Hommage an die Tapeten der 70er
"OP, POP, Top! Tapeten der 70er Jahre" lautet der Titel einer Sonderausstellung, die bis zum 25.September in Kassel zu sehen ist. Sie erinnert an die Umwälzungen in einer bewegten Dekade. Ob Abba, Frauenbewegung oder Flower Power - die 1970er Jahre waren eine bewegte Dekade. Das spiegelt sich auch in den Tapeten wider, die im Mittelpunkt der Sonderausstellung "OP, POP, TOP!Tapeten der 70er Jahre" der Museumslandschaft Hessen Kassel (MHK) stehen. Gezeigt werden die Exponate aus hessischen Privathäusern noch bis 25. September in einem fiktiven Tapetengeschäft der 70er Jahre im Schloss Wilhelmshöhe. Darunter befinden sich unter anderem die Xartwalls Kunstwände von zehn Künstlern, die in Zusammenarbeit mit der Marburger Tapetenfabrik entstanden.
Die Ausstellung verteilt sich auf fünf Themenräume, die sich mit den politischen, gesellschaftlichen und ökologischen Veränderungen der Zeit befassen. Diese wurden von der Studentenrevolte im Jahr 1968 ausgelöst und standen unter dem Eindruck des Kalten Krieges. Vieles, was heute selbstverständlich erscheint wie das Recht der Frau auf Selbstbestimmung, wurde in den 70er Jahren umgesetzt.
Slogans wie "Atomkraft - nein danke!", "Jute statt Plastik" und "Mein Bauch gehört mir" gehörten ebenso in die von Umwälzungen geprägte Zeit wie die Pril-Blume und die schrill-bunt gemusterten Tapeten. Ein Muss war die Fototapete mit exotischen Mustern im Wohnzimmer, Hobby- und Partykeller, aber auch geometrische und blumige Muster - oft in Orange-Braun - gehörten zu den festen Dekorationselementen für die vier Wände.
Neue Kunstströmungen wie die Op- oder Pop-Art, die auf der Documenta IV 1968 in Kassel vertreten waren, beeinflussten das Tapetendesign maßgeblich. Außer Designerkollektionen entwickelten führende Tapetenhersteller gemeinsam mit der Zeitschrift Schöner Wohnen Tapeten für ein breites Publikum. Unter dem Motto "Farbe bekennen" entstand 1969 die erste Schöner-Wohnen-Kollektion.
Aber auch Künstler entdeckten die Tapete. Die 1972 als neuer Kunsttyp vermarkteten Kunstwände Xartwalls wurden von prominenten Kreativen entworfen und von der Marburger Tapetenfabrik hergestellt. Das Spektrum der Kunstrichtungen reichte von Pop Art (Werner Berges, Allen Jones, Peter Philips) und Op Art (Getulio Alivani) bis zu Nouveau Réalisme (Jean Tingely, Niki de Saint Phalle). Mit Otmar Alt und Paul Wunderlich waren auch zwei deutsche Künstler vertreten. In diesem Jahr feiern die Xartwalls ihr 50jähriges Jubiläum.
Weitere Informationen unter www.museum-kassel.de
Foto/Grafik: Mirja van lJken, Deusches Tapetenmuseum, Museumslandschaft Kassel
Die Dekortapete mit abstraktem Dackelmotiv auf metallisch glänzendem Fond wurde von Vivien Bach entworfen. Sie stammt aus dem Musterbuch "Fun" des Breisacher Tapetenherstellers Erisman.
Foto: Mirja van lJken, Deusches Tapetenmuseum, Museumslandschaft Kassel
Foto/Grafik: Mirja van lJken, Deusches Tapetenmuseum, Museumslandschaft Kassel
Das Dessin "Maya" aus der Kollektion International der Marburger Tapetenfabrik in Orange, Gelb und Braun. Die Farbtöne waren typisch für die 1970er Jahre.
Foto: Mirja van lJken, Deusches Tapetenmuseum, Museumslandschaft Kassel
Foto/Grafik: Mirja van lJken, Deusches Tapetenmuseum, Museumslandschaft Kassel
Das Motiv "Right Hand Lady" des Designers Allen Jones stammt aus der Kunstwand-Sammlung Xartwalls. Sie wurden von provminenten Künstlern entworfen und von der Marburger Tapetenfabrik hergestellt.
Foto: Mirja van lJken, Deusches Tapetenmuseum, Museumslandschaft Kassel
aus
BTH Heimtex 05/22
(Tapeten, Wandbeschichtungen)