Fussböden Mike Zimmermann aus Berlin
Der Linoleum-Profi aus der Hauptstadt
Elastische Bodenbeläge sind seine Leidenschaft - dafür steht Mike Zimmermann. Anspruchsvolle Aufgaben, die entsprechende Handwerkstechniken erfordern, reizen den 49-jährigen Berliner besonders. Seine Spezialisierung ist vor allem die Linoleum-Verlegung. Zudem wird Ausbildung bei ihm groß geschrieben.Wenn es um die Verlegung von Linoleumbelägen und das Verspannen von Teppichböden geht, ist Mike Zimmermanns Betrieb eine der ersten Adressen in der deutschen Hauptstadt, an die sich Kunden wenden. Die Spezialität des Drei-Mann-Betriebs aus dem Südosten Berlins ist die kunstvolle Musterverlegung bei Linoleumböden - beispielsweise die Einarbeitung filigraner Adern und Friese: "Linoleum ist der älteste elastische Bodenbelag. Ich mag dieses sehr natürliche Material. Das individuell Gestalterische macht mir bei der Verlegung besonders viel Spaß. Die schwierigen Aufgaben reizen mich", sagt der Parkettlegermeister und staatlich geprüfte Bodenleger.
Vor allem in Küchen, Fluren und Treppenhäusern verlegt sein Team Linoleum oder führt Reparaturen durch. In Berliner Häusern aus der Gründerzeit (1870er-Jahre) sei früher viel Linoleum verlegt worden - Baustellen gebe es also genug, berichtet der 49-Jährige. Viele Hausverwaltungen wenden sich an ihn. An die 100 bis 150 Aufträge arbeitet sein Betrieb Fussböden M. Zimmermann jährlich ab. Dabei besteht eine enge Kooperation mit dem Linoleum-Hersteller Forbo Flooring.
Team setzt auf traditionelle
Handwerkskunst
Bei der Linoleum-Verlegung schneiden Zimmermann und seine Mitarbeiter den Belag passgenau zu und verlegen ihn Stoß an Stoß, das Linoleum wird also "scharf" angerissen - die Handwerker verzichten dabei bewusst auf das thermische Verfugen. "Das erfordert viel handwerkliches Geschick", führt der Fan des 1. FC Union Berlin aus. Der Nachteil beim thermischen Verfugen sei, dass der Schmelzdraht stets eine andere Oberflächenvergütung habe als das Linoleum: "Er schmutzt daher viel schneller an. Verfugen macht nur Sinn in Räumen, die regelmäßig Feuchtigkeit ausgesetzt sind." Scharf angerissene Beläge würden auch optisch schöner aussehen als verfugte. "Wir wollen zudem auf allen unseren Baustellen den Einsatz von Bauchemie so gering wie möglich halten." Als gelungene Linoleum-Referenz nennt Zimmermann seine Arbeiten in der Berliner Werkbund Galerie: Dort gestaltete er einen Raum von 80 m
2 Größe mit einer Musterverlegung in verschiedenen Farben. Den Flurbereich gestaltete er mit einem dreidimensionalen Würfelmuster - komplett aus Verschnittresten hergestellt.
Der Vater einer 16-jährigen Tochter fand erst durch Umwege zu seiner heutigen Leidenschaft: "1989 hatte ich in der DDR eine Ausbildung zum Polsterer angefangen. Ich war damals der einzige Polsterer-Lehrling bei der staatlichen Fluggesellschaft Interflug." Nach der Wende wurde die Airline abgewickelt, Zimmermann konnte seine Ausbildung jedoch 1991 noch abschließen. Bei den Raumausstattern, bei denen er sich anschließend bewarb, wurde er immer wieder gefragt, ob er Bodenbeläge verlegen könne. "Das Polstern ist in der Raumausstattung eher eine Nischenarbeit. Von daher absolvierte ich eine einjährige Einarbeitung zum Bodenleger. Weil es mir so viel Spaß gemacht hat, bin ich dabei geblieben."
1994 bildete sich Zimmermann zum staatlich anerkannten geprüften Bodenleger fort, qualifizierte sich fortlaufend und machte sich 1999 selbstständig. 2012 folgte der Titel des Parkettlegermeisters, anschließend der des Betriebswirts des Handwerks. Seit Beginn seiner Selbstständigkeit ist Zimmermann in der Innung Nordost aktiv - zehn Jahre lang als Leiter der Fachgruppe Bodenleger. Zu seinen Kollegen bestehe ein enges Netzwerk. "Besonders möchte ich die Zusammenarbeit mit meinem langjährigen Kollegen und Freund Robert Blank erwähnen, der mich auf Baustellen und bei der Ausbildung unterstützt", hebt Zimmermann hervor. An seiner Arbeit schätzt er die Abwechslung: "Unsere Baustellen sind sehr individuell und abwechslungsreich. Wir erleben jeden Tag etwas anderes."
Betrieb bietet Verspannung
von Teppichböden
Aber nicht nur mit elastischen, sondern auch mit textilen Belägen kennt sich sein Team bestens aus: "Wir sind Experten für die Verspannung von Treppenläufern und Teppichböden. Das ist eine handwerklich sehr anspruchsvolle Technik, die heute kaum noch angeboten wird." Der Teppichboden wird dabei auf eine Nagelleiste aufgespannt. Der Einsatz von Bauchemie ist bei dieser klebstofffreien Verlegemethode nicht notwendig. "Der Untergrund fühlt sich später sehr weich an - ein toller Gehkomfort. Solche Böden sind in gehobenen Hotels und auf Kreuzfahrtschiffen gefragt. Das ist meine Leidenschaft", berichtet Mike Zimmermann. So verspannte er bereits 100 m
2 Teppichboden im Hotel Ritz-Carlton am Potsdamer Platz. Auch das Hilton am Berliner Gendarmenmarkt zählt zu seinen Auftraggebern.
Seit rund 15 Jahren bildet Mike Zimmermann durchgängig selbst aus. Interessierte Bewerber zu finden, werde jedoch immer schwieriger - die körperliche Arbeit schrecke viele ab: "Ich erzähle jungen Leuten daher immer wieder, wie schnell sie im Handwerk aufsteigen können. Es muss heute nicht jeder studieren." Eine langjährige Stütze in seinem Betrieb ist Geselle Patrick Glawe, der selbst seine Ausbildung bei Zimmermann absolviert hat und Landessieger der Bodenleger seines Jahrgangs wurde.
Das Einsatzgebiet des Teams erstreckt sich auf Berlin und das angrenzende Umland. Für seine Kunden nimmt sich der 49-Jährige Zeit: "Ich setzte mich sicher zwei- bis dreimal mit ihnen zusammen, bevor wir mit der Baustelle anfangen. Vor Ort zeige ich Referenzen und berate sie individuell." In seinem rund 35 m
2 großen Fußbodenstudio kann er entsprechende Muster vorführen.
Für die Zukunft will Mike Zimmermann gerne zusätzliche Gesellen einstellen. Der Fokus soll weiterhin auf individuellen und anspruchsvollen Arbeiten liegen: "Wir wollen wachsen, jedoch nicht um jeden Preis", betont der Linoleum-Profi abschließend.
aus
FussbodenTechnik 05/22
(Handwerk)