Studie: Homeoffice macht Flächen für Wohnungen und andere Nutzungen frei
Der Mangel an (bezahlbarem) Wohnraum ist ein großes Problem, vor allem in Großstädten. Eine Studie des ifo Instituts und des Immobilienberaters Colliers zeigt jetzt, dass in den Metropolen Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Stuttgart und Düsseldorf durch die Umwandlung von Büroflächen Wohnraum für mehr als 102.000 Menschen geschaffen werden könnte.Diese Flächen stehen unter anderem deshalb zur Verfügung, weil durch verstärktes Homeoffice der Bedarf gesunken ist. Die Homeoffice-Quote liegt in Deutschland seit knapp zwei Jahren stabil bei einem Viertel der Beschäftigten und mehr als zwei Drittel der Unternehmen. Die Studie geht davon aus, dass dadurch bis 2030 die Nachfrage nach Büroflächen um etwa 12 % sinken wird. Insbesondere große Dienstleistungsunternehmen, die den größten Anteil an Büroflächen nutzen, verkleinern sich und ziehen in moderne, zentral gelegene Standorte um. Die Büros werden den neuen Arbeitsbedingungen angepasst: Firmen setzen vermehrt auf Desk Sharing, erweitern Besprechungs- und Sozialräume, flexibilisieren ihre Büronutzung, modernisieren die Ausstattung und verbessern die IT-Infrastruktur. "Das Büro wird zunehmend zu einem Ort für persönliche Zusammenarbeit, Kreativität und Identifikation", sagt Simon Krause. "Jedes vierte große Dienstleistungsunternehmen reduziert seine Büroflächen und 20 % verlagern mindestens einen Bürostandort. Durch Homeoffice wird der Leerstand und das Risiko von Bürogebäuden ohne Nachnutzung weiter steigen", meint der ifo-Forscher und Co-Autor der Studie.
Laut dieser sind rund 30 % der leerstehenden Büroflächen in technischer und baurechtlicher Hinsicht in Wohnraum umwandelbar. Bezogen auf den aktuellen Büroleerstand entspricht dies 2,3 Mio. m. Betrachtet man den künftig sinkenden Bedarf an Büroflächen, kämen weitere 3,5 Mio. m hinzu. Durch die Umwandlung gehen etwa 20 % an Fläche verloren. Berücksichtigt man dies, legt eine Wohnungsgröße von 77 m
2 sowie eine Haushaltsgröße von 1,7 Personen zugrunde, könnten rund 60.000 Wohnungen für 102.000 Menschen entstehen.
Einfach aus allen nicht mehr genutzten Büros dringend benötigten Wohnraum zu machen, ist aber offenbar nicht möglich beziehungsweise sinnvoll: "Wegen der begrenzten Wirtschaftlichkeit von Umnutzungen zu Wohnungen sind kreative Nachnutzungskonzepte gefragt. Auch Teilumnutzungen und die Quartiersentwicklung sind erforderlich, um städtische Bedarfe wie Wohnen, Gewerbe oder Freizeit zu decken", erklärt Andreas Trumpp von Colliers, ebenfalls Co-Autor der Studie.
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BTH Heimtex 11/24
(Bau)