Stimmen aus der Holzwirtschaft
Zustimmung auf breiter Front, aber immer noch Handlungsbedarf
Am 14. November hat das EU-Parlament zugestimmt, die Umsetzungsfrist der EU-Verordnung für entwaldungsfreie Lieferketten (EUDR) um ein Jahr auf Dezember 2025 zu verschieben. Das ist ein Erfolg zahlreicher Verbände der Holzwirtschaft, die vehement dafür votiert hatten. Aber: ein bitterer Wermutstropfen bleibt: Den ebenfalls dringend geforderten inhaltlichen Änderungen wurde nicht stattgegeben - bislang. Da wird also das letzte Wort noch nicht gesprochen sein....HDH: Nichtrisiko-Kategorie würde
Bürokratielast vermindern
Der Hauptverband der Deutschen Holzindustrie (HDH) votiert für die Einführung einer Nichtrisiko-Kategorie, um heimische Unternehmen und Waldbesitzer vor einer "gewaltigen Bürokratielast" zu bewahren. "Ziel der EUDR ist es, Entwaldung und Raubbau zu verhindern, nicht neue Planstellen für Bürokratie zu schaffen", äußert HDH-Präsident Johannes Schwörer. "Es ist daher folgerichtig, Ausnahmen von der Deklarationspflicht für Unternehmen aus Staaten zu schaffen, in denen nachweislich kein Risiko besteht und die nationale Gesetzgebung vor Entwaldung und Raubbau schützt."
GD Holz sieht Risiko einer möglichen Wettbewerbsverzerrung
Der Gesamtverband Deutscher Holzhandel (GD Holz) fordert, den Verordnungstext den gegebenen Realitäten anzupassen. Die Änderungsanträge, nach denen die Dokumentationspflichten für Erzeugnisse der Kategorie "kein Risiko" zurückgefahren werden, seien nachvollziehbar und korrekt. Entsprechende Sorgfaltserklärungen und Koordinaten würden überflüssig, auch müssten keine Informationen weitergegeben werden. Auch sei davon auszugehen, dass die meisten Nicht-EU-Länder als Risikoländer eingestuft werden. "Abzuwarten bleibt, ob Lieferländer wie die USA und Kanada mit ihrer nachhaltigen Forstwirtschaft den Risikoländern zugeordnet werden", sagt GD Holz-Geschäftsführer Thomas Goebel.
Er macht darauf aufmerksam, dass die angenommen Änderungsaufträge nur Unternehmen helfen würden, die ausschließlich "Null Risiko"-Ware verwenden. "Für alle anderen bleiben die Vorgaben nicht nur gleich, sondern letztlich droht ihnen durch zwei parallel laufende Systeme - mit und ohne Referenznummer - mehr Bürokratie." Dies könne somit ein Nachteil für importierte Ware sein. "Der GD Holz sieht hier das Risiko einer möglichen Wettbewerbsverzerrung und wird sich für eine gerechte Behandlung von Importware einsetzen", unterstreicht Goebel. "Unser Ziel bleibt, dass die EUDR nicht die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Holzhandels einschränken darf."
DeSH fordert Rechtssicherheit
und den Abbau von Bürokratie
Der Deutsche Säge- und Holzindustrie Bundesverband (DeSH) heißt die Verschiebung der EUDR ebenfalls für gut, sieht aber erheblichen inhaltlichen Anpassungsbedarf. "Ziel der Diskussionen muss es nun sein, Rechtssicherheit und Abbau von Bürokratie folgen zu lassen", mahnt Geschäftsführerin Julia Möbus an. Erleichterungen für Länder mit geringem Entwaldungsrisiko seien unabdingbar, um die Belastungen für die betroffenen Branchen zu verringern, eine langfristige Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und Marktstörungen zu verhindern. "Denn nur durch eine differenzierte Risikobetrachtung mit einer entsprechenden Anpassung der Dokumentation wird die Verordnung in der Praxis umsetzbar werden. Diese Balance ist unerlässlich, damit die EUDR wirksam zur Entwaldungsbekämpfung beitragen kann, ohne die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie zu schwächen."
Holzindustrie Österreich:
"Weniger Populismus in der Debatte"
Der Fachverband der Holzindustrie Österreichs appelliert an die Institutionen der EU, die EUDR mit den beschlossenen Verbesserungen zu finalisieren. "Gerade für die vielen kleinen und mittleren Familienunternehmen in Österreich und Europa können somit weniger, ansonsten kaum zu bewältigende Belastungen bei der Umsetzung der EUDR bewirkt werden", sagt Verbandsobmann Herbert Jöbstl. Eine überarbeitete EUDR bringe einen weiteren Vorteil mit sich: "Sie kann den von der EU angestrebten Bürokratieabbau vorantreiben, indem unnötige Berichtspflichten gar nicht erst eingeführt werden."
Jöbstl wünscht sich auch weniger Populismus in der Debatte. So sei unter anderem ein nicht existenter Zusammenhang zwischen der heimischen Holzindustrie und der Waldschädigung auf anderen Kontinenten hergestellt worden. "Entwaldung findet weder in Europa noch in Österreich statt. Unsere Wälder wachsen seit Jahrzehnten." Die Verbandsmitglieder bezögen ihr Holz vorwiegend aus Österreich und angrenzenden Regionen der Nachbarländer. Und die gesamte Holzwirtschaft habe in den vergangenen Jahren viel investiert, um eine verantwortungsvolle Rohstoffversorgung zu gewährleisten.
Waldverbände mahnen
schnelle Anpassung der EUDR an
Die Waldverbände AGDW - Die Waldeigentümer und die Familienbetriebe Land und Forst fordern Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir in einem offenen Brief auf, sich für eine schnelle Anpassung der EUDR einzusetzen. Die EU-Parlamentsposition zur EUDR stimme die Land- und Forstwirtschaft optimistisch, da die beschlossenen Änderungen eine große bürokratische Last nähmen, gezielt gegen Entwaldung wirkten und zeigten, dass das EU-Parlament in der Lage sein, Regelungen, die die Wirtschaft unverhältnismäßig belasten, zu revidieren. Die EUDR-Novelle biete die Chance, Bürokratie erst gar nicht entstehen zu lassen und Waldflächen gezielt dort zu schützen, wo sie in der Realität bedroht sind.
DKV: EUDR soll Eigenheiten der Kork-
Prozesskette berücksichtigen
Auch der Deutsche Kork-Verband, DKW, meldet sich zur EUDR, zu Wort. Der Verband bewertet die Stoßrichtung der EUDR grundsätzlich positiv, sofern die Besonderheiten entlang der Wertschöpfungskette der Korkindustrie Beachtung fänden.
Korkeichen wachsen hauptsächlich im Mittelmeerraum, größter Korkproduzent ist Portugal. Alle neun Jahre werden die Bäume geerntet, ohne dass sie dafür gefällt werden müssen. Das bedeutet, Korkeichen können mehrere hundert Jahre alt werden. "Je älter eine Korkeiche ist, desto größer die Ernte und desto besser die Qualität", erläutert Lico-Geschäftsführer Edwin Lingg, Fachgruppensprecher Bodenbeläge im DKV. "Daher sind die Korkwaldbesitzer bestrebt, ihre Korkeichen so lange und so gut wie möglich zu erhalten."
Insofern engagierten sich die Interessengemeinschaften der Korkindustrie in Portugal stark für den Erhalt und die Wiederaufforstung von Korkeichenwäldern. "Diese Maßnahmen zeigen, dass die Branche bereits fest auf einer nachhaltigen Zukunft aufbaut", unterstreicht der DKV.
Die Herausforderung der Nachweispflicht sei für die Korkbranche prinzipiell zu bewältigen, da sie nachhaltige Praktiken bereits in ihren Arbeitsabläufen verankert habe, betont DKV-Vorstandssprecher Edgar Huber, Nachhaltigkeitsmanager von Zipse, "Der Änderungsvorschlag der EU-Kommission, die Anwendung der EUDR um zwölf Monate zu verschieben, gibt uns mehr Zeit, die administrativen Anforderungen zu prüfen und umzusetzen." Allerdings könne die Branche an bürokratische Grenzen stoßen; so werde der Nachweis kaum möglich sein, aus welchem Waldstück und von welchem Baum der jeweilige Kork stamme - erst recht nicht nach mehreren Verarbeitungs- und Veredlungsschritten. "Wir appellieren daher, diese Besonderheiten in der Verordnungsanwendung zu berücksichtigen, da sonst ein zu 100 % nachhaltiges Produkt regulatorisch ausgebremst wird, was genau zum Gegenteil der Intention der EUDR führen würde.
aus
Parkett Magazin 01/25
(Holz)