Haustex Konjunkturumfrage

Ist Künstliche Intelligenz eine Chance für den Einzelhandel?


Einer aktuellen Studie des Handelsverbands Deutschland HDE zufolge steht der Handel hierzulande dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz mehrheitlich aufgeschlossen gegenüber. Für den Großteil der Befragten kommt KI im eigenen Unternehmen demnach in Betracht oder ist bereits Realität. Nur für ein Viertel sei die Technologie keine Option, so der HDE.

Die Anwendungsgebiete für KI im Handel sind vielfältig, reichen von der Hilfestellung beim Bestandsmanagement über die Optimierung verschiedener Backstore-Prozesse bis hin zur Analyse des Kaufverhaltens im eigenen Geschäft oder der Erstellung von Social Media-Posts für das Online-Marketing.

Um zu erfahren, wie die Bettenfachbranche das Thema sieht, haben wir Händlern folgende Fragen gestellt:

• Sehen Sie in Künstlicher Intelligenz ein hilfreiches Tool für den Bettenfachhandel?
• Falls ja: Welche der oben angeführten oder andere KI-Maßnahmen setzen Sie in Ihrem Geschäft bereits um oder planen dies künftig zu tun?
• Falls nein: Aus welchen Gründen nutzen Sie keine Künstliche Intelligenz in Ihrem Geschäft?


Nadine Wirth, Betten Wirth, Dachau
"Ich sehe die Künstliche Intelligenz als zukünftiges Hilfsmittel im Einzelhandel, da einiges erleichtert werden kann, aber ich bin auch sehr kritisch...

Wir nutzen die KI aktuell für Input bezüglich Social Media Content, z. B. für die Erstellung von Texten für Facebook- und Instagram-Feeds, aber auch für Texte für klassische Werbeanzeigen in Zeitungen, die allerdings noch persönlich nachbearbeitet werden, um dem Ganzen Sinn und Individualität zu verleihen.

Allgemein sehe ich KI eher kritisch, aber früher oder später kommen wir alle an diesem Tool nicht mehr vorbei..."


Eckhard Hillebrand, Hillebrand Liegen + Sitzen, Kassel
"Aktuell nutzen wir KI mehr indirekt, da die DATEV und der Softwareanbieter unserer Warenwirtschaft teilweise KI-Unterstützung einsetzen. Da ich das Thema sehr interessant finde, habe ich aber beim Einzelhandelsverband vier Webinare innerhalb der nächsten vier Monate gebucht, in denen Einsatzmöglichkeiten aufgezeigt werden.

Aktuell haben wir ein interessantes KI-Projekt. Wir lassen uns einen Chatbot für unsere Website programmieren. Er ist kurz vor der Fertigstellung. Es ist sehr interessant, welche Fragen der Chatbot schon jetzt perfekt und kompetent beantworten kann. Ab und zu kommt allerdings noch etwas Kurioses dabei heraus. So hat er letztens behauptet, wir führen Matratzen aus Buchenholz. Solche Fehler müssen wir ihm noch austrainieren. Interessant dabei ist jedoch, dass die KI auch selbst bemerkt, dass sie eventuell einen Fehler gemacht hat und uns über die für sie schwierige Frage informiert hat."


Gregor Thaler, Der Traumbote / Betten Thaler, Luzern/CH
"Wie überall im Geschäftsleben ist Künstliche Intelligenz ein Tool, das immer mehr zum Tragen kommt. Wenn wir die menschliche und da besonders die emotionale Intelligenz ebenfalls einsetzen, kann dies viel Sinn machen, solange wir unseren Entscheidungsspielraum behalten.

Wir wenden bereits KI-Maßnahmen an und planen, dies künftig noch stärker zu tun. Ich denke, im Onlinemarketing werden wir unsere Versuche noch deutlich steigern. Im Moment nutzen wir KI für die Erstellung von Content, damit dieser optimal von Suchmaschinen gefunden wird. Im Bestandesmanagement ist unsere Software noch nicht so weit, da sind wir gespannt auf die Entwicklungen unseres Anbieters. Aktuell nutzen wir KI auch beispielsweie für das Erstellen von Werbebotschaften
für die POS-Werbung."


Patrick Nägele, Schlafzentrum Nägele, Landsberg am Lech
"Die Frage, ob Künstliche Intelligenz in meinem Unternehmen genutzt wird, stellt für mich eine Herausforderung dar. In der heutigen Zeit verfügt praktisch jeder über eine Form von KI durch das Warenwirtschaftssystem, das eine intelligente Bestandskontrolle ermöglicht.

Meine Antwort ist daher zweigeteilt: Wir setzen bereits seit Jahren Künstliche Intelligenz in unserem Warenwirtschaftssystem ein. Anderweitig verwenden wir in unserem Unternehmen keine weiteren KI-Technologien. Dies resultiert aus meinem starken Fokus auf die individuelle Betrachtung jedes Kunden. Mir liegt viel daran, persönliche Interaktion zu pflegen, individuelle Beratung anzubieten und maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln, die auf die spezifischen Bedürfnisse jedes Kunden zugeschnitten sind.

Um die Veränderungen im Kundenkaufverhalten sowie die Dynamik in unserer Region besser zu verstehen, beobachte und analysiere ich diese Aspekte gemeinsam mit meinem Team. Auf diese Weise können wir die Geschäftsstrategien in enger Zusammenarbeit mit unseren Partnern von der Agentur Hunger gezielter anpassen."


Dr. Christiane Huber, Betten Huber, Augsburg
"Inwieweit künstliche Intelligenz unsere Arbeit im Bettenfachhandel verändern wird, ist eine spannende und komplexe Frage. Schon heute verändert es unsere Arbeit vor allem im Bereich digitale Werbung z. B. auf Facebook, Instagram und Google. Denn hier werden automatisch verschiedene Werbetexte systemseitig getestet. Schlussendlich wird der Werbetext bei dem (potenziellen) Kunden ausgespielt, der für ihn besser geeignet scheint. Ich gehe davon aus, dass wir in diesem Bereich die nächsten Weiterentwicklungen sehen und anwenden werden. Welchen Einfluss oder welchen Nutzen uns die KI im Bereich der EDV oder Lagerhaltung bringen wird, wird die Zukunft zeigen. Besonders bei der Erfassung von Rechnungen und damit der Vereinfachung des digitalen Office sehe ich aktuell die größten Chancen. In der Kundenberatung wird es sicherlich auch Anwendungsmöglichkeiten geben. Jedoch ist für viele unserer Kunden, besonders für Ältere, der persönliche Kontakt, der in unserem Haus ein wesentliches und geschätztes Merkmal ist, extrem wichtig. Diesen persönlichen Faktor sollten wir auch weiterhin pflegen, da er unsere individuelle Klasse ausmacht.

Wichtig erscheint mir, diesem Thema offen gegenüberzustehen und Chancen zu erkennen, um Prozesse zu vereinfachen oder zu automatisieren. Gleichzeitig sehe ich allerdings auch einige Risiken, die wir nicht außer Acht lassen sollten. Ein KI basiertes Verkaufssystem ließe sich unter Umständen beliebig oft und für beliebig viele Hersteller kopieren."


Thomas Deisler, Betten Deisler, Gundelfingen
"Künstliche Intelligenz ist durch ihren raketenhaften Aufstieg aus unserem Alltag wohl nicht mehr wegzudenken. Für jede Branche sehe ich persönlich eine Chance durch KI. Wir sollten jedoch der Illusion fernbleiben, dass KI eine Zeitersparnis mit sich bringt. Vielmehr haben wir ein Tool, das uns unterstützt, aber selbst noch viel Input von uns benötigt, damit es uns wirklich helfen kann.

Ich nutze KI vor allem in drei Bereichen:
1.Als Sprachmodell und damit als sehr guten Sparringspartner, der oft noch die ein- oder andere Idee generiert, auf die man gerade nicht kommt. Dabei ist KI aber nie die letzte Antwort, sondern immer die vorletzte.
2.Als Programmierhilfe. Die Schnelligkeit, mit der komplexe Programmierungen optimiert oder verbessert werden können, ist immer wieder beeindruckend. Ob HTML, CSS, MySQL oder Ruby on Rails - kurze oder lange Codes werden erkannt und Fehler in Windeseile behoben.
3.Als Werbeagentur zur Generierung von Bildern und Texten. Richtig spannend wird es dann noch, wenn es neben Sprachmodellen auch Aktionsmodelle gibt, die tatsächlich Arbeit in unterschiedlichen Anwendungen ausführen können. Ab diesem Zeitpunkt erhoffe ich mir auch, dass KI den Personalmangel, auch im Bettenfachhandel, etwas abfedern kann.
Wie immer - wir leben in einer spannenden Zeit!"


Christoph Klobeck, Betten Klobeck, Wasserburg am Inn
"KI kann für den Bettenfachhandel auf jeden Fall hilfreich sein und einiges an Arbeit abnehmen. Wir haben es bisher für Bildgestaltung und Social Media Anzeigen genutzt. Die Bilder die man entstehen lassen kann, sind wirklich beeindruckend. Umso mehr man sich damit beschäftigt umso realer wird das Ganze und man spart wirklich Zeit und Geld.

Zudem setzen wir zum Teil Bilder von z.B. Schlafräumen für unsere Prospekte ein. Bei Kundenanschreiben verwenden wir ebenfalls ein Textprogramm, hier ist es aber wichtig, das Ganze nochmal Korrektur zu lesen. Was die Beratung mit den Kunden betrifft, bin ich wohl schon zu alt, um daran gefallen zu finden. Die Kunden kommen gerade wegen der persönlichen Gespräche in ein Bettenfachgeschäft, weil sie bei einem Espresso mit einem Menschen und nicht mit Maschinen sprechen wollen. Sie suchen eine individuelle Lösung für ihr Problem, ich finde das können wir (noch?!) besser als KI. Gerade das Persönliche ist eine unserer großen Stärken und die sollten wir keinesfalls vergessen."
aus Haustex 05/24 (Handel)