Azubis als IT-Berater im eigenen Unternehmen


Wenn Sie bei der Digitalisierung nicht richtig vorankommen, fragen Sie doch die Digital Natives in der Firma: ihre Azubis. Wie sowohl die Unternehmen als auch die Auszubildenden davon profitieren können, zeigt die Initiative Digiscouts.

Dem Thema Digitalisierung widmen sich viele Handels- und Handwerksbetriebe und selbst die Industrie oft nur zögerlich, auch weil es den Unternehmen an Expertise fehlt. Dabei haben sie die Menschen, die sich zumindest grundsätzlich mit digitalen Anwendungen auskennen, vermutlich schon im Haus: ihre Auszubildenden. Die jungen Leute sind digital aufgewachsen, gehen unvoreingenommen, unverkrampft und ohne analoge Altlasten mit den entsprechenden Technologien um. Warum also nicht die Azubis zum IT-Berater machen?

Das hat man sich auch beim Rationalisierungs- und Innovationszentrum der Deutschen Wirtschaft (RKW) gefragt und die Initiative Digiscouts gestartet. Ihr Ziel ist einerseits, die digitalen Kompetenzen der Auszubildenden zu erkennen und für den jeweiligen Betrieb nutzbar zu machen. Andererseits die Ausbildung attraktiver zu gestalten, die Jugendlichen zu motivieren und ihnen Erfahrungen und Qualifikationen zu ermöglichen, die im eigentlichen Lehrplan gar nicht vorkommen.

Dazu finden jeweils mindestens zwei Azubis im Rahmen eines Projekts heraus, wo im Betrieb Potenzial für Digitalisierung steckt. Nach Rücksprache und mit Förderung durch die Geschäftsführung wird die beste Idee in maximal einem halben Jahr umgesetzt. Vom RKW erhalten die Firmen und ihre Auszubildenden dabei Unterstützung.

Einzige Bedingung: Das Projekt muss für den Betrieb wirtschaftlich sinnvoll sein und dauerhaft genutzt werden können - das Unternehmen soll von der Maßnahme schließlich profitieren. Das gilt natürlich auch für die jungen Digiscouts: Indem sie eigene Projekte entwickeln, eigenverantwortlich betreuen und umsetzen, erweitern sie ihr Wissen im Projektmanagement und vertiefen ihre sozialen und digitalen Kompetenzen.

Teilnehmen können Unternehmen, die ausbilden und nicht mehr als 500 Beschäftigte haben. Weder die Branche noch die Ausbildungsberufe spielen eine Rolle.

Informationen zur Initiative bietet digiscouts.de. Dort finden Sie auch eine ganze Reihe von Digiscouts-Projekten, die bereits umgesetzt wurden.


Digiscouts bei Parador
Bei Parador wurden bislang Ablieferscheine zweifach ausgedruckt, vom Versanddienstleister unterschrieben und ein Exemplar mitgenommen, das andere eingescannt und in Papierform abgeheftet, der Scan per E-Mail weitergeleitet und digital abgelegt. Der hohe Zeitaufwand, der unnötige Papierverbrauch und das redundante Ausdrucken und Einscannen gehören jetzt der Vergangenheit an: Vier Azubis haben im Rahmen eines Digiscouts-Projekts im Versand des Bodenbelagsherstellers die digitale Unterschrift per App auf einem Tablet eingeführt. Der Prozess ist damit schneller und ressourcenschonender geworden.
Azubis als IT-Berater im eigenen Unternehmen
Foto/Grafik: shutterstock
Azubis als IT-Berater im eigenen Unternehmen
aus BTH Heimtex 03/24 (Handel)