Prognose für den Wohnungsbau in Europa

Euroconstruct erwartet für die kommenden beiden Jahre eine Belebung im Wohnungsbau in Europa. In Deutschland lässt die Trendwende zwar noch auf sich warten. Es gebe jedoch Anzeichen für eine Verbesserung der Situation.

Als "moderat positiv" bezeichnet Euroconstruct die gegenwärtigen Aussichten für die Wirtschaft in Europa. Bei dem Forschungs- und Beratungsnetzwerk gehen sie deshalb davon aus, dass die Fertigstellungen im Wohnbau in Europa 2025 ihren Tiefpunkt erreichen werden. Anschließend soll es in den 19 beobachteten Ländern1) insgesamt wieder bergauf gehen. Allerdings nicht in allen - vor allem nicht in Deutschland.

Für 2025 rechnet Euroconstruct europaweit mit 1.483.900 Wohnungsfertigstellungen, was dem Niveau von 2016 entspräche. 2023 waren es mit 1.742.400 noch deutlich mehr. Diese Werte werden in absehbarer Zeit wohl auch nicht mehr erreicht. Für 2026 gehen die Prognosen von gut 1,5 Mio. Fertigstellungen aus, für 2027 dann von knapp 1,6 Mio. Das wären allerdings noch immer 9,1 % weniger als 2023.

Deutschland das Schlusslicht
der Statistik

Düsterer sind die Aussichten für Deutschland. Lediglich 205.000 fertiggestellte Wohnungen erwartet Euroconstruct 2025. Zum Vergleich: In den acht Jahren zuvor waren es im Durchschnitt 292.000 Fertigstellungen. Und anders als im europäischen Mittel sollen es in den Folgejahren sogar noch weniger werden. Mit 165.000 hätte der deutsche Markt 2027 binnen vier Jahren stolze 44,0 % verloren - der mit Abstand schlechteste Wert aller Nationen. Ganz nebenbei würde das einwohnerreichste Land des Kontinents, was die Anzahl der Fertigstellungen angeht, von Großbritannien und Polen überflügelt.

Ganz ohne Hoffnung sind die Marktbeobachter allerdings nicht und erwarten für die kommenden Jahre eine leichte bis moderate Belebung bei den Baugenehmigungen im Wohnungsbau, die sich mit zeitlicher Verzögerung dann auch in den Fertigstellungen niederschlagen wird. Sie gehen davon aus, dass sich die Bauherren an das erhöhte, aber nicht übermäßig hohe Zinsniveau gewöhnen werden. Weitere positive Effekte erwarten sie aus einer kontinuierlich wachsenden Kaufkraft der Privathaushalte, einer Entspannung lokaler Grundstücksmärkte aufgrund der gesunkenen Baunachfrage sowie steigenden Mieten, die Investitionen in Eigentum wieder attraktiver machten. Negativ auswirken könnten sich die teilweise noch immer steigenden Baupreise und eine wachsende Arbeitslosigkeit. Eine weitere Variable in der Rechnung sind staatliche Anreize über Förderprogramm oder Steuervergünstigungen, von denen nicht abzusehen ist, ob und in welchem Umfang sie kommen.

Schweiz im Fünf-Jahres-Vergleich
bei den Gewinnern

Eine ähnliche Entwicklung der Fertigstellungen wie in Deutschland sieht Euroconstruct in Österreich. Gemäß der Prognose ginge es von 2023 bis 2027 stetig bergab. Mit dann 34.100 Wohnungen wären 37,3 % des Volumens verloren gegangen. Umgekehrte Vorzeichen in der Schweiz, wo es nach kurzer Stagnation rasch wieder aufwärts gehen soll und 2027 angesichts von 46.400 Fertigstellungen ein Plus von 4,8 % erreicht werden könnte.

Den größten Bauboom erwartet Euroconstruct in Spanien mit +48,5 %. Aber auch in Irland (+29,0 %), Portugal (+18,9 %), Ungarn (+18,0 %), Großbritannien (+12,0 %) und den Niederlanden (+10,1 %) soll es zweistellige Zuwachsraten geben.


1) Belgien,
Dänemark, Deutschland,
Finnland,
Frankreich,
Großbritannien, Irland, Italien, Niederlande,
Norwegen,
Österreich,
Polen, Portugal, Schweden, Schweiz,
Slowakei,
Spanien,
Tschechien, Ungarn
Prognose für den Wohnungsbau in Europa
Foto/Grafik: BTH-Heimtex; Quelle: Euroconstruct
Wohnungsfertigstellungen in Europa 2023 bis 2027
aus BTH Heimtex 04/25 (Bau)