Bilanz des Bodenbelagsjahres 2022

Die Bodenbelagsstatistiken für 2022 zeigen: Der deutsche Markt ist kleiner geworden und zunehmend wird der Bedarf durch Einfuhren gedeckt. Auch die Exporte deutscher Hersteller waren rückläufig.

Ein Auf und Ab bietet die Entwicklung der deutschen Bodenbelagsindustrie in den vergangenen Jahren. Laut Statistischem Bundesamt gab es über alle Produktgruppen hinweg 2020 bei den Produktionsmengen (Angaben in Quadratmeter) einen deutlichen Rückgang - zurückzuführen auch auf die Corona-Pandemie -, 2021 einen Anstieg und 2022 einen wieder zweistelligen Einbruch von gut 16 %. Das gleichzeitig für 2022 ausgewiesene Plus von etwas mehr als 1 % beim Produktionswert war demnach auf Preiserhöhungen zurückzuführen, die ihre Ursache wiederum in teils erheblichen Kostensteigerungen bei Energie und Rohstoffen infolge des Krieges in der Ukraine hatten. Unter dem Strich dürften deutsche Hersteller nicht unbedingt mehr verdient haben. (Zu den detaillierten Produktionszahlen der einzelnen Produktgruppen siehe BTH Heimtex 7-8/2023.)

Exporte sind zurückgegangen

Rückläufig waren zuletzt auch die Exporte deutscher Bodenbeläge. 2022 sank das Volumen (Angaben in Kilogramm) um knapp 13 %. Interessanterweise sind im allgemeinen Negativtrend textile Beläge eine Ausnahme: Während Parkett (-2 %), Laminat (-20 %) und elastische Beläge (-8 %) teils dramatische Einbußen zu verkraften hatten, legten textile Produkte insgesamt 6 % zu.

Ein anderes Bild zeigt sich beim Exportwert: Neben Laminat (-8 %) sind textile Beläge (-3 %) die klaren Verlierer; den überproportionalen Preisrückgang bei getufteten Teppichböden konnten die übrigen Produktgruppen nicht auffangen. Elastische Beläge übertrafen leicht den Vorjahreswert, Parkett (+11 %) sogar deutlich - höhere Preise konnten durchgesetzt werden. Der Gesamtexportwert lag mit -0,3 % auf Höhe des Vorjahres.

Importe: Höhere Preise durchgesetzt

Bei den Importen von Bodenbelägen nach Deutschland stellen die Statistiker für 2022 ebenfalls einen Rückgang fest. Insgesamt liegt der in der Menge bei gut 4 %. Mit einer Ausnahme - Parkett (+10 %) profitiert von einem starken Anstieg bei Mehrschichtparkett - sind alle Warengruppen davon betroffen.

Trotz der rückläufigen Mengen war der Wert der eingeführten Bodenbeläge knapp 9 % höher als 2021. Wieder ein Beleg für höhere Verkaufspreise - und für die starke Marktstellung der Importeure, denn mit Ausnahme einer einzigen Produktgruppe (getuftete Bodenbeläge) gab es Wertsteigerungen oder zumindest Werteinbußen unterhalb der Mengeneinbußen.

Markt schrumpft,
Handelsbilanz ist negativ

Aus den Zahlen und Entwicklungen lassen sich zwei wesentliche Schlüsse ziehen. Erstens: Der deutsche Bodenbelagsmarkt ist 2022 kleiner geworden. Die Produktion in Deutschland war rückläufig, die Importe ebenfalls. Auch wenn sich aufgrund der unterschiedlichen Mengenangaben in Quadratmeter und Gewicht (siehe "Die Zahlen richtig lesen und interpretieren") keine absolute Zahl nennen lässt - die prozentuale Tendenz ist negativ.

Zweitens: Die Handelsbilanz der deutschen Bodenbelagsindustrie ist zunehmend negativ. In einer exportorientierten Volkswirtschaft mit industrieller Produktion kann das ein Anzeichen für nachlassende Wettbewerbsstärke der heimischen Hersteller sein.
| Dr. Geert Böttger, Thomas Pfnorr



Die Zahlen richtig lesen und interpretieren
Bei den Veröffentlichungen des Statistischen Bundesamtes zu den Produktionszahlen in Deutschland weisen wir regelmäßig auf eine Reihe von Ungenauigkeiten hin. So sind in den textilen Belägen auch Produkte für die Automobilindustrie enthalten, werden die Mengen bei Gummibelägen nach Gewicht angegeben, während es bei den übrigen Produktgruppen Quadratmeter sind, fehlen Angaben zu Linoleumböden, weil es zu wenige Hersteller gibt und so Rückschlüsse auf Produktionsmengen und Umsätze einzelner Firmen möglich wären, und wird bei keramischen Fliesen nicht zwischen Boden und Wand unterschieden. Wir versuchen diese Faktoren teilweise auszugleichen. Bei den Ex- und Importzahlen kommt jedoch ein weiteres Problem hinzu: Die Mengen werden ausschließlich nach Gewicht veröffentlicht. Daher achten Sie bitte darauf, die absoluten Zahlen zu den Produktionsmengen in Deutschland (siehe BTH Heimtex 7-8/2023) nicht direkt mit den absoluten Zahlen der Ein- und Ausfuhren zu vergleichen. Die prozentualen Veränderungen lassen sich hingegen miteinander in Beziehung setzen und geben einen realistischen Eindruck der jeweiligen Entwicklung.
Bilanz des Bodenbelagsjahres 2022
Foto/Grafik: Quelle: Statistisches Bundesamt
Deutschland: Export Bodenbeläge 2021/2022
Bilanz des Bodenbelagsjahres 2022
Foto/Grafik: Quelle: Statistisches Bundesamt
Deutschland: Import Bodenbeläge 2021/2022
aus BTH Heimtex 03/24 (Bodenbeläge)