BVPF-Sachverständigentag: Frank Recht über Lederböden

Technisch problematisches Nischenprodukt

Lederexperte Frank Recht informierte auf dem diesjährigen BVPF-Sachverständigentag über die technischen Möglichkeiten und Grenzen von Leder als Bodenbelagsmaterial. Eine Nische für den Parkettleger?

Lederböden sind ein absolutes Nischenprodukt, sündhaft teuer und nach Einschätzung des Leder-Sachverständigen Frank Recht ist das Material für den Boden auch problematisch: "Ich habe noch keinen Lederfußboden im Wohnbereich gesehen." Nach DIN EN 15987 ist Leder eine gegerbte Haut aus fast reinem Collagen ohne Fette und andere Inhaltsstoffe. So kann die Haut nicht verwesen. Unterschieden werden Lederarten in Glatt- und Rauleder sowie nach der Art des Gerbens. Im Fußbodenbereich am meisten eingesetzt wird dem Vernehmen nach "Gedecktes Leder", auch als "Pigmentiertes Leder" bezeichnet, daneben Rauleder und mit PU-Folie beschichtetes Spalt- oder Narbenleder. Sogar das recht empfindliche Anilinleder, auf dem jeder Wassertropfen sichtbar wird, soll Liebhaber gefunden haben.

Recht beschrieb vier mögliche Aufbauten von Leder-Fußböden: Erstens das pure Leder, eingelegt in ein Kleberbett. Mut zum Risiko gehört dazu, denn ein ungetesteter Kleber kann durchschlagen und die Oberfläche verfärben. Klimaschwankungen führen zu Schwundrissen und Dimensionsänderungen. Doch immerhin ließe sich die Oberfläche durchaus mit Parkettlack versiegeln.

Zweitens eine auf Filz laminierte Lederschicht. Wie bei allen Mehrschichtprodukten muss hier die Verklebung zum Trägermaterial Rücksicht auf das unterschiedliche Dehnungsverhalten nehmen. Eine Schwankung der Luftfeuchte könnte hier aufgrund von Rücktrocknung und Schrumpfung in Spaltenbildung, Aufwerfen und Hochbiegen der Ecken resultieren.

Ist die dritte Variante sicherer? Eher nicht, denn sie besteht in einer Kaschierung von Leder auf einem Korkträger. Die Schichtverklebung muss zur Faserrichtung beider Naturstoffe stimmen. Darüber hinaus bleiben die Probleme mit den oben genannten Klimaschwankungen bestehen.

Bei Variante Nr. 4 schließlich wird Leder auf einen HDF-Träger kaschiert und kann als Klickboden verlegt werden. Die Aufnahme an Luftfeuchte und damit die Ausdehnungsgefahr ist geringer. Frank Recht: "Trotzdem biegen sich die Ecken hoch, wenn das Leder nicht besonders dafür eingerichtet ist." Und abgesehen davon seien Klickvarianten derzeit am Markt nicht vorhanden.
Henrik Stoldt


Zum Verlegen von Lederböden

Untergrund und Bodenbeschaffenheit prüfen, denn Fußbodenheizung führt zu Fugenbildung von 3-5 mm.

Ein Kaminbereich muss geschützt werden, Verlegung im Wintergarten wird nicht empfohlen.

Leder sollte geklebt werden, hat aber einen Kapillar-Effekt - was darunter ist, kommt nach oben. Deshalb bei jeder neuen Verlegung und jedem unterschiedlichen Leder vorab Klebertests duchführen

Chromgegerbte Lederfliesen reagieren stark auf Luftfeuchte, dehnen und schwinden.

Extrem wichtig: Eine Klimatisierung des Lederfußbodens vor der Verlegung. Manche Produkte haben 8 % Feuchte, andere 12 %. Kommen jeweils 2 % hinzu, ergibt sich eine große Ausdehnung. Verlegerichtlinien des Herstellers prüfen.
aus Parkett Magazin 06/22 (Handwerk)