Zwischen Zeitdruck und Schlafkrise: So kann der Bettenfachhandel neue Chancen nutzen
Die neuesten Studien zu Konsumverhalten und Schlafverhalten zeichnen ein besorgniserregendes Bild unserer modernen Gesellschaft: Zeit- und Schlafmangel prägen zunehmend das Leben und beeinflussen sowohl den Handel als auch das Wohlbefinden. Für den Bettenfachhandel beinhalten diese Krisen aber auch Chancen. Welche? Ich gebe Ihnen gerne einige Beispiele.Eine repräsentative Studie, die das Gottlieb Duttweiler Institut (GDI) in der Schweiz durchgeführt hat, zeigt, dass Zeit für Konsumenten heute die wertvollste Ressource ist - noch wichtiger als Geld. Der wachsende Zeitdruck lässt das Einkaufen für viele sogar zu einer lästigen Pflicht werden.
Der Handel steht damit vor der Herausforderung, sich den veränderten Erwartungen der Konsumenten anzupassen. Laut GDI-Forscher müssen Einzelhändler vier zentrale Prinzipien verfolgen, um das Einkaufen wieder attraktiver zu machen: Schnelligkeit, Nähe, angenehmes Ambiente und Sinnhaftigkeit. Kunden erwarten heute ein schnelles, effizientes Einkaufserlebnis, das wenig Zeit beansprucht und idealerweise sinnvoll gestaltet ist.
Die Studie beschreibt vier Shopper-Typen, die die Einstellung zum Einkaufen widerspiegeln: von ziellosen Bummlern bis hin zu effizienten Identitätskäufern, die Wert auf schnelle Abläufe legen. Diese Entwicklung ist nicht nur in der Schweiz, sondern auch für Deutschland relevant, da davon ähnliche Trends in beiden Ländern herrschen.
DIE Welt in der Schlafkrise:
Chronischer Schlafmangel nimmt zu
Parallel zur Zeitkrise im Konsumverhalten zeigt der "Global Sleep Survey 2024", in Auftrag gegeben von dem US-Unternehmen ResMed, das Produktlösungen zur Behandlung von Schlafapnoe und anderen Atemwegserkrankungen entwickelt, dass sich weltweit auch eine ernsthafte Schlafkrise abzeichnet: Fast 40 Prozent der 36.000 Befragten aus 17 Ländern berichten, dass sie in nicht mehr als drei Nächten pro Woche guten Schlaf bekommen - manche sogar nur in einer einzigen Nacht pro Woche. Der chronische Schlafmangel führt bei vielen Menschen zu übermäßiger Tagesmüdigkeit (50 %), negativen Gefühlen am Morgen (40 %) und erhöhter Reizbarkeit (39 %).
Digitale Gewohnheiten verstärken die Schlafstörungen: Über die Hälfte der Befragten verwendet vor dem Schlafengehen ein digitales Gerät, was das Einschlafen erschwert. Zu den häufigsten Ursachen für Schlafstörungen zählen Ängste, arbeitsbedingter Stress und finanzielle Sorgen.
Fazit
Beide Studien machen deutlich, wie zentral die Ressource "Zeit" für das heutige Leben geworden ist - ob im Konsum- oder im Schlafverhalten. Sowohl der Handel als auch die Gesellschaft stehen vor der Aufgabe, Prozesse zu optimieren und den Menschen zu helfen, ihre Zeit sinnvoll und erholsam zu nutzen. An dieser Stelle kommen Sie als Bettenfachhändler ins Spiel. Beide Studie liefern wertvolle Hinweise darauf, wie Produkte und Verkaufserlebnis an die Bedürfnisse moderner Kunden angepasst werden können. Hier sind einige gezielte Maßnahmen:
1. Zeitersparnis und Effizienz im Einkaufserlebnis
-Schnelle Beratung und einfach zugängliche Informationen: Da Zeitmangel das Einkaufsverhalten prägt, sollten Beratung und Produktauswahl so effizient wie möglich gestaltet sein. Ein gut strukturiertes Online-Angebot, das Informationen zu Materialien, Ergonomie und Schlafvorteilen Ihrer Betten liefert, könnte erste Orientierung bieten und die Auswahl erleichtern.
-Klar strukturierte Produktlinien: Reduzieren Sie die Komplexität der Auswahl, indem Sie Produkte nach spezifischen Bedürfnissen kategorisieren (z. B. orthopädische Unterstützung, Nachhaltigkeit), damit Kunden direkt die für sie passenden Optionen finden.
2. Nähe und Personalisierung
-Digitale Tools für individuelle Beratung: Nutzen Sie Online-Tools, wie z. B. einen Schlaf-Typ-Test oder einen Betten-Konfigurator, um Kunden erste Empfehlungen zu geben und ihnen Zeit im Laden zu ersparen.
- Flexible Beratungsmöglichkeiten: Bieten Sie Online-Beratungen per Video an oder besuchen Sie Ihre Kunden für eine erste Beratung auch zu Hause.
3. Fokus auf Schlafgesundheit und Aufklärung
-Aufklärung zu Schlafgesundheit als Mehrwert: Die Schlafkrise zeigt, dass vielen Menschen nicht nur der gute Schlaf fehlt, sondern auch das Wissen darüber. Nutzen Sie dieses Bewusstsein und bieten Sie Beratungsinhalte, Infobroschüren und Workshops an, um zu zeigen, wie Ihre Produkte den Schlaf verbessern können.
-Produkte für spezielle Zielgruppen: Da hormonelle Veränderungen (z. B. Wechseljahre) oft mit Schlafproblemen einhergehen, könnten Sie spezielle lösungsorientierte Schlafsysteme anbieten.
4. Ein angenehmes, sinnstiftendes Einkaufserlebnis schaffen
-Atmosphäre und Entspannung: Gestalten Sie Ihre Verkaufsräume so, dass sie wie ein Ort der Entspannung wirken.
-Erlebniselemente integrieren: Bieten Sie kurze Entspannungssitzungen oder Atemübungen an, die Ihre Kunden auf das Thema Schlaf einstimmen und das Einkaufen zu einem ganzheitlichen Erlebnis machen.
5. Marketing und Kommunikation anpassen
-Ansprache des Schlafbewusstseins: Vermarkten Sie Ihre Produkte als Lösung zur Bekämpfung der Schlafkrise. Weisen Sie auf die wissenschaftlichen Erkenntnisse hin und positionieren Sie hochwertige Schlafsysteme als Investition in die Gesundheit.
-Geschichte des "guten Schlafs" erzählen: Betonen Sie die langfristigen Vorteile einer guten Schlafqualität und wie Ihre Produkte zur Stressbewältigung und Erholung beitragen.
Durch die Anpassung Ihres Geschäftsmodells an die Bedürfnisse zeitgestresster und schlafsuchender Konsumenten positionieren Sie sich nicht nur als Fachhändler, sondern als Partner im Bereich Gesundheit und Lebensqualität. Diese Maßnahmen stärken Ihre Marke und sprechen eine Zielgruppe an, die mehr als je zuvor Wert auf Effizienz und Qualität legt.
Schlafexperte Markus Kamps
Seit mehr als 20 Jahren widmet sich Präventologe Markus Kamps als Schlaf-Experte, Schlafcoach, geprüfter Präventologe und Vortragsredner der Schlaf- und Rücken-Gesundheit. Sein Podcast "Sleep & Perform" ist auf Spotify und Apple-Podcasts zu hören: für mehr Wachheit im Alltag durch erholsame Nächte.
aus
Haustex 01/25
(Handel)