Fachteil Holzpflaster

Werkraumklassiker und Modebelag

Holzpflaster ist mehr als ein robuster Boden für Werkräume und gewerblich bzw. industriell genutzte Flächen mit hoher Belastung. Auch Versammlungsstätten und privaten Wohnbereichen verleiht das markante Hirnholz eine besondere Note - und so erlebt das Nischenprodukt bei Architekten immer wieder eine kleine Renaissance. Manfred Weber, Bundesinnungsmeister und Sachverständiger, widmete sich auf den Würzburger Holztagen dem "Modebelag Holzpflaster".

In seinem Fachvortrag auf den Würzburger Holztagen bei Pallmann schlug der Sachverständige Manfred Weber einen weiten Bogen von der Definition und Beschaffenheit über die fachgerechte Verlegung bis hin zu Nutzungsbereichen von Holzpflasterböden. Besonders spannend wurde es für die Parkettleger im Plenum, als um die Sachverständigenpraxis ging: Den Fugenschäden an einem neu verlegten Hirnholzboden lagen gleich eine ganze Reihe von Ausführungsmängeln zugrunde.

Produktaufbauten von repräsentativ
bis hochbelastbar

Technisch beschrieben wird Holzpflaster als Fußboden für Innenräume aus scharfkantigen, nicht imprägnierten Holzklötzen, die einzeln zu gepflasterten Flächen verlegt werden. Die Hirnholzseite dient als Nutzfläche. Wie der normgerechte Aufbau aussieht und wie damit fachgerecht umgegangen wird, beschreiben die Normen "DIN 68702 Holzpflaster 2017-06" und "DIN 18356 Parkett- und Holzpflasterarbeiten".

Je nach Beanspruchung gliedern sich die Einsatzbereiche von Holzpflaster grundsätzlich in Böden für repräsentative Räume und Wohnbereiche (RE), für Werkräume und Räume mit gleichartiger Beanspruchung (WE) sowie für industriell und gewerblich genutzte Flächen (GE). Die robusten Klötze werden in Höhen zwischen 22 und 80 mm hauptsächlich aus Kiefer, Fichte, Lärche oder Eiche gefertigt. Sind sie weniger als 22 mm hoch, handelt es sich übrigens nicht um Holzpflaster, sondern um Hirnholzboden.

Zum natürlichen Boden passen
umweltverträgliche Verlegewerkstoffe

"Der mittlere Feuchtegehalt der Holzklötze bei Anlieferung ist nach dem zu erwartenden Raumklima der örtlichen Verhältnisse festzulegen", führte Manfred Weber zur Verlegepraxis aus. Bei Holzpflaster RE liegt dieser zwischen 8 und 12 %, bei Holzpflaster WE zwischen 8 und 13 % und bei Holzpfaster GE zwischen 10 und 14 %. Dabei dürfe der mittlere Feuchtegehalt einzelner Klötze von der Festlegung um +/- 2 % Holzfeuchte abweichen. "Bei hiervon abweichend zu erwartenden raumklimatischen Bedingungen muss dies im Leistungsverzeichnis besonders aufgeführt, bzw. vom Auftraggeber dem Auftragnehmer der Holzpflasterarbeiten vorab mitgeteilt und die erforderliche Holzfeuchte vorgegeben werden", mahnte der Sachverständige. Soll das Holzpflaster auf nicht wärmegedämmtem Untergrund verlegt werden, müsse der Auftragnehmer darüber ebenfalls in Kenntnis gesetzt werden.

Der Feuchtegehalt gilt bei Anlieferung und Verlegung und wird mit einem geeigneten Messgerät bestimmt; im Zweifelsfall ist die Darrmethode nach DIN 52183 maßgebend. Für die Neuverlegung des Naturprodukts empfehlen sich lösemittelfreier Klebstoff und offenporige Oberflächenbehandlungen. "Bei Alt-Holzpflaster muss immer geprüft werden, ob der Boden noch fest arretiert auf dem Estrich liegt und ob dann eine wässrige Versiegelung aufgetragen werden kann", sagt Manfred Weber. Empfehlung sei immer ein Öl, da keine Quellspannung auf das Holz, den Klebstoff und den Untergrund erzeugt wird.

Je nach Holzpflaster-Typ arbeitet der Parkettleger unterschiedlich: RE-Produkte werden gleichmäßig geschliffen, die Anzahl der Schleifgänge und die Feinheit der Körnung richten sich nach der Oberflächenbehandlung, zum Beispiel kalt- oder warmwachsen, heißeinbrennen, ölen oder lasieren. Für WE-Produkte werden Schleifen und Oberflächenbehandlung gesondert vereinbart.

Was die Beurteilung der Oberfläche angeht, gibt Weber zu bedenken, dass Holzpflaster ein rustikaler Boden ist: "Er kann material- und raumklimabedingte Fugen haben - mit Breiten bei RE im Mittel bis 1 mm, bei WE im Mittel bis 3 mm." In geringem Umfang könnten auch größere Fugen toleriert werden, wenn der Gesamteindruck der Fläche dadurch nicht wesentlich beeinträchtigt wird. Und: Das Raumklima sollte konstant der mittleren Feuchte des eingebauten Bodens entsprechen, um die Gefahr des Quellens und Schwindens der Holzklötze zu reduzieren.

Imke Laurinat


Holzpflaster-Spezifikationen
RE
Rustikaler, repräsentativer Boden in Verwaltungs- und Versammlungsstätten, Gemeinde- und Freizeitzentren, Hobbyräumen und Wohnbereichen
Holzarten: Kiefer, Fichte, Eiche, Lärche oder gleichwertiges Holz
Abmessungen der Klötze (in mm)
Höhen: 22, 25, 30, 40, 50, 60, 80
Breiten: 40 - 80
Längen: 40 - 120

WE
Widerstandsfähiger, fußelastischer Boden in Werkräumen und
für Räume mit gleichartiger Beanspruchung ohne große Klimaschwankungen und ohne Fahrzeug- und
Staplerverkehr (außer Leichttransporte)
Holzarten: Kiefer, Fichte, Eiche, Lärche oder gleichwertige Holz
Abmessungen der Klötze (in mm)
Höhen: 30, 40, 50, 60, 80
Breiten: 40 - 80
Längen: 40 - 140

GE
Gewerblich und industriell genutzte Bereiche mit
Stapler- und Fahrverkehr mit hoher Frequenz und/oder Momentlasten
Holzarten: Kiefer, Fichte, Eiche,
Abmessungen der Klötze (in mm)
Höhen: 50, 60, 80, 100
Breiten: 60 - 80
Längen: 60 - 140
aus Parkett Magazin 06/22 (Handwerk)