Outdoor: Ein wachsendes Segment für Fachhandel und Handwerk
Eine Umfrage unter Raumausstattern und Einrichtern zeigt: Die wohnliche Ausstattung und Gestaltung von Balkons und Terrassen ist für viele ein Umsatzbringer geworden. Dabei gehen die Firmen ganz unterschiedlich an das Thema heran.Die Tage werden länger, die Sonne scheint, die Natur erwacht, die Menschen drängt es nach draußen - kurz: Die Freiluftsaison 2024 kann starten. Und egal, ob das verlängerte Wohnzimmer nun ein Balkon, eine Terrasse oder ein ganzer Garten ist - dort soll es so schön sein wie drin, ein Platz zum Wohlfühlen. Die Ausstattung der Außenflächen wird daher seit Jahren immer wichtiger. Das spielt Fachhandel und Handwerk in die Karten, die sich mit ihren Sortimenten inzwischen an die Bedürfnisse ihrer Kunden angepasst haben.
Hoher Stellenwert in vielen Betrieben
Als "wichtigen Bereich" bezeichnet Alfred Haller von Haller Raumgestaltung aus Horgenzell bei Ravensburg das Outdoor-Segment, "denn unsere Gestaltung von Räumen setzt sich im Außenbereich fort. Glasdächer, Markisen, Sonnensegel werden von uns an den Garten angepasst und mit den passenden Outdoor-Teppichen oder auch Möbeln abgerundet." Für die Firma Behrens in Bremerhaven hat sich das Geschäftsfeld in den vergangen sechs Jahren gar zum größten Umsatzbringer gemausert. Ein Großteil der Einnahmen resultiert hier aus Verkauf und Einbau von Terrassendächern und Markisen. "Zwischendurch schleppende Bereiche wie Gardine und Bodenbelag wurden damit aufgefangen", berichtet Marc Burkhardt. Und Frank Krämer von der Firma Leibbrand aus Schorndorf stellt fest: "Das Thema hat einen so hohen Stellenwert bei uns, dass wir die jährliche zweite Ausgabe unseres Kundenmagazins in den vergangenen drei Jahren ganz den aktuellsten Outdoor-Trends und Innovationen widmen."
Auch ein Parkettlegerbetrieb wie Fussböden Zehetmair im bayerischen Miesbach ist outdoors unterwegs. "Vor ca. zehn Jahren hat es begonnen, dass wir von den Architekten und Bauherren aufgefordert wurden, doch bitte auch die Terrassenbereiche anzubieten", berichtet Bernhard Zehetmair. Er musste sich damals erst einmal schlau machen, studierte Fachliteratur zu bewitterten Oberflächen, Statik, Rutschhemmung und Korrosion zum Beispiel bei Salzwasserpools. Dann konnte er mit seinem Team auch die Wünsche nach hochwertigen Terrassen und Poolumrandungen bedienen und dort Massivholzdielen oder Vollmaterial-WPC-Produkte einbauen.
Produktseitig stehen je nach Ausrichtung der Firmen textile Sortimente wie außenliegender Sonnenschutz in Form von Markisen, Sonnensegeln und -schirmen, Bezugstoffe, Kissen oder (Rasen-)Teppiche im Vordergrund. Eine wichtige Rolle spielen inzwischen Möbel inklusive Outdoor-Küchen und der passenden Beleuchtung. "Durch unsere Maler beraten wir auch zum passenden Fassadenanstrich", fasst Frank Krämer das Thema noch etwas weiter und ergänzt: "Auch die nachhaltige Reinigung von Markisen oder Fassaden ist immer gefragter." Outdoor ist also nicht nur Produkt, sondern auch Service.
In eine ganz andere Richtung zielt das Angebot von Schmidt - Ihr Ausstatter. Unter dem Motto "Unterwegs wie zuhause fühlen" widmet man sich in Meißen seit Kurzem auch der Ausstattung von Wohnwagen und Wohnmobilen durch das Aufpolstern von Sitzflächen, Nähen von Fensterdekorationen und Verlegen von Bodenbelägen. Um auf das neue Geschäftsfeld aufmerksam zu machen, haben sich die Sachsen etwas einfallen lassen: "Als Ausstellungsstück haben wir auf dem Firmenparkplatz einen Wohnwagen platziert, welcher während der Öffnungszeiten besichtigt werden kann. Ein echter Blickfang, der auch zur Übernachtung buchbar ist", erklärt Holger Schmidt.
Präsentation im Kleinen
oder auf großer Fläche
Outdoor-Produkte draußen zu präsentieren, das macht Sinn. "Auf unserem großen Parkplatz wird morgens alles aufgebaut: die Möbel, ein schöner Sonnenschirm, ein Outdoor-Teppich", so Katja Schulze, die ihr Geschäft in Loxstedt bei Cuxhaven betreibt. "Noch steht aber alles eingemottet. Wir werden ab März die Waren hervorholen und einladend präsentieren."
Wer speziell Möbel und Markisen ganzjährig und deshalb (auch) drinnen präsentieren möchte, braucht Platz. Manche denken da ganz groß: "Unsere Ausstellung befindet sich auf einer 250 m Terrasse und 100 m in unserem Showroom in Köln", erläutert Peter Heerdt, dessen Firma im rheinischen Wesseling ihren Stammsitz hat. Bei ihm geht die Outdoorsaison von Mitte Februar bis Ende September. Den Platz braucht er: "Modellvielfalt und die Möglichkeit des Probesitzens sind ein wichtiger Bestandteil für einen erfolgreichen Verkauf". In ähnlichen räumlichen Dimensionen ist auch Marc Burkhardt unterwegs. Von insgesamt 550m Ausstellungsfläche entfallen bei ihm 350 m auf Outdoor. "Egal wo der Kunde anschließend hingeht, es muss immer in seinem Kopf sein: Mann, war das bei Behrens der Hammer", so seine Devise. Neben den regulären Öffnungszeiten unter der Woche ist bei ihm jeden Sonntag von 13 bis 17 Uhr Schautag. Zwar ohne Beratung und Verkauf, aber "dieser Schautag bringt zum Teil 30 bis 50 Kunden in den Laden und somit am Montag viele Terminabsprachen per Telefon. Die beste Ausstellung bringt nichts ohne die Möglichkeit für den Kunden, jederzeit den Laden aufsuchen zu können", ist Burkhardt überzeugt.
"Wir nehmen auch an Gartenmessen teil", bringt Volker Schauberger von Druschel Raum & Design aus dem hessischen Schlüchtern eine weitere Präsentationsmöglichkeit ins Spiel. Noch einen ganz anderen Weg geht man bei Albrecht Raum + Design im bayerischen Straubing. Dort haben sie seit 2019 Outdoormöbel im Programm, die inzwischen einen maßgeblichen Teil des Umsatzes ausmachen - obwohl sie gar nicht präsentiert werden. "Wir verkaufen über Verkaufsmaterialien und haben einige Objekte eingerichtet, die unsere Kunden mit uns zusammen besichtigen können", skizziert Bernd Albrecht seine letzten Endes erfolgreiche Strategie.
Ob nun Komplettanbieter oder Spezialist für einzelne Segmente: Das Outdoor-Geschäft sollte sich kein Fachhändler oder Handwerker entgehen lassen. Oder wie es Holger Schmidt formuliert: "Der Frühling mit reichlich Sonne kann kommen, ebenso wie die reiselustigen Kunden und Liebhaber sonniger Wohlfühloasen. Wir sind vorbereitet!"
| Thomas Pfnorr
aus
BTH Heimtex 03/24
(Handel)