Fachpraxis Restaurierung
Historischer Dielenboden unter neun Lagen
Der Auftrag, den ursprünglichen Dielenboden in einem Altstadthaus am Bamberger Domplatz zu restaurieren, sollte für Stefan Grimm, Meister und Restaurator im Parkettlegerhandwerk, zu einer nicht alltäglichen Aufgabe werden: Sage und schreibe neun Schichten, darunter zwei historische Linoleumböden, hatten sich im Laufe der Zeit auf dem rund 200 Jahre alten Kiefern-Dielenboden im Altfränkischen Muster angesammelt.Mit bekannten Bauwerken wie dem Alten Rathaus, der ehemaligen Fischersiedlung "Klein-Venedig" und dem Domplatz samt Kaiserdom des oberfränkischen Erzbistums zählt die Bamberger Altstadt zu den größten weitgehend unversehrt erhaltenen historischen Stadtkernen Deutschlands. Seit 1993 ist sie deshalb als Unesco-Weltkulturerbe anerkannt. In einem der geschichtsträchtigen Altstadthäuser am Domplatz arbeitete sich der Parkettlegermeister und Restaurator Stefan Grimm durch sage und schreibe neun Bodenbelagsschichten hindurch, bevor der ursprüngliche Holzboden im Altfränkischen Muster wieder zum Vorschein kam. Die Kiefern-Dielen waren bei der Errichtung des Eckhauses vor mindestens 200 Jahren verlegt worden.
Stefan Grimm, Inhaber von Grimm Parkett und Fußboden in Bamberg, war von der Eigentümerfamilie beauftragt worden, die Möglichkeit der Sanierung der alten Holzböden in einem Geschoss des Gebäudes zu prüfen. Die im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte eingebrachten Bodenbeläge- und -aufbauten zurückzubauen, sollte sich für den Fachmann als eine besondere Herausforderung erweisen. So fanden sich in einem Raum auf rund 40 m
2-Fläche unter dem zuoberst liegenden Nadelvlies zunächst eine Schicht Spanplatten, darunter eine PE-Folie, unter der wiederum eine Blähton-Schüttung eingebracht worden war. Darunter hatten in der Wohnung einst ein rund 120 Jahre altes Linoleum sowie ein vermutlich noch älteres Linoleum aus der Gründerzeit ihre Dienste als Bodenbelag getan.
Direkt auf den fast freigelegten Weichholzdielen fand der Restaurator schließlich noch mehrere Zeitzeugen vergangener Tage des altehrwürdigen Gebäudes: Ausgaben der "Frankfurter Zeitung" aus dem Jahr 1869, handbeschriebene Dokumentendeckel aus dem Jahr 1841 und eine vor mehr als 160 Jahren bedruckte Papierlage waren einst auf den Holzdielen zurückgelassen worden.
Restaurierung des 200 Jahre
alten Dielenbodens
Das Vorarbeiten bis zur neunten Lage hat sich gelohnt: Der freigelegte, rund 200 Jahre alte Kiefernholz-Dielenboden im Altfränkischen Muster mit Rand- und Zwischenfriesen aus Eichenholz war so gut erhalten geblieben, dass Stefan Grimm ihn restaurieren konnte. In den Weichholzdielen wurden Nägel versenkt, Löcher verkittet und große Fugen ausgespant, bevor die Oberfläche mehrmals geschliffen und zweimal mit Hartwachsöl behandelt wurde.
In einem weiteren Raum der Wohnung der Familie Meisenbach fand der Parkettlegermeister unter "nur" drei Bodenschichten - Nadelvlies, Spanplatten und Filzpappe - außerdem noch ein circa 60 Jahre altes Eichenholz-Stabparkett im Englischen Verband. Nach der Restaurierung verleiht auch dieser Holzboden auf 40 m
2-Fläche den Räumlichkeiten des betagten Altstadthauses am Bamberger Domplatz wieder ein Stück seiner ursprünglichen Authentizität.
Imke LaurinatProjekt
Projekt: Wohnung in Altstadthaus, Bamberger Domplatz
Auftraggeber: Familie Meisenbach, Bamberg
Restaurator: Stefan Grimm, Grimm Parkett und Fußboden, Bamberg
Böden:
- Kiefernholz-Dielenboden im Altfränkischen Muster mit Rand- und Zwischenfriesen
aus Eichenholz, ca. 40 m
2, ca. 200 Jahre alt
- Eichenholz-Stabparkett im Englischen Verband, ca. 40 m
2, ca. 60 Jahre alt
Aufarbeitung: Nägel versenken, Löcher verkitten, Fugen ausspanen, Oberfläche mehrmals schleifen, 2 x Hartwachsöl auftragen
aus
Parkett Magazin 02/24
(Handwerk)