"Mehr Markt machen"
Anlässlich der Präsentation der "Farbe 2005" äußert sich Jürgen Hinz, Präsident des Hauptverbandes Farbe, Gestaltung, Bautenschutz, zur Lage der Branche und aktuellen Entwicklungen. Eine Zusammenfassung:
"Wir als Hauptverband stehen in Deutschland für rund 40.000 Maler- und Lackiererbetriebe. Es gibt laut Statistik 212.000 Beschäftigte in unserem Gewerk, von denen jeder durchschnittlich einen Umsatz von ca. 54.200 Euro erzielte. Das summiert sich zu einem Gesamtumsatz von 11,5 Milliarden EUR. Im vergangenen Jahr waren etwa 37.000 Lehrlinge in der Ausbildung zum Maler- und Lackierer.
Die Krise am Bau hat auch den Renovierungs- und Sanierungsmarkt erfasst. In den beiden vergangenen Jahren hatten wir jeweils einen Umsatzrückgang von ca. 8%. Im laufenden Jahr 2004 hat sich dieser Negativtrend etwas verlangsamt. Wir gehen nochmals von einem Rückgang aus in Höhe von ca. 5,6 %.
Im vergangenen Jahr galten unsere Bemühungen dem Erhalt des Meisterbriefs für unser Gewerk. Dies hatte Erfolg. Die jetzt vorgelegte Betriebsstatistik für das erste Halbjahr 2004 zeigt deutliche Tendenzen:
Die Zahl der Malerbetriebe ist bundesweit nur marginal gestiegen, um ca. 554 Betriebe. Altgesellenregelung und weitere Tendenzen zur Aufweichung der seit 1.1.2004 geltenden Handwerksordnung zeigen in unserem Bereich offensichtlich keine Wirkung. Dramatischer ist die Situation in den Gewerken, wo die Meisterpflicht nicht mehr Voraussetzung zur Selbständigkeit ist. Im Fliesenlegerhandwerk gibt es eine Steigerung um 47% bei den Betriebsanmeldungen, bei den Raumausstattern 10% mehr und bei den Gebäudereinigern 34% Ca. 80% der Neugründer verfügen über keine berufliche Qualifikation, noch nicht einmal einen Gesellenbrief. Die politische Entscheidung pro Meisterbrief im Maler- und Lackiererhandwerk gibt der Branche Stabilität und auch einen Imagegewinn.
Unter dem Dach der "Farbe" wird Köln wieder Gastgeber für die UNIEP (Union Internationale des Entrepreneurs de Peinture) und deren Schwesterverbände sein. Die Arbeit des Hauptverbandes auf europäischer Ebene ist wichtig. Ein Beispiel dazu aus jüngster Zeit:
Es war zu befürchten, dass uns wesentliche Werkstoffe und Produkte aus Alcyldharzlacken künftig nicht mehr zur Verfügung stehen würden (Stichwort Decopaint). Dieses Aus hätte alle getroffen, aber die Interessenvertretung gemeinsam mit der Industrie trug Früchte. Im Europaparlament wurde eine Fassung verabschiedet, die Perspektiven lässt. So gehen wir davon aus, dass, unter Berücksichtigung der neuen VOC-Regelung, auf der "Farbe" neue Produkte und Werkstoffe Premiere haben werden.
Unsere gesamte Branche wird nur dann eine ertragsreiche Zukunft haben, wenn es uns gelingt, Marktchancen zu nutzen, durch die Erschließung neuer Marktfelder mehr Markt zu machen. Dass wir am Markt angepasst und flexibel reagieren, haben wir oft bewiesen. Zwei Beispiele: Weiterhin nehmen viele Betriebsinhaber an den Schulungen zur Baufuge teil, ums sich in diesem Geschäftsbereich Marktvorteile zu sichern. Und "Tapeten & Friends", ein Joint Venture zwischen uns und der Tapetenindustrie. Dieser Markt bietet Zuwachsraten. Wir zertifizieren als Hauptverband zukünftig entsprechende Weiterbildungsangebote zum Raumdesigner, also zur Innenraumgestaltung. Sie sehen: Marktnischen werden konsequent angegangen und genutzt."
aus
BTH Heimtex 11/04
(Farben, Lacke)