Sopro Bauchemie GmbH
Wie geht eigentlich Abdichtung?
Jährlich kommt es zu einer große Anzahl an Durchfeuchtungsschäden im Bodenbereich, die mit hohen Sanierungskosten verbunden sind. Eine optimale Abdichtung ist daher entscheidend. Der Leiter der Anwendungstechnik/Objektberatung bei Sopro Bauchemie, Mario Sommer, erläutert im folgenden Beitrag, worauf der Handwerker dabei alles achten sollte.Ein Satteldach mit steilen Dachflächen lässt sich leichter abdichten als ein Flachdach. Was hat nun das Flachdach mit der Abdichtung in einem Badezimmer oder in einer Großküche zu tun? Die Frage lässt sich einfach beantworten: Im Innenbereich haben wir in der Regel waagerechte Fußboden-Flächen, die an einer oder mehreren Stellen einen Bodenablauf oder eine Rinne besitzen und nach dem gleichen Prinzip abdichten. Ob Flachdach oder Nassraum, die Erwartungshaltung ist sehr groß, dass beide Flächen funktionieren und dicht sind.
Im Außenbereich sagt uns die Statistik der Wetteraufzeichnung, dass in etwa 850 bis 880 Liter Regenwasser pro m
2 im Jahr in Deutschland fallen. Im Innenbereich gibt es solche Statistiken nicht. Wir wissen etwas zum Duschverhalten eines jeden Einzelnen: Hier liegt der Wasserbedarf je Duschvorgang bei ungefähr 44 Litern. Duscht man jeden Tag, so ergibt sich schon in einem Zwei-Personen-Haushalt eine Wassermenge von gut 32.000 Litern auf den Duschboden im Badezimmer. Wie viel Wasser in Großküchen, Lebensmittelproduktionsstätten oder Großduschanlagen am Tag anfallen, können wir nur erahnen. Deshalb ist es zu Anfang in der Planungsphase wichtig, dies zu erkennen und die Wassereinwirkung festzulegen, auf welcher alles weitere in der Ausführung aufbaut.
Ein Estrichleger oder auch die anderen Gewerke in diesen Räumen werden sich fragen, was habe ich mit der Abdichtung zu tun, diese wird doch von einem anderen Handwerker eingebaut. Dies ist auch korrekt, dennoch ist das Bauteil Estrich nahe im Bereich der Abdichtung zu finden. Wenn man die im Juli 2017 erschienene Innenraumabdichtungsnorm DIN 18534 berücksichtigt, so werden dort verschiedene Bauweisen beschrieben: Die Abdichtung kann unterhalb eines Estrichs angeordnet sein und der Estrich wird als Estrich auf Trennlage eingebaut. Die Abdichtung kann aber auch als Verbundabdichtung auf dem Estrich im direkten Kontakt miteinander appliziert (flüssiges System) oder verklebt (bahnenförmige Verbundabdichtungen) werden. Der Estrich ist also Untergrund für die Abdichtung. Je nach Situation ist auch eine Kombination aus beiden Varianten möglich. Dann wird unterhalb des Estrichs und auch auf seiner Oberfläche eine Abdichtung angeordnet. Diese Variante erfordert viel Detailarbeit im Bereich des Sockels beim Boden-Wand-Übergang und der Durchdringungen, wie Medienleitungen und Bodenabläufe.
Vom Estrichleger wird gefordert, Estriche mit Gefälle herzustellen, ohne dabei notwendige Estrichdicken zu unterschreiten. Hinzu kommen Fugenpläne, die anspruchsvoll sein können, da in gewerblich genutzten Großküchen eine Vielzahl an Podesten, Bodenabläufen und Rinnen zu berücksichtigen sind. Soll ein Badezimmer einen Duschplatz mit Bodenablauf oder Rinne erhalten, so ist bei einem Risiko von Wasserübertritt in trockene Bereiche in der Tür ein Höhenunterschied von maximal 10 mm vorzusehen. Dabei müssen Stolpergefahren und Barrierefreiheit beachtet werden. Somit kann eine kleine Schwelle entstehen, damit das Wasser nicht ungehindert in die trockenen Bereiche laufen kann. Auch muss der Estrichleger darauf achten, dass notwendige Estrichdicken noch eingehalten werden können.
Leider begegnen uns sehr viele Undichtigkeiten in Badezimmern oder Großküchen. Das Normenwerk DIN 18534 beschreibt in Teil 1 klar und deutlich, dass alle am Nassraum Beteiligten mit zum Erfolg einer Abdichtungsmaßnahme beizutragen haben. Auch die Wahl des Estrichbindemittels spielt dabei eine Rolle. Immer wieder kommt es zu Konflikten und Diskussionen auf der Baustelle, ob der calciumsulfatgebundene Estrich noch möglich ist oder ob man auf einen Zementestrich ausweichen muss. Aufgrund seiner Feuchtigkeitsunempfindlichkeit sollte der Zementestrich immer die erste Wahl sein. Legt der Planer fest, dass dieser Boden in die Wassereinwirkungsklasse 2 fällt, so ist ein feuchtigkeitsempfindliches Bindemittel sowieso nicht mehr erlaubt.
Das Thema Abdichtung und Abdichtungsnorm mag den einen oder anderen mittlerweile schon nerven, leider gibt es eine große Anzahl an Durchfeuchtungsschäden, die mit hohen Sanierungskosten verbunden sind. In Innenräumen haben sich die flüssig zu verarbeitenden sowie die bahnenförmigen Verbundabdichtungen etabliert. Diese werden auf den Estrichoberflächen verklebt. Der Estrich muss eine gute Oberflächenfestigkeit besitzen und sollte zum Zeitpunkt der Abdichtungsarbeiten ein gewisses Alter und eine Trockenheit haben. Dies ist insofern wichtig, da die Verbundabdichtung mit einem keramischen Belag als Schutzschicht im direkten Kontakt verklebt wird. Dadurch entsteht ein mehrschichtiger Systemaufbau. Die Fliese gibt in dem Moment vor, wie trocken der Estrich sein muss.
Hinsichtlich der Abdichtungsarbeiten ist zu beachten, dass alle notwendigen Stoffe von einem Hersteller mit entsprechendem Nachweis (ETA oder abP) verbaut werden. Die flüssig einzubauenden Systeme leben von ihrer Schichtdicke (Dispersionen 0,5 mm, zweifarbig aufzutragen), Dichtschlämmen 2 mm, Reaktionsharze 1 mm) und sind zweimalig aufzutragen, um die geforderte Dicke zu erreichen. Im Rahmen einer Überprüfung kann dies als Mindesttrockenschichtdicke durch eine Ausbauprobe ermittelt werden.
Das Abdichten ist und bleibt ein wichtiges Gewerk im Rahmen der Gebäudeerstellung. Die technische Gebäudeausstattung sowie Wünsche seitens der Bauherren machen es nicht einfacher - im Gegenteil, viele Details wie Anschlüsse und Durchdringungen müssen für jedes Bauvorhaben neu überdacht und geplant werden. Die Anwendungstechniker der Hersteller unterstützen hier gerne.
Fazit: Wasser hat einen spitzen Kopf und nutzt gnadenlos seine Chance, wenn es in der Planung und der Ausführung Lücken gibt. Dies muss nicht sein, DIN 18534 oder verschiedene Merkblätter und Richtlinien sind sehr gute Hilfsmittel, damit der nächste Nassraum dicht bleibt.
aus
FussbodenTechnik 05/22
(Handwerk)