Neue Aufmerksamkeit für die Künstlertapete

Das Neue Museum Nürnberg zeigt zeitgenössische Künstlertapeten der Sammlung Goetz. Die Ausstellung Tapetenwechsel ist noch bis 1. September 2024 zu sehen.

Der Tapetenwechsel steht für Veränderung. Folgerichtig nennt sich so auch ein Kooperationsprojekt der Sammlung Goetz mit dem Neuen Museum Nürnberg. Es zeigt noch bis zum 1. September 2024 in Fassadenräumen Künstlertapeten von sechs Künstlern mit unterschiedlicher Aussage aus den Beständen der Sammlung Goetz. Die Räume entstanden überwiegend durch Installationen, indem passende Kunstwerke vor die Tapeten platziert wurden.

Wie das Museum schreibt, hat die Gestaltung von Innenräumen mit Tapeten eine lange kulturgeschichtliche Tradition, die im Orient ihren Ausgang nahm. In Europa schmückten Adelige und reiche Bürger seit dem 14. Jahrhundert ihre Wände mit ornamentalen Stofftapeten aus Samtbrokat und Damast sowie goldgeprägten Ledertapeten.

Papiertapeten kamen im 16. Jahrhundert aus China. Sie wurden populär, weil sie einen raschen Tapetenwechsel ermöglichten. Anfangs bestanden die Papiertapeten noch aus aneinander gelegten und bedruckten Papierbögen. Nach der Erfindung von seriell bedruckten Papiertapeten im 18. Jahrhundert wurde diese Form der Wandgestaltung auch für ein breiteres Publikum erschwinglich.

Entwürfe von sechs Künstlern

Seither haben sich zwar viele Künstler mit der Tapetengestaltung beschäftigt - vom Jugendstil über das Bauhaus und die Pop Art bis hin zur Gegenwart. Doch die Künstlertapete als eigenständiges Sujet fand bisher wenig Beachtung, heißt es vonseiten des Museums.

Die Ausstellung "Tapetenwechsel. Künstlertapeten aus der Sammlung Goetz" präsentiert sechs unterschiedliche Entwürfe von Martin Boyce, Robert Gober, Rodney Graham, Andy Hope, Abigail Lane und Sarah Lucas aus der Zeitspanne 1989 bis 2009. Durch die Architektur des Neuen Museums gewährt sie die vergleichende Betrachtung der künstlerischen Positionen von außen durch die gläserne Fassade. Dies ergibt ein spannendes Wechselspiel von Interieur und Exterieur. Auf diese Weise können die Künstlertapeten vergleichend betrachtet und ihre räumliche Wirkung erlebt werden.

Die Sammlung der Münchnerin Ingvild Goetz ist eine international bedeutende Kollektion zeitgenössischer Kunst mit einem eigenen Ausstellungsgebäude in der bayerischen Landeshauptstadt. Sie wurde 1993 gegründet und umfasst mittlerweile mehr als 5.000 Werke aus nahezu allen künstlerischen Gattungen.
Neue Aufmerksamkeit für die Künstlertapete
Foto/Grafik: Neues Museum Nürnberg (Annette Kradisch)
Zigaretten sind ein wiederkehrendes Motiv im Frühwerk von Sarah Lucas. Sie stehen für einen unangepassten Lebensstil. Auf der Tapete mit dem Titel "Tits in Space" von 2000 hat die Künstlerin Kugeln aus Filterzigaretten gedruckt, die an weibliche Brüste erinnern.
Neue Aufmerksamkeit für die Künstlertapete
Foto/Grafik: Neues Museum Nürnberg (Annette Kradisch)
Hanging Man/Sleeping Man nennt sich die 1989 von Robert Gober entworfene Tapete mit provozierendem Muster. Sie zeigt einen gehängten Mann mit dunkler Hautfarbe und einen schlafenden weißen Mann.
Neue Aufmerksamkeit für die Künstlertapete
Foto/Grafik: Neues Museum Nürnberg (Annette Kradisch)
Die Tapete von Andy Hope 1930 (alias Andreas Hofer) zeigt
27 Gemälde, die sich bei einer seiner Einzelausstellungen 2009 im Bestand der Sammlung Goetz befanden. In Kombination mit dem Kunstwerk Summoning trägt die Installation den Titel Infinity Crisis.
aus BTH Heimtex 05/24 (Tapeten, Wandbeschichtungen)