Schallschlucker schaffen Wohlgefühl

Moderne (Innen-) Architektur sieht gut aus, für die Raumakustik sind offene Räume und große Flächen aber eine Herausforderung. Gut, wenn Sie Ihrer Kundschaft dabei helfen können, mit den richtigen Produkten den Schall zu bändigen.

In einer Zeit, in der offene Grundrisse, große Glasfronten, Hartböden und minimalistisches, vielfach textilfreies Design immer beliebter geworden sind, hat die Lärm- und Schallbelästigung in Räumen deutlich zugenommen. Glatte Oberflächen erzeugen einen Nachhall, der oftmals als unangenehmer Lärm empfunden wird. Das gilt sowohl daheim im privaten Umfeld als auch im Objektbereich, beispielsweise in der Gastronomie: Wer kennt nicht die Situation, in einem gut besuchten Restaurant ab einem gewissen Lärmpegel sein eigenes Wort nicht mehr zu verstehen, geschweige denn, ein Gespräch mit dem Gegenüber führen zu können.

Grundsätzlich hat Raumakustik einen entscheidenden Einfluss auf die Funktionalität, den Komfort und das ästhetische Erlebnis von Räumen. Die Kontrolle über die akustische Umgebung ist daher längst zu einer herausfordernden Aufgabe für Architekten, Designer, Objektausstatter und Handwerker geworden. Die steigende Nachfrage nach entsprechenden Lösungen ist eine logische Konsequenz davon, wie unsere Umfrage unter Raumausstattern und Einrichtern zeigt.

Jens Irmer, Ansprechpartner für Raumakustik beim Fachhandelsring (FHR), bestätigt den wachsenden Bedarf. Insbesondere Schulen, Kindergärten und Kindertagesstätten bieten seiner Einschätzung nach noch großes Potenzial, da gute Hörsamkeit beziehungsweise Sprachverständlichkeit dort zur Entlastung von Erziehenden und Lehrkräften sowie zu nachgewiesenen Leistungssteigerungen bei Schülerinnen und Schülern beiträgt.

Auch am Arbeitsplatz tragen raumakustisch optimierte Zonen zu besseren Leistungen bei, indem sie die Konzentration und Produktivität der Mitarbeiter fördern. "Im Zuge der modernen Arbeitswelt mit Open Space und New-Work-Konzepten führen die offenen Flächen zu einem hohen Ablenkungspotenzial und damit zu Effizienzverlusten", berichtet Irmer. "Dauerhaft kann die Lärmbelästigung sogar zu krankheitsbedingten Ausfallzeiten führen. Vor diesem Hintergrund amortisieren sich die Kosten für raumakustische Maßnahmen schnell."

Noch kommen Akustiklösungen primär im Objektbereich zum Tragen, berichten uns mehrheitlich Raumausstatter und Fachhändler. Aber Jens Irmer meint: "Die moderne Architektur mit offenen Räumen, großen Glasflächen, glatten Wänden und Böden führt zu langen Nachhallzeiten, Flatterechos und Dröhneffekten. Räume werden als hallig und ungemütlich empfunden. Wird das private Umfeld auch als Homeoffice genutzt, gibt es Handlungsbedarf."

Textilien sind für Akustiklösungen besonders geeignet, da sie den Schall absorbieren und die Lärmbelästigung reduzieren. Ihre Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig: als Vorhang, Gardine, Raumteiler, Wand- und Deckenbespannung, als Paneel, Möbelstoff oder Teppich(-boden). Zahlreiche Anbieter haben spezielle Akustik-Programme in ihren Kollektionen. Unter Bodenbelägen helfen Verlegeunterlagen dabei, den Tritt- und Raumschall zu reduzieren, so dass im Raum selbst, aber auch in den Stockwerken darunter Störungen durch Lärm kein Thema sind.

Schulungen für Beratung und Verkauf

Insgesamt verdeutlichen statistische Zahlen die Bedeutung einer qualitativ hochwertigen Raumakustik für verschiedene Umgebungen. Die fundierte Analyse und Implementierung akustischer Lösungen schaffen Räume, die ästhetisch ansprechend und funktional sind und somit das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit der Nutzer verbessern.

Eine nutzungsbezogene und wirtschaftliche Raumakustik erfordert eine genaue Planung sowie den Einsatz akustisch wirksamer Materialien und Konstruktionen. Das Fraunhofer-Institut für Bauphysik (IBP) in Stuttgart bietet hierfür umfangreiche Forschung, Entwicklung und Prüfungen an. Es konzentriert sich auf Schallschutz, Akustik und raumklimatische Parameter in Gebäuden sowie Behaglichkeitsuntersuchungen und Messungen zur Klimatechnik.

Wer sich für den Kundenkontakt in Sachen Raumakustik fit machen möchte, ist beim FHR gut aufgehoben. Dieser bietet Mitgliedern seit 2019 in Kooperation mit dem Akustik-Spezialisten Fuchs Raumingenieure und dem TÜV Rheinland Seminare zum Fachberater Raumakustik mit TÜV-geprüfter Qualifikation an (siehe Seite53).

|Michaela Fischer
Schallschlucker schaffen Wohlgefühl
Foto/Grafik: Delius
Akustikpaneele an der Wand können auch wie Kunstobjekte wirken. Auf jeden Fall verbessern die dekorativen Elemente die Raumakustik entscheidend.
Schallschlucker schaffen Wohlgefühl
Foto/Grafik: Delius
Gut zu wissen: Alphawert und Schallabsorbtionsgrad

Raumakustik wird über den Schall gemessen und die Zeit, bis dieser Schall nicht mehr zu hören ist. Der sogenannte Alphawert informiert darüber, wie gut ein Produkt, etwa eine Gardine oder ein Akustikpanel den Schall absorbiert: Je höher die Absorption des Schalls, umso höher der Wert und desto besser ist die Akustik. Die Skala reicht von 0 bis 1: Bei einem Alphawert von 0 wird Schall überhaupt nicht absorbiert; bei 0,5 sind es 50 %, bei 1 dann 100 %.

Der Schallabsorptionsgrad, der die Eigenschaft eines Stoffes beschreibt, auftretenden Schall zu absorbieren, wird in einem Hallraum nach DIN EN ISO 354 gemessen und in Absorberklassen A bis E eingeteilt.

Quellen: Indes Fuggerhaus, Delius
aus BTH Heimtex 04/24 (Handel)