Fachpraxis Restaurierung: Aug. Wilh. Rudolph im Ritz-Carton

Sorgfältige Rekonstruktion eines Flechtmuster-Bodens

Im Curtain Club des Hotels Ritz-Carlton hatte starke Untertrockung bei einem massiven Tafelparkett zu großen Fugen, Rissen und Verformungen geführt. Um bei der Rekonstruktion des alten Tafelbodens das bestmögliche Ergebnis zu erzielen, setzte Thorsten Barth, Inhaber des Fachbetriebs Aug. Wilh. Rudolph Parkettlegermeister, auf die Unterstützung seiner Restauratoren-Kollegen: Thomas Hass, Gerd Kleditzsch und Marko Domschke, Leiter der Bundesfachgruppe der Parkettrestauratoren, der das Projekt für Parkett Magazin skizziert hat.

Das Fünf-Sterne-Hotel Ritz-Carlton am Potsdamer Platz im Herzen Berlins bietet eine einzigartige Kulisse und ein Interieur, das in Zimmern, Suiten und Publikumsbereichen mit der Kombination aus exklusivem Design und wohnlichem Ambiente mit erlesenen Art-Deco-Elementen den glamourösen Esprit des Berlins der Goldenen 1920er Jahre wieder aufleben lässt. So auch in der beliebten Hotelbar "The Curtain Club", in der jedoch das massive Original-Tafelparkett, verlegt auf Fußbodenheizung, im Laufe der Zeit durch das Lüftungssystem stark untertrocknet war. Der Boden zeigte große Fugen, Risse und Verformungen sowie Ablösungen auf - und weil diese schnell zu gefährlichen Stolperfallen werden können, stimmte der Bauherr einer Erneuerung des Bodens zu.

Um die klimatischen Gegebenheiten künftig besser kontrollieren zu können, schlug der mit den Arbeiten beauftragte Berliner Fachbetrieb Aug. Wilh. Rudolph Parkettlegermeister ein neues Tafelparkett vor in dreischichtigem Aufbau aus Eiche, 22 mm. Außerdem entschloss sich Thorsten Barth, der den Fachbetrieb bereits in vierter Generation führt, für ein bestmögliches Ergebnis zur Zusammenarbeit mit seinen Parkettrestauratoren-Kollegen: Thomas Hass, Gerd Kleditzsch und Marko Domschke konnten für das Projekt gewonnen werden. Mit der Herstellung der neuen Parketttafeln wurde Parkett Kleditzsch beauftragt.

Verlegung und Oberflächenbehandlung

Nachdem die Parkettleger den alten Tafelboden im Curtain Club ausgebaut und den Untergrund für die Verklebung der neuen Tafeln vorbereitet hatten, projizierten sie den genauen Plan für die Verlegung auf den Untergrund. So war sichergestellt, dass die rekonstruierten Tafeln an exakt der gleichen Position wie die alten verlegt wurden. Nach den Verlegearbeiten bearbeiteten sie die Oberfläche nochmals vorsichtig, trugen ein Parkettöl von Berger Seidle mehrfach auf und polierten die seidenmatte Fläche abschließend.

Herstellung der neuen Parketttafeln

Für das Bauvorhaben sollten Parketttafeln nach Vorgabe in der Größe 750 x 750 mm und 22 mm Dicke angefertigt werden. Das Flechtmuster mit vier diagonal innenliegenden Quadraten und umlaufendem Fries wurde aus Einzelteilen im Dreischicht-Aufbau - Deckschicht, Mittellage und Gegenzug aus Eiche - und mit D3-Leim kreuzweise verleimt montiert. Alle Hölzer wurden technisch auf 8 +/-2 % Holzfeuchte getrocknet.

Als erstes stand der Zuschnitt in verschiedenen Breiten für die Friese, Würfel und Dreiecke an. Anschließend wurden die Lamellen auf eine gleichmäßige Dicke gehobelt. Nach dem dreischichtigen Verleimen, bei dem die Holzrichtung der Unter- und Decklagen längs, die der Mittellage quer verarbeitet wurden, erfolgte eine nochmalige technische Trocknung auf einheitlich 8 %-Holzfeuchte. Dann folgten der Zuschnitt längs zu Friesbreiten und Würfelbreiten sowie das Längsnuten.

Die Restauratoren zeichneten alle in einer Tafel optisch durchlaufenden Friese in Einzelteilen auf je ein Brett und kennzeichneten sie zusammenhängend für die spätere Montage. Würfel, Dreiecke und Friese wurden zugeschnitten und ringsum genutet. Für die Montage der Einzelteile zu ganzen Tafeln schnitten die Parkettleger Fremdfedern aus Nadelholz. Alle Würfel und Dreiecke wurden rundherum gefedert, die Friese an den Stirnseiten.

Schließlich wurden die Parketttafeln durch leimfreies Zusammenstecken der Einzelelemente und rückseitiges Klammern montiert. Durch das Kennzeichnen der Frieselemente entstand die Optik von ineinander verflochtenen Friesen. Mit Beschneiden der Tafeln und ringsum Nuten endete die Werkstattarbeit.ila
Sorgfältige Rekonstruktion eines Flechtmuster-Bodens
Foto/Grafik: Domschke
Ein Meisterwerk:
Der mit großer Sorgfalt
rekonstruierte Flechtmuster-Tafelboden
im Curtain Club des Ritz-Carlton.
Sorgfältige Rekonstruktion eines Flechtmuster-Bodens
Foto/Grafik: Domschke
Verlegung der rekonstruierten Parketttafeln nach Vorgabe des Originalbodens.
Sorgfältige Rekonstruktion eines Flechtmuster-Bodens
Foto/Grafik: Domschke
Anfertigung der Parketttafeln im Fornat 750 x 750 mm und 22 mm Dicke. Vier diagonal innenliegende Quadrate und umlaufende Friese wurden aus Einzelteilen im Eiche-Dreischicht-Aufbau kreuzweise verleimt montiert.
Sorgfältige Rekonstruktion eines Flechtmuster-Bodens
Foto/Grafik: Domschke
Der Plan für die positionsgenaue Verlegung wurde auf den vorbereiteten Untergrund projiziert.
aus Parkett Magazin 05/24 (Handwerk)