichtbarer Schrauben genutzt, sollte man sie soweit wie möglich außen auf der Diele verankern - aber vom Dielenrand zur Schraube mindestens 15 mm Platz lassen. Der Handwerker sei gut beraten, Distanzhalter einzubauen und den Dielenstoß nicht auf der Latte, sondern freischwebend zu setzen, damit Wasser durchfließen und eine Trocknung erfolgen kann. Anschlussfugen müssen laut Lysser gut 2 cm breit sein. "Und wo Stirnstoßfugen fehlen, saugt sich Feuchtigkeit fest und es entstehen unschöne Stellen".
Welche Holzarten eignen sich am besten?
Unter den heimischen Hölzern für Terrassendielen empfehlen sich Kiefer, Lärche und Douglasie. Eiche ist weniger geeignet, sagt der Schweizer, weil Delignifizierung bei ihr zu aufblühenden Holzfasern führt. Außerdem einsetzbar sind zahlreiche Exotenhölzer, vor allem Teak, Ipé, Jatoba, Bankirai, Padouk, Merbau, Massaranduba, Tali, Limbali und Garapa. "Tropenholz muss aber legal importiert sein und sollte keine Fraslöcher (Pinholes) aufweisen." Hinzu kommen industriell gehärtete Thermohölzer und Holzwerkstoffe wie WPC. Für welches Material sich der Verbraucher entscheidet, liegt am Budget - und an der Beratung des Verkäufers oder Handwerkers, der auf unterschiedliche Holzeigenschaften wie Schwinden und Quellen, Verzug, Rissbildung, Holzinhaltstoffe und Verfärbungen aufmerksam machen kann.
Und wie verhält es sich mit Regenwasser auf der Oberfläche? Die Holzforschung Austria hat getestet und belegt, dass geriffelte Dielen anfälliger für stehendes Wasser und den daraus resultierenden Problemen sind. Sogar die Rutschgefahr ist bei dieser Oberfläche größer, als bei ebenen oder bombierten (abgerundeten) Holzdielen. Ein Gefälle benötigt eine ungeriffelte Terrassenfläche übrigens nur, weil der GD-Holz das vorschreibt. Lysser: "In der Schweiz brauchen wir das nicht, weil glatte, horizontal eingebaute Hobeldielen kein stehendes Wasser halten und aufweisen. Und eine Terrasse ist sowieso nie ganz eben." Anders ist es mit WPC-Dielen: Hier ist in Längsrichtung in jedem Fall ein Gefälle von 1 bis 2 % einzuplanen.
Schlussendlich ist auch die Pflege, Auffrischung und Reparatur für den Handwerker ein mögliches Geschäft. Aufstehende Fasern werden nicht geschliffen, sondern mit einer Maschine abgebürstet und gegebenenfalls gleich nachgeölt. Beni Lysser empfiehlt: "Dennoch sollte den Kunden erklärt werden, dass eine Alterung der Dielen trotz Behandlung nicht zu verhindern ist."
Fazit: Konstruktiver Holzschutz im Terrassenbau
- Keine Dauerfeuchte und stehendes Wasser im Unterbau
- Keine Vliese und Granulatmatten als "Dachhaut"
- Auflage- und Befestigungsdistanzen beachten
- Ordentliche Unterlüftung gewähren
- Distanzhalter für die Holztrocknung einsetzen
- Dielen überall mit Fugen montieren
- Bei verdeckter Montage Revisionsöffnungen einplanen
- Oberflächenbehandlung nach Bedarf und Kundenwunsch
Fachliteratur zum Terrassenbau
- ISP-Merkblatt Holzterrassen unter www.parkett-verband.ch
- Terrassenbeläge aus Holz. Lignatec-Broschüre Nr. 27 (Lignum, Schweiz)
- Terrassenbeläge aus Holz. Technische Broschüre. Holzforschung Austria, Wien 2016
- Terrassen- und Balkonbeläge. Produktstandards u. Anwendungsempfehlungen. GD Holz 5. Auflage
- Fachregeln des Zimmererhandwerks 02 "Balkone und Terrassen". Bund Deutscher Zimmermeister, Berlin 2015
- Holz und Holzprodukte im GaLaBau. FLL Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau, 2019
- Terrassen: Planen, verlegen, pflegen. VEH Holzterrassen. Edition No. 8, 1. Aufl. 2013
Beni Lysser
3.000 Gutachten hat der Schweizer Beni Lysser in seiner beeindruckenden Laufbahn als europaweit renommierter Fußbodenexperte erstellt und sein Fachwissen in zahlreichen Fachbeiträgen und Vorträgen geteilt - die er übrigens in fünf Sprachen halten konnte. Ende 2021 hat sich der gebürtige Berner endgültig ins Privatleben zurückgezogen.
Zum Parkett war Lysser über Umwege gekommen. Nach mehreren Semestern Mathematikstudium absolvierte er aus wirtschaftlichen Gründen eine Ausbildung zum Zimmermann, bevor ihn ein Unfall kurz vor der Meisterprüfung wieder zu einer Neuorientierung zwang - auf den Boden. Er fand eine Anstellung bei einem Fachbetrieb in Bern, die geplante spätere Unternehmensübernahme schlug fehl und Lysser ging 1990 zu Parketthersteller Bauwerk.
Dort fand er seine Berufung, denn bei Bauwerk war damals die Geschäftsstelle des schweizerischen Parkettverbandes angesiedelt, für den Lysser auch aktiv wurde und den er nach der Verselbstständigung 1995 viele Jahre lang führen sollte. 2016 gab er die Geschäftsführung ab, wirkte aber noch in Teilzeit als Gutachter und Referent. Auch diese Aufgaben hat er nun beendet, um den Ruhestand mit seiner Frau Monika zu genießen und sich seinen Leidenschaften Fliegen, Biken und Trike-Fahren zu widmen.
aus
Parkett Magazin 02/22
(Handwerk)